Mutmaßlicher Onecoin-Betrug

US-Bundespolizei FBI jagt „Krypto-Queen“

Die US-Bundespolizei FBI hat die mutmaßliche Krypto-Betrügerin Ruja Ignatova auf ihre Liste der meistgesuchten Personen gesetzt. Sie soll Opfer um mehrere Milliarden Dollar betrogen haben.

US-Bundespolizei FBI jagt „Krypto-Queen“

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Es ist ein exklusiver Club, zu dem aber wohl niemand gehören möchte: Die Liste der meistgesuchten Personen der US-Bundespolizei FBI. Auf dieser findet sich zwischen Steckbriefen von mutmaßlichen Mördern und Drogenkartell-Bossen nun auch eine Beschreibung der Deutsch-Bulgarin Ruja Ignatova. Die als „Krypto-Queen“ bekannt gewordene 42-Jährige soll Opfer auf der ganzen Welt um insgesamt mehr als 4 Mrd. Dollar betrogen haben. Für Hinweise, die zu ihrer Verhaftung führen, hat das FBI eine Belohnung von bis zu 100000 Dollar ausgelobt.

Ignatova verschwand im Oktober 2017 nach einer Reise von der bulgarischen Hauptstadt Sofia nach Athen plötzlich – ebenso, wie sie zuvor aus dem Nichts aufgetaucht war. Ab 2014 trat sie als Gründerin eines Unternehmens auf, das die vermeintliche Digitalwährung Onecoin als Konkurrenz zur führenden Cyberdevise Bitcoin vermarktete.

Wie der britische Autor Jamie Bartlett in seinem Buch „The Missing Cryptoqueen“ schreibt, suchte die mutmaßliche Betrügerin potenzielle Investoren mit ihrem Luxusleben zu beeindrucken, veranstaltete Partys mit hunderten von Gästen und ließ sich von Popstars wie Tom Jones private Ständchen darbringen. Die extravagante Fassade sollte gutgläubige Anleger dazu veranlassen, Geld auf ein Euro-geführtes Bankkonto in Bulgarien zu überweisen. Im Gegenzug erhielten diese Schulungsmaterialien und Token, die angeblich in Onecoin umgewandelt werden konnten. Für Starterpakete verlangte die „Krypto-Queen“ dabei ungefähr 100 Euro, für die teuersten Angebote rief sie 118000 Euro auf. Zudem hielt Onecoin Einsteiger dazu an, gegen Provisionen Familienmitglieder und Freunde zu werben.

Die Digitalwährung, in die diese ihre Hoffnung setzten, hat es gemäß Vorwürfen von Justizbehörden nie gegeben. In Deutschland wird gegen Ignatova wegen Geldwäsche sowie gemeinschaftlichen Betrugs in einem besonders schweren Fall ermittelt. In den Vereinigten Staaten wurde die promovierte Juristin 2017 vor dem US-Bezirksgericht für den südlichen Bezirk von New York angeklagt, das einen Bundeshaftbefehl gegen sie erließ. Das FBI geht davon aus, dass Ignatova abtauchte, weil sie Hinweise auf die Ermittlungen erhielt.

Als mögliche heutige Aufenthaltsorte nennt die Behörde neben den Vereinigten Arabischen Emiraten, Griechenland, Russland und Bulgarien auch Deutschland. Die Ermittler hoffen, dass die Aufnahme Ignatovas auf die „Most Wanted“-Liste dem Fall neue Aufmerksamkeit beschert. Sie warnen indes davor, dass die Deutsch-Bulgarin vermutlich mit bewaffneten Begleitern unterwegs sei. Auch habe sie sich möglicherweise einem chirurgischen Eingriff unterzogen oder ihr Aussehen anderweitig verändert. Es bahnt sich also eine schwierige und gefährliche Jagd nach der „Krypto-Queen“ an.

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