Verbriefungen für die Energiewende scheitern bislang an Regulatorik und anderen Hürden
Verbriefungen scheitern bislang an Regulatorik und anderen Hürden
Grundsätzlich wertvolles Instrument zur Finanzierung der Energiewende – Klarer Rahmen fehlt
Von Barbara Lauer *)
Verbriefungen bieten ein bemerkenswertes Potenzial zur Finanzierung der Energiewende. Institutionelle Investoren können dadurch effizient in nachhaltige Projekte investieren, die auf ESG-Kriterien optimiert sind. Insbesondere bei institutionellen Anlegern ist Kapital für Investitionen in die Energiewende vorhanden. Es sollte möglich sein, dieses Kapital mit einem gewissen Maß an Deregulierung und Incentivierung von Privat- und Geschäftskunden besser nutzbar zu machen.
Die EU Kommission schätzt, dass bis 2040 in der EU jährlich 1,5 Bill. Euro an grünen Investitionen erforderlich sind, um die Netto-Treibhausgasemissionen um 90% zu reduzieren – das kann nicht allein von Banken über Kredite finanziert werden. Notwendig ist eine zusätzliche Refinanzierung über die Kapitalmärkte.
Wichtige Vorteile
Eine wichtige Rolle dabei können Verbriefungen spielen: Transaktionen, bei denen Forderungen und/oder damit verbundene Ausfallrisiken auf eine Zweckgesellschaft transferiert werden, die sich am Kapitalmarkt durch die Ausgabe von Schuldverschreibungen refinanziert. Die Investoren investieren dabei in dieses Ausfallrisiko, nicht aber in den Originator, also die Gesellschaft, die die Forderungen generiert hat – und tragen, so weit wie rechtlich möglich, auch nicht deren Ausfallrisiko.
Auch für kleinteilige Portfolien
Ein wesentlicher Vorteil von Verbriefungen: Auch kleinteiligere Portfolien lassen sich über den Kapitalmarkt refinanzieren und die Laufzeit der Wertpapiere auf die Lebensdauer der unterliegenden Forderungen und Energiewendeprojekte abstimmen. Das können z.B. Forderungen sein aus Energieeffizienzprodukten, aus Ratenkaufprodukten für Privatpersonen, die damit den Erwerb einer Solaranlage, Wärmepumpe, Wallbox oder eines Energiespeichers finanzieren, aus dem Verkauf, der Vermietung oder dem Leasing von Energiespeicherlösungen.
Investitionen in Nachhaltigkeit
Mit Blick auf das Risikoprofil für Investoren eigenen sich diese Transaktionen insbesondere auch zur Refinanzierung von Start- und Scale-Ups und um die Skalierung von deren Geschäftsmodellen zu finanzieren. Viele junge Unternehmen und Gründer haben sich die Reduktion von CO2-Emissionen auf die Fahnen geschrieben und können sich über das Instrument der Verbriefungen zu einem Zeitpunkt am Kapitalmarkt refinanzieren, zu dem andere Fremdkapitalinstrumente eher schwierig oder zu wesentlich schlechteren wirtschaftlichen Konditionen verfügbar sind.
Daneben wächst auch unter institutionellen Investoren, insbesondere Versicherungen und Fonds, kontinuierlich die Beachtung von ESG-Kriterien. Verbriefungen sind eine ausgezeichnete Gelegenheit, um Investitionen in nachhaltige Projekte zu erleichtern. Darüber hinaus erweitern Verbriefungen den Investorenkreis für bestimmte Projekte auf andere und internationalere Märkte. Die Nachfrage nach solchen Investments steigt, und immer mehr Investoren sind gezielt auf der Suche nach Produkten, die einen nachweislichen Einfluss auf die Reduktion von CO2-Emissionen haben.
Markt bleibt unter Möglichkeiten
Trotz der genannten Vorteile bleibt der Markt für Verbriefungen im Zusammenhang der Energiewende in Deutschland und Europa bislang sehr überschaubar. Mitte November ging die erste deutsche Verbriefung von Ratenkaufverträgen für Solaranlagen live – für den Anbieter Enpal. Wie groß das Potenzial ist, zeigen die USA. Seit gut zehn Jahren werden Solaranlagen dort verbrieft; 2023 lag das Gesamttransaktions-Volumen bei etwas über 4 Mrd. Dollar. Dort sind auch kleinere Transaktionen für Originatoren wie für Investoren attraktiv.
Klarer Rahmen fehlt
In Deutschland fehlt es aber für Verbraucher und Industrie an einem verlässlichen und klaren Rahmen für staatliche Fördermaßnahmen. Das Antrags- und Transaktions-Management sollte klar, transparent und vor allem schnell und einfach bleiben. Dabei sollten möglichst verschiedene Geschäftsmodelle der Originatoren berücksichtigt werden. Ein schlechtes Beispiel gab das Drama um das sog. Heizungsgesetz – es hatte verheerende Auswirkungen auf den Absatz von Wärmepumpen und warf damit etwaige Markttransaktionen in diesem Segment stark zurück.
Erleichterungen notwendig
Auf der anderen Seite müssen die regulatorischen Anforderungen an Verbriefungen allgemein abgebaut werden. Im Nachgang zur Finanzkrise sind insbesondere mit Blick auf Reporting und Transparenz viele Anforderungen an Verbriefungen gestellt worden, die für Originatoren eine große Herausforderung darstellen können – insbesondere für junge Unternehmen. Bestimmte Investorengruppen sollten zusätzlich incentiviert werden. So könnten z.B. für institutionelle Anleger, die unter Solvency II fallen, die dort vorgesehenen Kapitalunterlegungsanforderungen reduziert werden. Regulatorische Komplexität und Anforderungen führen unter anderem auch dazu, dass sich in Deutschland Transaktionen derzeit nur ab einem bestimmten Mindestvolumen als Kapitalmarkttransaktionen eignen – andernfalls stehen die Kosten für das Aufsetzen der Struktur in keinem angemessenen Verhältnis zum Nutzen.
*) Barbara Lauer ist Partnerin von Linklaters und Verbriefungsexpertin.