Wechsel an der Aufsichtsratsspitze der Nord/LB
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Nach seiner Ernennung zum Finanzminister Niedersachsens in der vergangenen Woche steht Gerald Heere nun an der Spitze des Aufsichtsrats der Nord/LB. Als Nachfolger des bisherigen Finanzministers Reinhold Hilbers (CDU) ist der Grünen-Politiker seit dem 8. November kraft Amtes gemäß der Satzung über die Landesbank Vorsitzender des 18-köpfigen Kontrollgremiums, wie die Staatskanzlei in Hannover am Dienstag mitteilte. Das Land Niedersachsen ist gemeinsam mit zwei landeseigenen Beteiligungsgesellschaften mit rund 56,8% größter Träger der Nord/LB. Nach der Landtagswahl in Niedersachsen am 9. Oktober regiert die SPD mit den Grünen und nicht mehr mit der CDU in einer Koalition.
Heere ist Politikwissenschaftler, seit 2005 Mitglied bei den Grünen und kam nach der Legislaturperiode von 2013 bis 2017 im Oktober 2021 als Nachrücker wieder in den niedersächsischen Landtag. Vor der jüngsten Wahl war der 43-Jährige, der aus Siegburg stammt, in Cuxhaven sein Abitur ablegte und nach dem Wehrdienst an der TU Braunschweig studierte, neben seinem Posten als stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen-Fraktion Vorsitzender des Landtagsausschusses für Haushalt und Finanzen.
Von 2019 bis 2021 war der zweifache Familienvater Verwaltungsangestellter und Büroleiter des Bremer Finanzsenators Dietmar Strehl (Grüne). Zwischen 2013 und 2017 gehörte Heere dem niedersächsischen Landtag an und war unter anderem Sprecher für Medienpolitik und Mitglied im Fraktionsvorstand der Grünen. Vor dem Wechsel in die aktive Politik arbeitete er von 2006 bis 2013 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Internationale Politik und Vergleichende Regierungslehre des Instituts für Sozialwissenschaften der TU Braunschweig.
Über eigene berufliche Erfahrungen in der Kreditwirtschaft verfügt der neue Nord/LB-Aufsichtsratsvorsitzende nicht. Zur Frage seiner Eignung für diesen Posten wird im Finanzministerium darauf verwiesen, dass Heere eine lange Erfahrung in politischen Spitzenämtern aufweise. „Er war nicht nur Vorsitzender des Haushaltsausschusses im Niedersächsischen Landtag und damit qua Amt regelmäßig mit den Themen der Nord/LB betraut, sondern auch in der Finanzverwaltung tätig.“ Heere sei „mit den für die Nord/LB wesentlichen gesetzlichen Regelungen vertraut“. Die zur Prüfung der Voraussetzungen notwendigen Unterlagen würden der Prüfungsaufsicht vorgelegt.
In der vergangenen Woche hatte die Entsendung der neuen niedersächsischen Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) als Nachfolgerin des bisherigen Wirtschaftsministers Bernd Althusmann (CDU) in den Aufsichtsrat von Volkswagen für Kritik gesorgt. Der Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker, bezeichnete sie in einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ als „offensichtliche Fehlbesetzung“ und stellte in Frage, wie Hamburg „als bekennende Radfahrerin ohne entsprechende berufliche Qualifikation und ohne Auto die Transformation eines Weltkonzerns als Aufsichtsrätin kritisch begleiten“ solle.