Seit 2015 gehörte sie dem Aufsichtsrat von Volkswagen an, am vorvergangenen Freitag ist Dr. Louise Kiesling im Alter von 65 Jahren verstorben. Das teilte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch in der außerordentlichen Hauptversammlung am Freitag in Berlin mit. In einer am Sonnabend in der „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlichten Anzeige des Autokonzerns hieß es, Kiesling habe „durch ihren unternehmerischen und strategischen Weitblick höchste Anerkennung und persönliche Wertschätzung“ besessen. Ihr Engagement und ihre Verdienste, vor allem im Bereich des Designs, würden in bester Erinnerung behalten.

Design war ein zentrales Thema für Kiesling. Nach Studienabschlüssen in Modedesign und Automobildesign war sie als Designerin in Deutschland, Österreich und Großbritannien tätig. Kiesling wurde Gesellschafterin und Geschäftsführerin mehrerer Unternehmen, darunter der Textilfirma Backhausen, die sie nach dem Kauf 2014 stabilisierte.

Als der langjährige VW-Vorstands- und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch und seine Frau Ursula im April 2015 ihre VW-Aufsichtsratsmandate niedergelegt hatten, zogen Kiesling sowie Julia-Kuhn-Piëch in das 20-köpfige Kontrollgremium ein. Während Kuhn-Piëch ihren Platz im Oktober 2015 für den auf den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden wechselnden VW-Finanzvorstand Pötsch räumte, blieb Kiesling, ebenfalls eine Nichte des 2019 verstorbenen VW-Patriarchen Ferdinand Piëch. Ihr kam eine Rolle als Vermittlerin im Familienverbund Porsche/Piëch zu, der über die Holding Porsche SE die Mehrheit der Stimmrechte bei VW hält. In der Hauptversammlung im Juli 2021 wurde Kiesling – wie Pötsch – für eine volle Amtszeit wiedergewählt.