Inflationsgeschützte Anleihen

Bunds mit realem Kupon

Festverzinsliche Staatsanleihen bieten einen Schutz vor Inflation. Bei den vom Bund herausgegebenen Anleihen werden sowohl die Zinszahlungen als auch der erworbene Nennwert um die Inflationsrate angepasst, so dass die Kaufkraft der gesamten Anlagesumme erhalten bleibt.

Bunds mit realem Kupon

Viele Staaten haben inzwischen Festverzinsliche begeben, die einen Schutz vor Inflation bieten. Die Rede ist von inflationsindexierten Anleihen, bekannt als Inflation Linker. Auch die Bundesrepublik Deutschland hat mehrere dieser Papiere mit Laufzeiten von bis zu 30 Jahren bereits begeben und legt diese auch weiter auf. Derzeit hat der Bund allerdings nur sechs Linker im Angebot, deren Laufzeiten aktuell von 2023 bis 2046 reichen. Aus Anlegersicht könnte der Bund ruhig mehr inflationsgeschützte Papiere begeben und so eine größere Auswahl schaffen. Zugleich würde der deutsche Staat damit unterstreichen, dass er auch für die kommenden Jahre nicht von einer hohen Inflation ausgeht und die Staatsschuld nicht über die Teuerungsrate begleichen will.

Wie die Deutsche Finanzagentur erläutert, werden bei den vom Bund begebenen Linkern sowohl die Zinszahlungen als auch der erworbene Nennwert um die Inflationsrate angepasst, so dass „die Kaufkraft der gesamten Anlagesumme erhalten“ bleibt. Im Vergleich zu klassischen Bundesanleihen fällt der fixe reale Kupon der inflationsgeschützten Papiere dafür geringer aus.

Vergleicht man nun herkömmliche Bundeswertpapiere mit den inflationsgeschützten, so lässt sich aus den jeweiligen Kursen eine Break-even-Rate errechnen, welche die vom Kapitalmarkt eingepreiste Inflationserwartung wiedergibt. Die Europäische Zentralbank oder auch die Bundesbank schauen genau auf die Entwicklung dieser auf Marktkursen beruhenden Inflationserwartung.

Nach Angaben des Bondexperten Tobias Frei vom Assetmanager Bantleon liegt die Break-even-Rate bei langlaufenden Bunds bei knapp unter 2 % und hat sich auch in den vergangenen Monaten auf diesem Niveau bewegt. Da die Nominalzinsen zuletzt gestiegen sind, die vom Markt eingepreisten Inflationserwartungen aber nicht, haben Inflation Linker in diesem Jahr bisher Verluste erlitten. Dafür lohnte sich ein Engagement bei Linkern angesichts der hohen Kursgewinne im vergangenen Jahr.

Insgesamt sind Linker also durchaus komplexe Anleihen, hängt doch ihre Kursentwicklung neben der Teuerung sowohl von der Entwicklung der Nominalzinsen als auch von der Entwicklung der Inflationserwartungen ab. Für Buy-and-Hold-Investoren, welche eine Anleihe bis an ihr Laufzeitende durchhalten, ist die Sache allerdings einfacher. Sie sind mit Linkern gegen einen massiven Anstieg der Inflation geschützt – sogar gegen eine Hyperinflation, zumindest wenn die Bundesrepublik Deutschland nicht pleitegeht, wovon ja derzeit nicht auszugehen ist. Allerdings ist aktuell am Anleihemarkt wohl zunächst einmal noch kein nennenswerter realer Kupon für Bunds zu erzielen. Aber das Vermögen gegen Inflation zu sichern, das ist doch in Zeiten, in denen die Teuerung massiv anzieht, für viele Investoren auch attraktiv.

Bondprofis wie Bantleon-Mann Frei äußern sich aktuell zu Linkern aber eher reserviert. „Sofern die Notenbanken dem Inflationsanstieg nachhaltig Einhalt gebieten, sehen wir für lang laufende Inflationserwartungen kaum Aufwärtspotenzial und halten daher an unserer Kaufempfehlung vom Oktober 2021 für Laufzeiten von mehr als fünf Jahren weiterhin fest“, so Bantleon im aktuellen Financial Market Monitor. Was aber, wenn es der EZB nicht gelingt, die Teuerung im Zaum zu halten? Dann würden doch auch die Inflationserwartungen und damit die Kurse der Inflation Linker ansteigen. Und eine langfristige Break-even-Rate von gerade einmal 2 % ist auch nicht gerade üppig, da kann es durchaus negative Überraschungen geben.

Für kurze Laufzeiten ist Bantleon bei Linkern übrigens deutlich positiver gestimmt. In diesem Laufzeitbereich würden die Inflationserwartungen maßgeblich von der Entwicklung der Verbraucherpreise getrieben und hier bleibe kurzfristig der Inflationspfad aufwärts gerichtet. Für die Eurozone rechnen die Bantleon-Analysten erst im Februar oder März mit dem Erreichen des zyklischen Inflationshochs von etwa 5,5 %. Die Teuerungsrate werde wahrscheinlich  bis zur Mitte des Jahres über 5,0 % liegen.

Auch HSBC Asset Management rät derzeit nicht zum Kauf von Linkern. „Indexgebundene Anleihen bieten einen Inflationsschutz, da der Kupon an den Verbraucherpreisindex angepasst wird. So gesehen ergibt es Sinn, dass sie von vielen Anlegern als Inflationsschutz in Betracht gezogen werden“, erklärt Joe Little, Chief Global Strategist des Vermögensverwalters. „Allerdings liegt die Herausforderung aktuell darin, für den Inflationsschutz nicht zu viel zu bezahlen. Die Zinssätze für indexgebundene Anleihen in den USA und Europa sind nach wie vor negativ und historisch niedrig. Da sich die westlichen Zentralbanken nun auf eine allmähliche Normalisierung ihrer Geldpolitik eingestellt haben, geraten die Bewertungen von Anleihen unter Druck. Indexgebundene Anleihen bieten einen Inflationsschutz – aber Anleger könnten Kapitalverluste riskieren, wenn sich die Bewertungen anpassen.“

Vor diesem Hintergrund sei es sinnvoll, eine Reihe neuer Faktoren zur Diversifizierung in Betracht zu ziehen, die Portfolios vor Inflation schützen könnten und günstiger einzukaufen seien. Hierzu zählten beispielsweise Immobilien, Infrastruktur oder Rohstoffe – einschließlich Emissionszertifikaten.

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