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China treibt Luxusaktien

Experten halten langfristige Aussichten der Branche für hervorragend

China treibt Luxusaktien

Luxusgüteraktien haben ihren Haltern in den zurückliegenden Jahren mit hohen Kursgewinnen viel Freude bereitet. Seit dem Frühjahr ist der Sektor jedoch in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. Unter anderem die Antikorruptionskampagne in China bremst den Sektor. Experten halten die langfristigen Perspektiven der Branche jedoch für hervorragend.Von Christopher Kalbhenn,FrankfurtWer nach Aktien sucht, die wenig konjunktursensibel sind, über solide Bilanzen verfügen und von langfristig wirkenden strukturellen Treibern profitieren, ist mit Luxusgütertiteln gut bedient. Der Sektor verwöhnt die Anleger seit Jahren mit einer steilen Aufwärtsbewegung. Im März 2009 noch auf einem Tief von rund 40, liegt der World Luxury Index derzeit bei 144 Zählern; ein stattlicher Gewinn. AntikorruptionskampagneAllerdings ist der Sektor im Frühjahr in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. Nach einem Rekord von 147 Zählern im Mai sorgten Befürchtungen über einen geldpolitischen Kurswechsel in den USA und das Wachstum des entscheidenden chinesischen Marktes für einen Rückschlag. Die anschließende Erholung führte den Index im September nochmals auf einen Rekord, der die Bestmarke vom Mai mit 148 Punkten aber nur unwesentlich übertraf. Neben den starken Kursgewinnen der zurückliegenden viereinhalb Jahre, die ihren Tribut fordern, wird die Branche auch von der derzeitigen Antikorruptionskampagne der Führung Chinas gebremst. Sie führt dazu, dass im chinesischen Geschäftsleben von den üblichen Geschenken, zu denen durchaus Luxusuhren etc. zählen können, zur Sicherheit abgesehen wird, um sich davor zu schützen, in Korruptionsverdacht zu geraten. Experten gehen jedoch davon aus, dass dieser Hemmfaktor ebenso wie die aktuellen geldpolitischen Unsicherheiten den Sektor nur vorübergehend belasten und die langfristig sehr vielversprechend erscheinenden Perspektiven letztlich nicht tangieren können. Beeindruckende ZahlenDer Luxusbranche wird in den kommenden Jahrzehnten ein überdurchschnittliches Wachstum zugetraut, getragen vor allem von einer weiterhin dramatisch anziehenden Nachfrage der großen Schwellenländer. Nicht nur die Mittelschicht wächst in Ländern wie China und Indien sehr stark, sondern auch die Zahl der Reichen und damit der potenziellen Käufer von hochwertigen Accessoires, Uhren, Kleidung, Getränken, Automobilen etc. Eine Vielzahl von Untersuchungen hat sich mit diesem Potenzial auseinandergesetzt und ist zu beeindruckenden Zahlen gekommen. MarktexplosionIn einer im Jahr 2012 erschienenen Studie mit dem Titel “The $10 Trillion Prize – Captivating the Newly Affluent in China and India” prognostizierten Experten der Boston Consulting Group, dass China bis zum Jahr 2020 zum größten Luxusgütermarkt der Welt aufsteigen wird. Nach einem Anteil von 31 Mrd. Dollar bzw. 17 % am 176 Mrd. Dollar schweren globalen Markt im Jahr 2010 wird das Reich der Mitte den Experten zufolge im Jahr 2020 einen Anteil von 245 Mrd. Dollar bzw. 40 % in dem dann auf 610 Mrd. Dollar angeschwollenen globalen Luxusgütermarkt haben.Positiv aus Sicht der Anleger ist auch, dass sie mit Luxusgüteraktien von dem enormen Wachstumspotenzial der Emerging Markets profitieren und dabei gleichzeitig in Unternehmen wie Burberry, Luxottica, LVMH, PPR, Richemont und Swatch investieren können, die europäischen (sowie im Fall von Prada Hongkonger) Corporate-Governance- bzw. Transparenznormen unterliegen und somit mehr Sicherheit bieten als in Schwellenländern ansässige Firmen.