Top-Ökonomin Bartsch geht in Habecks Ministerium
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Top-Ökonomin Elga Bartsch heuert beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz an und wird dort Abteilungsleiterin Wirtschaftspolitik. Das verlautete am Dienstag aus Ministeriumskreisen. Die Neubesetzung, die noch vom Bundeskabinett abgesegnet werden muss, ist Teil eines größeren Umbaus im Ministerium von Robert Habeck (Grüne). Damit will sich das Ministerium dem Vernehmen nach besser für die Bekämpfung der Energie- und Wirtschaftskrise aufstellen. Habeck steht derzeit stark in der Kritik.
Für die Grundsatzabteilung ist es ein prominenter Neuzugang. Bartsch gehört zu den bekanntesten Ökonominnen im deutschsprachigen Raum und genießt international einen exzellenten Ruf. In den vergangenen Jahren ist sie auch mehrfach als Kandidatin gehandelt worden, wenn es um Spitzenposten bei der Europäischen Zentralbank (EZB) oder der Bundesbank ging. Bis zum Sommer leitete Bartsch das Volkswirtschafts- und Kapitalmarktresearch im Blackrock Investment Institute, dem Thinktank des weltgrößten Vermögensverwalters. Zuvor hatte sie als Europa-Chefvolkswirtin der Investmentbank Morgan Stanley gearbeitet.
Bartsch verfüge über große internationale Erfahrung, hieß es aus dem Ministerium. Mit ihr gewinne man tiefe makroökonomische Expertise, auch zu den Themen Fiskalpolitik und Geldpolitik. Durch ihre Forschungen sei sie zudem eine Expertin für die Risiken des Klimawandels für die Wirtschaft und deren ökonomische Modellierung. Bisher war die Abteilung von Philipp Steinberg geleitet worden. Steinberg hatte Anfang Oktober die neue Abteilung für Energiesicherheit und Wirtschaftsstabilisierung übernommen, in der Aufgaben und Referate aus verschiedenen Abteilungen zusammengezogen wurden.
Mit der Umstrukturierung will das Ministerium seine internen Strukturen stärker auf die aktuellen Herausforderungen im Zuge des Ukraine-Kriegs anpassen. Wirtschaftsminister Habeck ist wegen seines Umgangs mit der Krise zuletzt immer stärker in die Kritik geraten. Hintergrund war nicht zuletzt der Streit über die Gasumlage. Auch der Koalitionspartner SPD hat Habeck schon handwerkliche Fehler vorgeworfen.
Für Bartsch beginnt damit ein ganz neues Kapitel: Sie hatte im Juli nach fast 25 Jahren Karriere im Finanzsektor bei Blackrock aufgehört. Dort hatte sie im August 2018 angeheuert. Zuvor war sie knapp 21 Jahre lang bei Morgan Stanley tätig als Global Co-Head of Economics und Chefökonomin in London. Ihre Berufslaufbahn begonnen hatte Bartsch, die in Hannover, London und Kiel studiert und dann promoviert hat, als Forschungsassistentin im Kieler Institut für Weltwirtschaft.
Für einiges Aufsehen unter Notenbankern und Ökonomen sorgte unter anderem im Jahr 2019 ein Papier, in dem Bartsch mit anderen prominenten Autoren für eine enge Koordinierung von Fiskal- und Geldpolitik im Fall eines schweren Konjunktureinbruchs oder einer neuen Krise plädierten. Der Vorschlag, den Bartsch seinerzeit zusammen mit dem früheren schweizerischen Notenbankpräsidenten Philipp Hildebrand auch in einem Gastbeitrag in der Börsen-Zeitung detailliert erläuterte, sah eine enge Koordinierung über eine Sonderfazilität zur Finanzierung von Fiskalausgaben vor.