Immobilien - Gastbeitrag

Aktien punkten durch tägliche Handelbarkeit

Börsen-Zeitung, 23.9.2010 Der Wettlauf um die Anlegergunst zwischen offenen Immobilienfonds und Immobilienaktien scheint einen Gewinner gefunden zu haben: die Aktie. Die reihenweise Aussetzung der Anteilsrücknahme bei offenen Fonds war ein erstes...

Aktien punkten durch tägliche Handelbarkeit

Der Wettlauf um die Anlegergunst zwischen offenen Immobilienfonds und Immobilienaktien scheint einen Gewinner gefunden zu haben: die Aktie.Die reihenweise Aussetzung der Anteilsrücknahme bei offenen Fonds war ein erstes deutliches Zeichen für deren systematische Schwächen. Entsprechend verabschiedeten sich die Anleger in Scharen. Abwertungen um bis zu 50 % in kürzester Zeit bei einigen Fonds taten ein Übriges, um deren Attraktivität schwinden zu lassen. Wenn das Gesetz zur Stärkung des Anlegerschutzes endgültig auf den Weg gebracht worden ist, wird der Gesetzgeber dort weitere gravierende Änderungen hineingeschrieben haben, die Anleger nicht erfreuen. Triade ist beschädigtGroße Geldnähe gepaart mit (Substanz-) Wertbeständigkeit und ordentlichen Renditen waren viele Jahre die Verkaufsargumente für offene Immobilienfonds. Diese Triade ist gründlich beschädigt. Anders bei der Immobilienaktie. Sie ist täglich handelbar, und die größeren Immobiliengesellschaften weisen sehr ordentliche Börsenumsätze auf, sodass enge Geld-/Briefspannen gesichert sind.Was Wertstabilität angeht, sahen Immobilienaktien in der Vergangenheit wie die volatilen Verlierer im Vergleich mit offenen Immobilienfonds aus. Zunehmend setzt sich aber die Einsicht durch, dass dies lediglich dem Umstand geschuldet war, dass der Wert der Aktien minütlich einer – vielleicht nicht immer fundamental begründeten – Bewertung durch den Kapitalmarkt unterzogen wird. AG mit VorteilenOffene Immobilienfonds hingegen stützen sich nur auf eine verglichen mit dem Minutentakt der Börse in riesigen Abständen durchgeführte Begutachtung nach dem Ertragswertverfahren. Dass dies in funktionierenden Märkten nicht vor Abwertungen schützt, lehrt die jüngste Vergangenheit.Die Konstruktion der Aktiengesellschaft bietet Portfoliomanagern im Immobilienbereich eine bessere Möglichkeit, unbeeinflusst von plötzlichen Zahlungsmittelabflüssen mit ruhiger Hand gute Renditen zu erwirtschaften. Liquiditätsanforderungen der Anleger leiden darunter nicht.Vielleicht macht ja in Deutschland das Beispiel Rodamco aus den Niederlanden Schule. Nach Turbulenzen Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde die Rücknahme von Fondsanteilen ausgesetzt, es folgte die Umwandlung in einen geschlossenen Fonds, dessen Anteile wurden später an der Börse gehandelt. Heute ist Rodamco nach dem Merger mit Unibail im Jahr 2007 als Unibail-Rodamco die größte börsennotierte Immobiliengesellschaft in Europa. Eine Metamorphose mit Modellcharakter?