SAP-Aufsichtsrat

SAP-HV verabschiedet Hasso Plattner

Auf der Hauptversammlung hat SAP Hasso Plattner mit viel Lob verabschiedet. Sein Nachfolger Pekka Ala-Pietilä gibt sich bescheiden.

SAP-HV verabschiedet Hasso Plattner

Standing Ovations zum Abschied für Hasso Plattner

Von Sabine Reifenberger, Frankfurt

Hasso Plattner und die von ihm mitgegründete SAP sind für viele eine untrennbare Einheit. Der wohl offensichtlichste Ausdruck der engen Verbindung: Wer in die SAP-Zentrale möchte, den führt der Weg nach Walldorf in den Hasso-Plattner-Ring. Bei Fahrern der örtlichen Taxiunternehmen ruft allein die Nennung dieser Adresse regelmäßig eine Reaktion hervor. Der eine hat Hasso Plattner mal in der Stadt gesehen, die andere berichtet voller Stolz, am selben Tag wie er Geburtstag zu haben. Mit der gestrigen Hauptversammlung tritt Plattner bei SAP stärker in den Hintergrund – und wurde zum Abschied gefeiert wie jemand, der schon zu Lebzeiten Legendenstatus erlangt hat.

Es war nicht meine Idee, hier so lange zu sitzen.

Hasso Plattner über seine Zeit als Aufsichtsratschef

Mehr als ein halbes Jahrhundert prägte Plattner die Geschicke des Softwarehauses, von der Mitgründung 1972 über den Börsengang 1988 bis hin zu Führungsposten im Vorstand und Aufsichtsrat. Seit 2003 war Plattner Vorsitzender des Aufsichtsgremiums. Er habe aber „nicht an dem Job geklebt“, betonte Plattner auf der Hauptversammlung am Mittwoch. Vielmehr sei er immer wieder gebeten worden, sein Mandat zu verlängern. „Es war nicht meine Idee, hier so lange zu sitzen.“ CEO Christian Klein sagte, er habe „schon einfachere Reden gehalten“ als die Abschiedsrede und würdigte Plattners „herausragende Lebensleistung“.

SAP sagt „Danke, Hasso“

Während Kleins Ansprache leuchtete auf der Leinwand hinter dem Podium groß der Schriftzug „Danke für alles, Hasso!“ auf. Plattner sei ein mutiger und unkonventioneller Unternehmer gewesen, ein Netzwerker und Brückenbauer, nah am Kunden und mit dem Talent, große Entwicklungen vorauszusehen, sagte Klein. „Es gibt nur einen Hasso Plattner, aber die Welt und wir hier in Deutschland könnten mehr Hassos gebrauchen.“ Als Plattner sich für das Vertrauen der Anteilseigner bedankt, folgt anhaltender Applaus in der SAP Arena in Mannheim. Von Vorstand, Aufsichtsratskollegen und Publikum gibt es Standing Ovations.

Doch der ruckelige Übergang an der Aufsichtsratsspitze trübt die Euphorie. Der 2023 zunächst als Nachfolger auserkorene frühere Deloitte-Manager Punit Renjen trat die erneute Reise nach Walldorf gar nicht erst an. Er verlässt den Aufsichtsrat nach einem Jahr im Amt, auf der Hauptversammlung fehlte er unter Verweis auf anderweitige Verpflichtungen. Dem im Februar als Neu-Nachfolger verkündeten Pekka Ala-Pietilä blies im Vorfeld heftiger Gegenwind ins Gesicht. Einige Fondsgesellschaften fürchteten mangelnde Unabhängigkeit, da der Finne bereits 19 Jahre im Aufsichtsrat der Walldorfer saß. Zudem stößt die Vielzahl seiner Mandate auf Kritik. Union Investment und Deka hatten im Vorfeld angekündigt, die Wahl nicht mittragen zu wollen.

Pekka Ala-Pietilä für zwei Jahre gewählt

Am Ende winkten die 73% des Grundkapitals, die ihre Stimme abgaben, die Nominierung dennoch mit großer Mehrheit durch. Ala-Pietilä kam auf eine Zustimmung von 95,5%. Der neue Aufsichtsratschef gab sich bei seiner Vorstellung bescheiden: Er glaube, dass niemand Hasso Plattners Fußstapfen ausfüllen könne, sagte Ala-Pietilä. „Es wäre auch ein Riesenfehler, das überhaupt zu versuchen.“ Ala-Pietilä ist nun für zwei Jahre gewählt und muss in dieser Zeit eine langfristige Nachfolgeregelung aufstellen.

Für seine Dienste wird er eine erhöhte Grundvergütung von 600.000 Euro jährlich erhalten. Der Vorschlag der Verwaltung, die Bezüge für den Aufsichtsratschef anzuheben, wurde mit 98,25% Ja-Stimmen abgesegnet. Der Vergütungsbericht für 2023 erhielt 90,38% Zustimmung.

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