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Anleger geben Indien Vorschusslorbeer

Aktienmarkt des Subkontinents profitiert von Wette auf Reformen - Nur wenige Fonds zeigen langfristige Outperformance

Anleger geben Indien Vorschusslorbeer

Indiens Aktienmarkt hat im Jahr 2012 zu den besten weltweit gehört. Vor allem ausländische Fondsmanager setzten darauf, dass die Regierung die geplanten Reformen umsetzt, die dem Land ein stärkeres Wachstum bringen sollen. Außerdem wurde Ausländern die Investition in indische Unternehmen erleichtert. Fonds konnten von der Entwicklung profitieren. Nur wenige Fondsmanager bieten den Anlegern indes langfristig einen Mehrwert.Von Armin Schmitz, Frankfurt Der indische Aktienmarkt hat im vergangenen Jahr so positiv überrascht wie kaum ein anderer in den Schwellenländern. Mit einem Anstieg um 25,6 % gehörte der BSE Sensex 30, der Leitindex an der indischen Börse, zu den besten. Nachdem im Jahr zuvor noch insgesamt 357 Mill. Dollar aus indischen Aktien abgeflossen waren, kehrten ausländische Fondsmanager 2012 nach Indien zurück: Insgesamt flossen dem Markt im abgelaufenen Jahr rund 22,5 Mrd. Dollar an neuen Mitteln zu – und dies, obwohl der Internationale Währungsfonds unter Verweis auf den schleppenden Reformprozess und das trübe Sentiment im Unternehmenssektor seine Wachstumsprognose für den Subkontinent auf 4,9 % reduziert hatte. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung nahm die Prognose sogar auf 4,4 % zurück.Eine konträre Meinung vertritt Goldman Sachs Asset Management. Jim O’Neill, der Chef des Vermögensverwalters, geht davon aus, dass das Wachstum in diesem Jahr die Erwartungen wegen der beabsichtigten Strukturreformen wahrscheinlich übertreffen wird. Er weist außerdem darauf hin, dass die demografische Entwicklung – Indien verfügt wie viele Schwellenländer über eine junge Bevölkerung – eine sehr gute Voraussetzung für eine positive Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts sei.Ökonomen erwarten zudem, dass die indische Zentralbank in den kommenden Wochen die Leitzinsen absenken wird, um der Wirtschaft weitere Unterstützung zu geben. Analysten der Deutschen Bank rechnen außerdem damit, dass die Regierung angekündigte Investitionen schneller umsetzen wird. Meist unter den ErwartungenDie indische Börse ist also – gemessen an der Performance – in den vergangenen Monaten mit viel Vorschusslorbeer bedacht worden. Davon konnte auch eine Reihe von aktiv gemanagten Investmentfonds profitieren. Allerdings zeigt die Performance der Morningstar-Kategorie Aktien Indien von durchschnittlich etwas mehr als 13 %, dass die meisten Fondsmanager deutlich hinter der Entwicklung des Gesamtmarktes zurückgeblieben sind. Auch auf Sicht von drei Jahren enttäuschte die Kategorie mit einer Durchschnittsrendite von 1,5 %.Der mit Abstand renditestärkste Publikumsfonds, der am indischen Aktienmarkt investiert, ist der Indian Subcontinent Fund Class I von First State (IE0008369930), der nun von Vinay Agarwal und David Gait geführt wird. Das Fondsmanagement verfolgt bei der Portfolioverwaltung eine seit Jahren erprobte Strategie, bei der es nur in qualitativ gute Unternehmen mit nachhaltigem Gewinnwachstum und attraktiver Bewertung investiert. Die Fondsmanager verteilen ihre Mittel dabei lediglich auf etwa 50 Titel.Der Fonds hat in den vergangenen Jahren sowohl die übrigen Fonds dieser Kategorie als auch den Referenzindex des Anbieters MSCI schlagen können. So übertraf der Fonds beispielsweise im Jahr 2010 den Kategoriedurchschnitt um glatte 10 Prozentpunkte und den Referenzindex sogar um 10,6 Prozentpunkte. Wie gut die Qualität des Produktes und dessen Anlagephilosophie trotz eines Wechsels im Fondsmanagement sind, lässt sich an der Kontinuität der Renditen erkennen. In den vergangenen zehn Jahren erreichte der Fonds eine Rendite von mehr als 20 % jährlich. Über fünf Jahre sind es trotz des Kurseinbruchs im Krisenjahr 2008 immer noch 5,4 % jährlich, und für die vergangenen drei Jahre fällt die Rendite mit 11 % jährlich schon wieder zweistellig aus. Die Standardabweichung des 161 Mill. Euro schweren Fonds beträgt 17,5 %, die Sharpe Ratio 0,74. Aufgrund seiner Leistungsdaten wurde der Fonds von Morningstar mit der maximal möglichen Anzahl von fünf Sternen ausgezeichnet. First State vor AberdeenHinter dem First-State-Indian-Fonds folgt der Aberdeen Global – Indian Equity Fund A2 (LU0231490524), der Anlegergelder in Höhe von 4,4 Mrd. Dollar verwaltet. Auf Sicht von zehn Jahren erzielte der von einem Managementteam betreute Fonds eine Rendite von 17,9 % jährlich. Für die zurückliegenden drei beziehungsweise fünf Jahre hat das Produkt ebenfalls eine positive Rendite vorzuweisen, und zwar in Höhe von 9,2 % beziehungsweise 3,5 % jährlich. Die Standardabweichung liegt bei 18,9 %, die Sharpe Ratio bei 0,52. Während der Fonds 2010 und 2011 eine deutliche Outperformance gegenüber dem Referenzindex und den übrigen Fonds erzielte, kam er im vergangenen Jahr lediglich auf eine Rendite von 18,6 % und blieb damit hinter dem Referenzindex und der Vergleichsgruppe zurück. Für die Anteilseigner bleibt also zu hoffen, dass der von Morningstar ebenfalls mit Bestnote ausgezeichnete Fonds nun wieder an Dynamik gewinnt.Ob dies gelingt, wird wesentlich davon abhängen, ob die indische Regierung den Reformversprechungen Taten folgen lässt, denn dann dürfte dem Prädikatsjahr 2012 ein weiteres folgen. Eine Kurskorrektur würde allerdings denjenigen Anlegern, die langfristig optimistisch für den indischen Markt eingestellt sind, eine neue Möglichkeit zum Einstieg bieten.