Dividendensaison 2023

Rekorde weltweit und vor allem im Dax

Die Dividendensaison 2023 verspricht neue Rekorde – weltweit wie auch am deutschen Aktienmarkt. Ausschüttungen werden oft unterschätzt, doch sind sie ein wichtiger Performancetreiber für Aktien.

Rekorde weltweit und vor allem im Dax

Von Werner Rüppel, Frankfurt

„Wissen Sie, was das Einzige ist, was mir Freude bereitet? Zu sehen wie meine Dividenden hereinkommen“, sagte bereits John D. Rockefeller Anfang des 20. Jahrhunderts. Denn der Milliardär, seinerzeit wohl der reichste Mann der Welt, wusste um die Bedeutung von Ausschüttungen, um das Vermögen zu mehren.

Dividenden haben eine große Bedeutung für die Performance der Aktienanlage insgesamt und auch für die Wertzuwächse einzelner Aktien. Vor diesem Hintergrund gibt es eine ausgesprochen gute Botschaft für Aktionäre: In der Dividendensaison 2023 stehen neue Rekorde bevor. Dies gilt vor allem für den deutschen Aktienmarkt. „Die Ausschüttungssumme der Dax-Konzerne wird im laufenden Jahr voraussichtlich um 8,6% auf 54,5 Mrd. Euro ansteigen“, erklärt Frank Klumpp, leitender Aktienmarktstratege der LBBW. Dabei dürften die meisten Dax-Werte ihre Dividende erhöhen.

Und auch Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank, erwartet vor dem Hintergrund höherer Gewinne einen neuen Dividendenrekord der Dax-Mitglieder in Höhe von rund 55 Mrd. Euro. Schallmayer wörtlich: „Die Dax-Konzerne haben 2022 so viel Geld verdient wie noch nie.“ Der Dividendenrekord im deutschen Leitindex stellt sich damit also als gut fundiert heraus. Auch weltweit sind die Dividenden übrigens auf der Überholspur. Laut dem Janus Henderson Global Dividend Index sind die weltweiten Dividenden im Jahr 2022 um 8,4% auf einen Rekordwert von 1,56 Bill. Dollar gewachsen. Für 2023 rechnet Janus Henderson mit einem bereinigten Dividendenwachstum von 3,4%. Demnach würde der Anstieg langsamer als 2022 verlaufen, doch dürften die globalen Ausschüttungen weiter zulegen.

Die Bedeutung der Dividende für die Performance von Aktien wird oft unterschätzt. Gerade in Europa und in Deutschland sind Ausschüttungen ein wesentlicher Werttreiber. So hat Philipp Immenkötter vom Flossbach von Storch Research Institute in einer bemerkenswerten Studie ermittelt, dass in den vergangenen 20 Jahren satte 52,2% des geschaffenen Werts am deutschen Aktienmarkt durch ausgezahlte Dividenden geschaffen wurden. Auf Kurssteigerungen entfallen demnach 40,9% des Wertzuwachses und auf Aktienrückkäufe 7,0%. Und unter den größten Wertschaffern hierzulande befinden sich mit Siemens, Allianz, Mercedes-Benz Group, Deutsche Telekom, BASF, BMW und Volkswagen auch gerade die großen Dividendenzahler.

„Sogar in Aktienmärkten wie den USA, wo Growth-Aktien traditionell eine wichtigere Rolle spielen, beeinflussen Dividenden die Renditen von Aktien“, erläutert Viktor Nossek, Dividendenexperte bei Vanguard. „In den letzten 20 Jahren entfielen 39% der Gesamtrendite des S&P 500 Index auf reinvestierte Dividenden. In Großbritannien sind Dividenden mit 67% der Gesamtrendite noch wichtiger.“ Nicht zuletzt seien Dividenden ein guter Inflationsschutz. „In den USA lag das Dividendenwachstum sogar 5 Prozentpunkte über der Inflationsrate im Betrachtungszeitraum der letzten 20 Jahre.“ Ein Exposure auf einen diversifizierten Index aus Aktien mit hohen Ausschüttungen diene der Absicherung des Portfolios. Durch Wiederanlage der Ausschüttungen an den wichtigsten Aktienmärkten könnten Anleger dabei den Zinseszinseffekt nutzen und langfristig höhere Gesamtrenditen erzielen.

Vor diesem Hintergrund ist es natürlich positiv zu werten, dass die Dividenden weltweit zulegen. Vor allem: Gerade am deutschen Aktienmarkt dürften die Gewinne in diesem Jahr nach Meinung zahlreicher Analysten weiter klettern, so dass dann auch im kommenden Jahr mit einem neuerlichen Dividendenrekord zu rechnen ist. Aktuell ergibt sich sogar ein positiver Effekt für den Dax, weil Linde aus dem Dax ausgeschieden und die Commerzbank aufgestiegen ist. Da Linde hoch bewertet war, erhöht sich durch den Dax-Ausstieg des Unternehmens der aggregierte Indexgewinn des deutschen Leitindex, analysiert LBBW-Mann Klumpp. „Auch die Dividendenrendite des Dax hat sich erhöht“, stellt DZ-Bank-Stratege Sven Streibel fest.

Anleger sollten beachten, dass bei Dividenden auch Fallen lauern. Allein auf die Aktien mit den höchsten Ausschüttungsrenditen zu setzen, ist grundfalsch, handelt es sich dabei doch häufig um angeschlagene Firmen, die aber ihre Dividende noch nicht gekürzt oder gestrichen haben.

Sinnvoller ist für Investoren, auf ein breit gestreutes Portfolio von sogenannten Dividendenaristokraten zu setzen. Das sind Aktien, die in den vergangenen Jahren ihre Ausschüttung gesteigert oder zumindest stabil gehalten haben. Letztendlich stellt eine langfristig steigende oder wenigstens stabile Dividende ein Qualitätsmerkmal für eine Aktie dar.

Und auch hier gibt es eine weitere gute Botschaft für Anleger. Gerade am deutschen Aktienmarkt gibt es eine Reihe von qualitativ hochwertigen Dividendenaristokraten, die zudem noch eine attraktive Ausschüttungsrendite bieten. Dazu zählt der Versicherungsriese Allianz, der aktuell auf eine Dividendenrendite von 5,2% kommt. Auch die Münchener Rück zählt zu den qualitativ hochwertigen Aristokraten, weist aber im Vergleich zur Allianz eine deutlich geringere Dividendenrendite von 3,5% auf. Darüber hinaus hat auch die Deutsche Post in den vergangenen Jahren stets durch eine steigende oder zumindest gleich bleibende Dividende überzeugt. Autobauer Volkswagen zählt zwar zu den Zyklikern, hat aber in den vergangene Jahren durch stetige Dividendensteigerungen seine Aktionäre verwöhnt und ihren Geldbeutel gefüllt.

Deutsche Aktien − ausgewählte Dividendenaristokraten
Name IndexKursDividende ausgeschüttet in Dividenden-rendite (%)
201820192020202120222023
AllianzDax221,358,009,009,609,6010,8011,40 v5,2
BASFDax49,173,103,203,303,303,403,40 v6,9
Deutsche PostDax41,381,151,151,151,351,801,95 e4,7
Deutsche TelekomDax21,260,650,700,600,600,640,70 v3,3
DWS GroupSDax30,561,371,671,812,002,05 v6,7
EvonikMDax20,871,151,151,151,151,171,17 v5,6
Hamborner ReitSDax7,530,450,460,470,470,470,47 v6,2
Münchener RückDax327,708,609,259,809,8011,0011,60 v3,5
SiemensDax147,083,703,803,903,50 14,004,252,9
TalanxMDax44,661,401,451,501,501,602,00 v4,5
Volkswagen Vz.Dax142,203,964,864,864,867,568,76 v 26,2
VonoviaDax22,941,241,351,471,581,661,72 e7,5
1) Spin-off von Siemens Energy, 2) ohne SonderdividendeKurs und Dividende je Aktie jeweils in Euro; e = erwartet, v = vorgeschlagen; Stand: 3.3.2023 Börsen-Zeitung
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