Nato-Chef

Stoltenbergs Wechsel an Zentralbankspitze sorgt für Wirbel

Die Nato muss sich um einen neuen Chef bemühen, weil Jens Stoltenberg Notenbankchef in Norwegen wird. In seiner Heimat ist die Ernennung umstritten.

Stoltenbergs Wechsel an Zentralbankspitze sorgt für Wirbel

rec

Es ist eine umstrittene Personalie, die sowohl in Norwegen als auch international für Aufsehen sorgt: Der bisherige Nato-Chef Jens Stoltenberg wird Zentralbankchef in seinem Heimatland. Das teilte das norwegische Finanzministerium am Freitag mit. Stoltenberg soll das Amt um den 1. Dezember übernehmen, ließ die Zentralbank verlauten. Amtsinhaber Øystein Olsen geht bereits zum 1. März in den Ruhestand. In der Zwischenzeit wird Vizechefin Ida Wolden Bache, die selbst Ambitionen auf den Chefposten hatte, die Notenbank kommissarisch leiten, hieß es.

Das westliche Militärbündnis Nato muss sich damit mitten im Ukraine-Konflikt, der schwersten Auseinandersetzung mit Russland seit Jahren, einen neuen Chef suchen. Nach Angaben aus Bündniskreisen soll die frühere britische Premierministerin Theresa May Interesse an dem Posten haben, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Seit Wochen kursieren mehrere Namen als mögliche Nachfolger Stoltenbergs, weil sich sein Wechsel andeutete: Gehandelt werden der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte, die estnische Premierministerin Kaja Kallas, die frühere EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und Rumäniens Präsident Klaus Iohannis. Die Staats- und Regierungschefs der Nato dürften sich spätestens bei ihrem Treffen im Juni mit der Frage befassen. Sie können sich Zeit lassen, weil Stoltenberg seine Amtszeit erfüllen will.

Auch in Norwegen löste seine Ernennung zum Zentralbankchef Wirbel aus. Stoltenberg war vor seiner Zeit bei der Nato Ministerpräsident, Finanz- und Wirtschaftsminister. Er ist in seiner Heimat angesehen. Doch als Sozialdemokrat steht er Regierungschef Jonas Gahr Støhre nahe, einem Parteifreund. Gegner sprechen von Interessenkonflikten und fürchten um die Unabhängigkeit der Notenbank. Stoltenberg erklärte, er werde trotz seiner Parteimitgliedschaft politisch neutral bleiben und auch zu unpopulären Entscheidungen bereit sein. Norwegen hatte als erstes Industrieland nach der Coronakrise den Leitzins angehoben. Als Chef der Norges Bank wird Stoltenberg zudem den 1,4 Bill. Dollar schweren Pensionsfonds, den weltgrößten Staatsfonds, beaufsichtigen.                                (Börsen-Zeitung,