Softbank-Vize Marcelo Claure geht von Bord
Von Martin Fritz, Tokio
Paukenschlag bei Softbank Group: Die bisherige Nummer 2, Marcelo Claure, verlässt nach neun Jahren enger Zusammenarbeit mit Gründer und CEO Masayoshi Son die Brücke des japanischen Technologieinvestors. In der Mitteilung unterstreicht Softbank das gegenseitige Einverständnis bei der Trennung. Der 51-jährige Claure bedankt sich bei Son für die Chance, ihm als Mentor und Freund gedient zu haben. Der 64-jährige Softbank-Chef hebt die Hingabe von Claure hervor und erwähnt seine „vielen Beiträge“. In Wirklichkeit kriselte die Beziehung der beiden Topmanager schon seit Monaten.
Nach unbestätigten Berichten drang der US-Amerikaner mit bolivianischen Ursprüngen auf eine deutlich höhere Bezahlung. Zwar war er im letzten Geschäftsjahr mit 1,8 Bill. Yen (14 Mill. Euro) der bestbezahlte Manager der Gruppe knapp hinter dem Chef des Chipdesigners ARM Simon Segars. Aber für seine Leistungen beim Turnaround des US-Mobilfunkers Sprint und dessen Verschmelzung mit der US-Tochter der Deutschen Telekom sowie der Sanierung des Büroflächenvermieters Wework verlangte Claure angeblich bis zu 1 Mrd. Dollar.
Zur Finanzierung wollte er den 8 Mrd. Dollar schweren Lateinamerika-Fonds unter seinen Fittichen mit 48 Beteiligungen in Technologie-Start-ups an die Börse bringen. Darin sah Son jedoch angeblich keinen Mehrwert für Softbank. Dennoch dürfte ihn der Abgang seines Stellvertreters erheblich Geld kosten. Die Abfindung könnte sich auf „mehrere hundert Millionen Dollar“ belaufen, berichtet die „Financial Times“.
Claure bediente so viele Schalthebel von Softbank, dass er immer wieder als Thronfolger des japanischen Konzerngründers gehandelt wurde. Seit Juni 2018 verantwortete er als COO der Japan-Holding und CEO der Auslandsgeschäfte das Tagesgeschäft und die Umsetzung der Strategie. Zum Dollar-Milliardär wurde Claure durch die Gründung seines Unternehmens Brightstar für Dienstleistungen im US-Mobilfunksektor. Beim Verkauf von 70% seiner Anteile 2013 an Softbank erhielt er 1 Mrd. Dollar. Anschließend beförderte Son seinen neuen Partner zum CEO des US-Mobilfunkers Sprint, den er für 20 Mrd. Dollar erworben hatte. Nach dem Softbank-Einstieg saß Claure im Aufsichtsrat der Deutschen Telekom.
Bisher zeichnet sich kein direkter Nachfolger ab. Jedoch übernimmt der französische Telekom-Manager Michel Combes (59) die Führung von Softbank Group International. Combes war von 2018 bis 2020 der CEO von Sprint.