Investitionen

Warren Buffett beweist in Japan sein gutes Näschen

Ungeachtet seines Methusalem-Alters hat Warren Buffett erneut seinen perfekten Riecher für gute Investitionen unter Beweis gestellt. Als der heute 91-Jährige im Sommer 2020 jeweils 5% der fünf japanischen Handelshäuser Mitsubishi, Mitsui & Co.,...

Warren Buffett beweist in Japan sein gutes Näschen

Von Martin Fritz, Tokio

Ungeachtet seines Methusalem-Alters hat Warren Buffett erneut seinen perfekten Riecher für gute Investitionen unter Beweis gestellt. Als der heute 91-Jährige im Sommer 2020 jeweils 5% der fünf japanischen Handelshäuser Mitsubishi, Mitsui & Co., Sumitomo, Itochu und Marubeni erwarb, schüttelte der Rest der Investorenwelt nur den Kopf und setzte weiter auf Tech-Wachstumsaktien. Doch anderthalb Jahre später ist der Wert der Buffett-Anteile an den fünf Japan-Konzernen von 670 Mrd. Yen Anfang September 2020 um 57% auf 1,05 Bill. Yen (8 Mrd. Euro) gestiegen. Womöglich liegt der Gewinn noch höher, da Buffett eine Aufstockung auf bis zu 9,9% angedeutet hatte. Zudem hatte er jedes Währungsrisiko vermieden, indem er das Anlagekapital über eine Emission von Yen-Anleihen aufgenommen hatte.

Schon damals war die Arroganz der Growth-Anleger fehl am Platze, da Buffetts Investment-Vehikel Berkshire Hathaway auch mehr als 5 % von Apple besitzt. Dank hoher Kursgewinne machten Apple-Aktien mit Stand Ende September 42 % ihres Portfolios aus. Doch ebenso ging Buffetts Japan-Wette auf, da sie auf die Energie- und Rohstoffpreise abzielte. Die Handelshäuser besitzen nämlich viele Kohlebergwerke, Erdgasfelder, Eisenerzminen, Bohr- und Schürfrechte und sind im Stahlgeschäft und der Schifffahrt aktiv. Zugleich handeln sie in großem Stil Rohstoffe, indem sie regionale Preisunterschiede ausnutzen. Ihre Geschäfte und damit ihre Aktienkurse korrelieren daher eng mit den Preisen von Brennstoffen und Metallen.

Doch im Sommer 2020 waren aufgrund der geringen Nachfrage nach Rohstoffen nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie ihre Gewinne und Börsenwerte kräftig eingebrochen. Nahe diesem Tiefpunkt stieg Buffett ein. Inzwischen haben die erhöhte Nachfrage, weltweite Lieferverzögerungen und geopolitische Spannungen die Preise von Energie, Metallen und Agrarstoffen wieder stark nach oben getrieben. Bei der Vorlage der Neunmonatszahlen in den vergangenen Tagen hoben alle fünf Handelshäuser ihre Gewinnprognose für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr an. Die Aktienkurse spiegeln die Entwicklung wider. Die Anteile etwa von Marubeni kletterten auf ein Rekordhoch.

Der Triumph von Buffett reicht weit über Japan hinaus. Das „Orakel von Omaha“ ist der einzige unter den zehn reichsten Menschen, dessen Nettovermögen in diesem Jahr gewachsen ist. Schon vor dem Absturz der Meta-Aktie hatte Buffett in der Reichenliste Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wieder überholt. Denn seit dem Jahreswechsel haben Value-Aktien besser abgeschnitten als Tech-Titel und der US-Index S&P 500. Seit Anfang Januar verzeichnete Berkshire Hathaway ein Plus von knapp 7%, da rund 70% ihres Portfolios in Apple, American Express, Bank of America und The Coca-Cola Company stecken. Apple konnte mit glänzenden Quartalszahlen dem Verkaufsdruck bei Tech-Aktien entgehen. Gleichzeitig ließ die Aussicht auf höhere Zinsen die Kurse von Finanztiteln steigen.

Wie schon in der Vergangenheit hat sich für Buffett seine langjährige Auswahlstrategie ausgezahlt, un­terbewertete Aktien mit hohem Cashflow aus dem Bereich der „Old Economy“ zu kaufen und mittelfristige Kursschwankungen geduldig auszusitzen. Auf Zweijahressicht hat der legendäre Investor nun ungefähr die gleiche Rendite erzielt wie der technologielastige Aktienindexfonds ARK Innovation von Cathie Wood. Ein Engagement in Facebook lehnte Buffett 2012 ausdrücklich ab, da er das Geschäftsmodell nicht verstehe. Nach langer Kaufzurückhaltung sitzt er nun auf Rekord-Barbeständen von 149,2 Mrd. Dollar. Ein Teil davon wird wieder nach Japan fließen.

Nach Bloomberg-Informationen will Berkshire Hathaway zum vierten Mal Anleihen in Yen begeben. Damit nutzt Buffett die aktuelle Schwäche der japanischen Währung aus. Aber womöglich steht auch eine neue Japan-Wette an.

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