Geldpolitik

Zweites Mandat für Villeroy de Galhau in Sicht

François Villeroy de Galhau hat gute Chancen auf eine zweite Amtszeit an der Spitze der französischen Nationalbank. Das ist nicht nur für die Banque de France von Bedeutung, sondern auch für die EZB.

Zweites Mandat für Villeroy de Galhau in Sicht

Von Mark Schrörs, Frankfurt, und Gesche Wüpper, Paris

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will das Mandat von Banque-de-France-Chef François Villeroy de Galhau um eine zweite Amtszeit von sechs Jahren verlängern. Das werde er dem Parlament vorschlagen, teilte der Elysée-Palast mit. Denn die Finanzkommissionen der beiden Parlamentskammern müssen dem neuen Mandat des 62-Jährigen zustimmen.

In Paris war damit gerechnet worden, dass die am 31. Oktober endende Amtszeit des gebürtigen Straßburgers verlängert wird. Er war 2015 von Macrons Vorgänger François Hollande als Nachfolger des damaligen Banque-de-France-Chefs Christian Noyer vorgeschlagen worden. Ein zweites Mandat Villeroy de Galhaus ist nicht nur für Frankreich, sondern auch für die Europäische Zentralbank (EZB) von größter Bedeutung. Der Zentralbankchef der zweitgrößten Volkswirtschaft in der Eurozone spielt automatisch im EZB-Rat, der über die Geldpolitik in der Eurozone entscheidet, eine bedeutende Rolle. Manch ein Beobachter hatte zuletzt gar von der wichtigsten EZB-Personalie der nächsten Jahre gesprochen – bis zum Jahr 2026, wenn die Nachfolge von EZB-Vizepräsident Luis de Guindos ansteht.

Villeroy de Galhau war lange Zeit sogar als ein Top-Kandidat für die Nachfolge von Ex-EZB-Präsident Mario Draghi Ende 2019 gehandelt worden – genau wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Letztlich fiel die Wahl der Euro-Politik dann aber überraschend auf Villeroy de Galhaus Landsfrau Christine Lagarde. In den vergangenen Monaten hat er Lagardes Kurs zumeist klar unterstützt. Insbesondere teilt er Lagardes Ansatz, dass die Geldpolitik im Kampf gegen den Klimawandel stärker gefordert ist.

Geldpolitische „Taube“

Im EZB-Rat genießt der Franzose großes Ansehen, wobei er politischer tickt als viele seiner Ratskollegen. Seine öffentlichen Wortmeldungen stoßen meist auf großes Interesse, weil sie häufig den Konsens im Rat vorzeichnen. Er selbst gilt eher als geldpolitische „Taube“, also als Verfechter einer eher lockeren Geldpolitik. Erst am Dienstag hatte er gewarnt, dass trotz der aktuell hohen Inflation mittelfristig die größere Gefahr sei, dass die Inflation unter dem 2-Prozent-Ziel liegen werde.

Auch in seiner Heimat genießt Villeroy de Galhau einen guten Ruf. Der einer der Gründerfamilien von Villeroy & Boch entstammende Notenbanker hat vor seiner Berufung zur Banque de France 2015 im Auftrag der Regierung eine Förderinitiative für mehr Investitionen geleitet. Davor war er als stellvertretender Generaldirektor von BNP Paribas für die inländischen Märkte in der Eurozone und den Bereich soziale Verantwortung von Unternehmen zuständig. Frankreichs größte Bank, bei der er 2003 an der Spitze der Konsumkreditsparte Cetelem begonnen hatte, hatte ihn in dieser Funktion 2011 ernannt.

Beobachter in Paris bedauern nun, dass Macron nicht die Chance genutzt hat, um für frisches Blut bei der Banque de France zu sorgen. So wurden Laurence Boone, die Chefökonomin der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), und Benoît Cœuré, der bei der Zentralbank der Zentralbanken BIZ das Innovationszentrum für Internationalen Zahlungsausgleich leitet, als Kandidaten gehandelt. Allerdings ist nicht bekannt, ob sie überhaupt an dem Posten interessiert gewesen wären.

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