Ulrich Katers 60. Weltspartag
Ulrich Katers 60. Weltspartag
Von Stephan Lorz, Frankfurt
Gibt es Schicksal? Bestimmung? Höhere Gewalten? Bei Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater kommt ein Indiz zum Tragen, das dafür sprechen könnte: Er feiert diese Woche, am 30. Oktober, seinen 60. Geburtstag – ausgerechnet am Weltspartag. Denn Kater ist seit rund 25 Jahren bei der Dekabank, der Fondsgesellschaft der Sparkassen. Und letztere sind gewissermaßen zum Synonym geworden für den Weltspartag, an dem in den vergangenen Jahrzehnten viele Kinder ihre Sparbüchse in „die Sparkasse“ (natürlich auch in die Volksbanken und Privatbanken) getragen haben. Das Geld wurde ihrem Konto gutgeschrieben – und es gab zudem ein Geschenk für die kleinen Sparer: Schreibutensilien, Luftballons und vieles andere mehr.
Generationen von Sparern wurde auf diese Weise zum einen die Sinnhaftigkeit des Sparens, gewissermaßen der Zinseszinseffekt nahegebracht. Zum anderen wurden die Deutschen dadurch vielleicht auch zu einer ganzen Gesellschaft von Sparern erzogen, nicht der Anleger wohlgemerkt. Leider, möchte man hinzufügen. Das wäre in den vergangenen Jahren volkswirtschaftlich und renditemäßig aber wohl der bessere Weg gewesen. Womöglich sieht sich Ulrich Kater in seiner Eigenschaft als einer der Cheferklärer volkswirtschaftlicher Zusammenhänge in der Sparkassengruppe daher nun auch in der Verpflichtung, den Kunden seines Arbeitgebers die außerordentlich wichtige Rolle des Kapitalmarkts in einer Volkswirtschaft näherzubringen – und das seit Jahrzehnten.
„Mikro trifft Makro“
„Katers Welt“, heißten die Formate, oder „Mikro trifft Makro“, wo er via Video, Podcast, Aufsätzen und vor allem durch Veranstaltungen, Vorträgen und Debatten über die aktuellen Entwicklungen der Geldpolitik aufklärt, die konjunkturelle Lage bewertet und über die Herausforderungen für Unternehmen sowie die Versäumnisse der Politik spricht. Aber er macht auch deutlich, was unser Land ökonomisch zusammenhält: Grundrechte, Rechtsstaatlichkeit, Ordnungspolitik und Garantie wirtschaftlicher Freiheiten. All dies sind Voraussetzungen für Wohlstand, Sicherheit und Freiheit, was im ökonomischen Diskurs, der sich oft nur dem Markt verpflichtet zeigt, gern vergessen wird.
Wenn Kater argumentiert, auf Fragen eingeht und Zusammenhänge erklärt, dann tut er das in einer gewinnenden, oft humorvollen Weise. Und er hört zu, lässt die Argumentation des Gegenübers wirken, ergänzt sie, oder falsifiziert sie mithilfe seiner großen ökonomischen Expertise und seiner jahrelangen Erfahrung als wirtschaftlicher Welterklärer. Nie verletzend, nie missionarisch, aber bestimmt und durchaus mit einer Portion Selbstkritik mit Blick auf die realwirtschaftlichen Entwicklungen des bisweilen nicht immer gemeinwohldienlichen Kapitalmarkts.
Und das hat ihn auch zu einer Institution am Finanzplatz Frankfurt gemacht: Sein Urteil wird geschätzt, er kann Debatten setzen, strukturieren, formen und ihnen einen Spin mitgeben bis ins ferne Berlin.
Kölner ökonomische Schule
Seit 2004 führt er die volkswirtschaftliche Abteilung der Deka, die er ab 1999 mit aufgebaut hatte, als Chefvolkswirt. Seit 2006 ist er zudem Beiratsvorsitzender für Wirtschaftsfragen im Verband öffentlicher Banken. Kater war und ist zudem in der Lehre tätig an der Universität Witten-Herdecke bzw. der Zeppelin University Friedrichshafen.
Der Volkswirt wurde in Göttingen geboren und studiert dort anfangs Volkswirtschaftslehre, später dann wechselte er nach Köln, wo er 1995 am finanzwissenschaftlichen Lehrstuhl der Universität Köln promoviert wurde. Danach lehrte und forschte er dort am Albertus-Magnus Platz sowie an der Kölner Fachhochschule und der European Business School. Von 1995 bis 1999 war er dann im Stab der Wirtschaftsweisen, wo er von der Deka dann abgeworben wurde.
Kater ist zudem Autor zahlreicher Veröffentlichungen, darunter „100 Konjunkturindikatoren“ oder dem „Handbuch Europäische Zentralbank“. Am Mittwoch, 30. Oktober, feiert er nun seinen 60. Weltspartag.