Private Equity

Selfmade-Milliardär Torsten Toeller lässt Cinven an den Fressnapf ran

Der Finanzinvestor Cinven steigt beim Heimtierbedarfshändler Fressnapf ein. Damit gibt der 58 Jahre alte Gründer Torsten Toeller erstmals Anteile an dem milliardenschweren Unternehmen ab.

Selfmade-Milliardär Torsten Toeller lässt Cinven an den Fressnapf ran

Milliardär Torsten Toeller lässt Cinven an den Fressnapf ran

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Dass der Selfmade-Milliardär Torsten Toeller es riskiert, dass ihm jemand hineinzureden versucht, hätten viele von ihm nicht erwartet, aber: „Happier pets. Happier people“. So lautet der Werbespruch seines Heimtierbedarfshändlers. Der 58 Jahre alte Gründer und Verwaltungsratschef der Fressnapf SE gibt jetzt erstmals Anteile an dem milliardenschweren Unternehmen mit Sitz in Krefeld ab – an einen Finanzinvestor. Die Private-Equity-Firma Cinven, in Deutschland auch als Miteigentümer des Generikakonzerns Stada bekannt, verkauft den kleineren italienischen Konkurrenten Arcaplanet an Fressnapf – und steigt im zweiten Schritt in einer separaten Transaktion mit einem Minderheitsanteil bei Fressnapf ein.

Toeller behält Fressnapf-Mehrheit

Laut Finanzkreisen geht es dabei um weniger als 20%. Mehrheitseigentümer von Fressnapf bleibt Toeller. Cinven hatte kurz nach der Übernahme von Arcaplanet im Jahr 2022 die Fressnapf-Tochter Maxizoo Italia übernommen, im Zuge dessen bekam Fressnapf eine Minderheitsbeteiligung an Arcaplanet. Nun gibt Cinven das vergrößerte Unternehmen mit 560 Filialen und 700 Mill. Euro Umsatz nach zwei Jahren an den Geschäftspartner ab.

„Ich freue mich sehr, Cinven als meinen ersten externen Gesellschafter in der Fressnapf-Gruppe begrüßen zu dürfen“, sagt Toeller. Und Cinven-Co-Managing-Partner und Deutschlandchef Bruno Schick pflichtet ihm bei: „Unsere Beziehung zu Torsten besteht schon seit vielen Jahren und wir freuen uns, diese starke Partnerschaft durch die Investition der Cinven-Fonds in Fressnapf auszubauen.“ Nicht nur der gebürtige Kölner Toeller – in zweiter Ehe verheirateter Vater dreier Kinder – wagt damit ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Auch für eine Private-Equity-Firma wie Cinven ist die Minderheitsbeteiligung ein besonderer Schritt. Seit KKR, die Mutter aller Private-Equity-Firmen, im Jahr 1976 von Jerome Kohlberg, Henry Kravis und George Roberts gegründet wurde, ist die Branche für Mehrheitsbeteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen (Buy-outs) bekannt. Mit der starken Fremdfinanzierung ist dies jedoch bei hohen Zinsen schwieriger geworden. Immer öfter setzt Private Equity auf Minderheitsbeteiligungen an Familienunternehmen oder ausgegliederten Konzernteilen. Früher wäre das undenkbar gewesen, weil Finanzinvestoren die volle Kontrolle wollten.

Private Equity nimmt Minderheit

Oft ist die Unterbewertung eines abseits der Börse familiengeführten Unternehmens das Motiv für den Einstieg. Beispiele sind der gerade erfolgte gemeinsame Einstieg von EQT und der Kühne-Holding beim Fernbusanbieter Flix sowie die Minderheitsbeteiligung von KKR beim Bremer Raumfahrt-Familienkonzern OHB, der „deutschen SpaceX“, oder die Minderheitsbeteiligung von BDT Capital, der Beteiligungsgesellschaft von „Warren Buffetts Banker“ Byron Trott, an der Stuttgarter Gebäudetechnikfirma Exyte (ehemals M+W Group), die Halbleiterfabriken baut.

Toeller, der mit seinem Investment in die Signa-Holding von René Benko rund 200 Mill. Euro verlor, hat keine Berührungsängste mit Finanzinvestoren. 2014 gründete er sogar selbst einen Private-Equity-Fonds namens Genui. Doch es ist anzunehmen, dass Toeller verlangt hat, dass sich Cinven bei Fressnapf als im buchstäblichen Sinne stiller Teilhaber verhält. Zu lange hatte er allein das Sagen in dem Unternehmen, das er selbst von Grund auf geschaffen hat.

Nach dem Abitur 1985 in Dormagen hatte Toeller eine Lehre im Einzelhandel bei Allkauf mit anschließendem Studium absolviert. Nach einer berufsbedingten Reise in die USA entwickelte er – angeregt von amerikanischen Super-Pet-Stores – die Idee eines Discount-Fachmarktes rund ums Tier für Deutschland. 1990 eröffnete der damals 24-jährige Toeller seinen ersten Fachmarkt für Tiernahrung und -zubehör in Erkelenz. Ab 1992 entstanden Märkte im Franchise-System, im Jahr 1997 dann erstmals auch in Österreich.

Fressnapf ist Vorbild für Zooplus

Inzwischen kommt die Fressnapf-Gruppe mit mehr als 2.600 Läden in 14 Ländern auf rund 5 Mrd. Euro Umsatz. Fressnapf ist damit Vorbild für den wichtigsten Konkurrenten Zooplus. Der Online-Tierfutterhändler mit Sitz in München, der den Finanzinvestoren EQT und Hellman & Friedman gemeinsam gehört, macht 4 Mrd. Euro Umsatz und hat in Europa einen Marktanteil von 50%.

Da, wo Fressnapf schon ist, will Zooplus hin. Denn laut Branchenkennern liegt die Marge von Fressnapf bei den selbst hergestellten Produkten in der Größenordnung von zwei Dritteln. Die Eigenmarken machen bei Fressnapf rund 80% des Umsatzes aus. Der hohe Anteil wird unter anderem dadurch erreicht, dass die Mitarbeiter in den Fressnapf-Filialen den Kunden die eigenen Produkte empfehlen.

EQT hatte Zooplus zusammen mit dem Rivalen Hellman & Friedman 2021 für 3,7 Mrd. Euro übernommen. Das entsprach damals dem 58-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) – ein stolzer Preis. Entsprechend ist klar, dass Fressnapf, die deutlich größer und weitaus profitabler ist, etliche Milliarden Euro wert sein muss.