Julia White und Scott Russell

SAP-Vorstände gehen ein Jahr nach Vertragsverlängerung

SAP trennt sich auf einen Schlag von zwei Vorständen, deren Verträge erst im Vorjahr bis 2027 verlängert wurden. Vertriebschef Scott Russell und Marketing-Vorständin Julia White scheiden beide per Ende August aus.

SAP-Vorstände gehen ein Jahr nach Vertragsverlängerung

SAP-Vorstände gehen ein Jahr nach Vertragsverlängerung

sar Frankfurt
Von Sabine Reifenberger, Frankfurt

SAP baut erneut den Vorstand um: Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, müssen Chief Revenue Officer Scott Russell (51) sowie Chief Marketing and Solutions Officer Julia White (50) ihre Posten bereits mit Wirkung zum 31. August räumen. Darauf hätten sich die Vorstände mit dem Aufsichtsrat einvernehmlich geeinigt. „In dieser nächsten Transformationsphase sind weitere Veränderungen unvermeidlich“, hießt es in einer internen Mitteilung, die der Börsen-Zeitung vorliegt.

Während die Position von Vertriebschef Russell nachbesetzt werden soll, will SAP die Marketingaufgaben auf andere Ressorts verteilen. Die Mandate beider Vorstände hatten die Walldorfer erst im vergangenen Jahr um drei weitere Jahre bis 2027 verlängert. Gemäß dem Vergütungsbericht sehen die Verträge aller Vorstandsmitglieder vor, dass SAP im Fall der vorzeitigen Beendigung des Vorstandsvertrags eine Abfindung zahlt. Deren Höhe soll den Wert von zwei Jahresvergütungen nicht überschreiten. Dort hinein zählen die Festvergütung sowie die kurz- und langfristigen erfolgsabhängigen Vergütungsbestandteile.

Vor dem Hintergrund der erfolgreichen Cloud-Transformation der SAP ist der Aufsichtsrat der Ansicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um die nächste Wachstumsphase einzuläuten.

Aufsichtsratschef Pekka Ala-Pietilä

Russell erhielt für 2023 laut Vergütungsbericht eine Festvergütung von 1 Mill. Euro sowie erfolgsabhängige Vergütungen über 1,9 Mill. Euro. White bekam für 2023 eine Festvergütung von 750.000 Euro sowie erfolgsabhängige Vergütungsbestandteile über 1,5 Mill. Euro. Bei den jährlich gewährten Vergütungen erhalten die Vorstände zudem noch Nebenleistungen und Ausgleichszahlungen, etwa für verfallene Vergütung bei vorherigen Arbeitgebern.

Für ausscheidende SAP-Vorstandsmitglieder besteht laut Vergütungsbericht ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot von zwölf Monaten. Für diesen Zeitraum erhält das jeweilige Vorstandsmitglied eine Karenzentschädigung von 50% der durchschnittlichen vertragsgemäßen Leistungen bezogen auf die vorangegangenen drei Jahre. Die Abfindungszahlung wird auf die Karenzentschädigung angerechnet. „Vor dem Hintergrund der erfolgreichen Cloud-Transformation der SAP ist der Aufsichtsrat der Ansicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um die nächste Wachstumsphase einzuläuten“, sagte der seit wenigen Monaten amtierende Aufsichtsratschef Pekka Ala-Pietilä.

SAP-CEO Klein übernimmt interimistisch Vertriebsthemen

Russell, der bei SAP zuletzt die globale Organisation für Vertriebs-, Partner- und Kundenengagement verantwortete, ist seit 2010 bei dem Unternehmen tätig und wurde 2021 in den Vorstand berufen. Bis die Nachfolge von Scott Russell geregelt ist, übernimmt vorübergehend SAP-CEO Christian Klein die Leitung der Vertriebsorganisation.

White kam erst 2021 an Bord. Ihr Abgang folge aus der Entscheidung, die Teams für Produktmarketing enger mit den Chief Product Officers zu verzahnen. Dafür sollen die Teams an die Vorstandsbereiche Product Engineering unter Leitung von Muhammad Alam sowie Technologie & Innovation unter Führung von Jürgen Müller angedockt werden. Bis diese Zusammenführung umgesetzt ist, berichten sie an CEO Klein. Einer internen Mitteilung zufolge war dies „der passende Zeitpunkt“, sich von einem eigenen Vorstand für Marketing zu verabschieden.

SAP verteilt Marketingaufgaben um

Auch Whites weitere Aufgaben werden in der bestehenden Struktur verteilt: Die Verantwortung für Government Affairs wird in den Vorstandsbereich Global Finance & Administration wechseln und an CFO Dominik Asam berichten. Die übrigen Teams wechseln in den Bereich des CEO. Die vereinfachte Struktur soll der internen Mitteilung zufolge schnellere Entscheidungen ermöglichen.

Strategisch betont CEO Klein in dem Schreiben den „Land and Expand“-Ansatz, den er bei SAP umsetzen will. Ein Kunde, bei dem SAP einmal mit einem Kernprodukt „gelandet“ ist, soll anschließend über modulare ergänzende Lösungen und Erweiterungen enger gebunden werden. Für Mittwoch hat SAP ein außerordentliches globales Mitarbeitertreffen angekündigt.

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