Toshiba-Chef Tsunakawa wirft das Handtuch
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Ein Strategiestreit hat die Führung von Toshiba durchgeschüttelt. Nach weniger als einem Jahr wirft Vorstandschef Satoshi Tsunakawa (66) das Handtuch. Er hatte sich für eine Dreiteilung des Mischkonzerns eingesetzt, gab dieses Vorhaben jedoch nach Kritik von aktivistischen Aktionären auf, die eine Privatisierung bevorzugen. Auch Vorstand Mamoru Hatazawa, ebenfalls ein Vertreter der Aufspaltung, trat zurück. Übergangsweise löst der ehemalige Siemens-Manager Taro Shimada (55) den bisherigen Präsidenten Tsunakawa ab. Zugleich stieg Goro Yanase, Chef der Aufzug- und Gebäude-Sparte, zum Chief Operating Officer und Vizepräsidenten auf.
Tsunakawa war Mitte Mai 2021 an die Konzernspitze zurückgekehrt, nachdem sich der umstrittene Vorstandschef Nobuaki Kurumatani nach einem Kaufangebot für Toshiba durch seinen Ex-Arbeitgeber CVC Capital zurückgezogen hatte. Sein Nachfolger beschrieb seine Managementpolitik mit drei Verben – den Plan für ein „neues Toshiba“ behalten, die Zukunftspläne an die Veränderungen der Umgebung anpassen und den Dialog mit allen Stakeholdern „signifikant“ verbessern. Tsunakawa hatte die Gruppe schon zwischen 2016 und 2018 geführt.
Es war Kurumatani, der Shimada von Siemens abgeworben hatte, um eine Digitalstrategie zu entwickeln. Zuvor hatte der Manager von 2010 bis 2018 die Software-Sparte von Siemens Japan geleitet. Sein klares Plädoyer für eine Zweiteilung überraschte einige Analysten, die einen Kurswechsel erwartet hatten. „Wir überlegen nicht, die Zweiteilung aufzugeben oder von der Börse zu gehen“, betonte Shimada. Am 24. März sollen die Toshiba-Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über das Vorhaben beraten. Die Umsetzung kann die Führung nach japanischem Recht jedoch allein beschließen. Der zweitgrößte Aktionär 3D Investment Partners hatte Toshiba aufgefordert, mit Risikokapitalgebern über eine Privatisierung zu verhandeln.