INVESTMENTFONDS - GASTBEITRAG

Chinas Unternehmen profitieren von neuer Führung

Börsen-Zeitung, 12.12.2012 Fragt man Investoren nach ihrer Meinung zum wirtschaftlichen Aufschwung Chinas, hat bei vielen die Begeisterung deutlich nachgelassen. Zum einen wird auf die Aktienmärkte der Börsen von Schanghai und Shenzhen verwiesen,...

Chinas Unternehmen profitieren von neuer Führung

Fragt man Investoren nach ihrer Meinung zum wirtschaftlichen Aufschwung Chinas, hat bei vielen die Begeisterung deutlich nachgelassen. Zum einen wird auf die Aktienmärkte der Börsen von Schanghai und Shenzhen verwiesen, die sich in den vergangenen zwölf Monaten negativ entwickelt hatten. Zum anderen haben die volkswirtschaftlichen Daten viele Anleger verunsichert.Das Wirtschaftswachstum wird 2012 nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) voraussichtlich weniger als 8 % betragen. Dies wird allgemein als Beleg dafür gesehen, dass China seine ehrgeizigen Wachstumsziele nicht durchsetzen kann. Unsere Erfahrungen nach zahlreichen Besuchen vor Ort, Gesprächen mit Managern und detaillierten Bilanzanalysen zeigen aber, dass viele chinesische Unternehmen sehr gut positioniert sind und in den nächsten Jahren weiterhin stark wachsen werden. Ungleichgewichte vorhandenDoch der Reihe nach: In den vergangenen drei Jahrzehnten hat die Führung Chinas den Fokus ganz klar auf den Aufbau der Industrie und anderer kapitalintensiver Sektoren gelegt. So wurde ein Wirtschaftswachstum von 10 % pro Jahr oder sogar mehr erreicht. Doch das hohe Wachstumstempo hat zu Ungleichgewichten geführt. Der Anteil von Gehältern und Konsum an der Gesamtwirtschaft hat abgenommen, die Vermögen sind sehr ungleich verteilt, die Umweltschäden teilweise dramatisch. Aus diesem Grund hat China in dem aktuellen Fünfjahresplan neue Schwerpunkte gesetzt: Gefördert wird nun Wirtschaftswachstum bei Konsum und Dienstleistungen, und zudem wird die Infrastruktur verstärkt ausgebaut. Damit sind die Wachstumsraten von bis zu 10 % jährlich zwar nicht mehr zu erreichen, aber aus unserer Sicht war die Anpassung des Wachstumskurses vollkommen richtig.Es ist verständlich, dass dieser Schwenk bei Anlegern zu Verunsicherung führt. Unserer Meinung nach sind die Ängste aber übertrieben, denn China hat zwar aktuell kein Billionen-Dollar-Programm – wie noch während der Finanzkrise im Jahr 2009 – aufgelegt, aber unterstützt die Wirtschaft dennoch massiv: Im zurückliegenden Sommer wurden Hilfsprogramme im Volumen von insgesamt 150 Mrd. Dollar angekündigt, etwa für den Ausbau des Eisenbahnnetzes. Seit dem Ende des zweiten Quartals 2012 ist der Erfolg der Bemühungen auch an Zahlen abzulesen: Der Umsatz chinesischer Bauunternehmen stieg wieder an, und verschiedene konjunkturelle Frühindikatoren zeigten eine Trendwende.Bei der Wahl der geeigneten Anlageformen konzentrieren sich die meisten Anleger auf Aktien chinesischer Firmen. Sie sind vergleichsweise einfach zu handeln, bieten tägliche Kurse und werden von zahlreichen Beobachtern laufend kommentiert. Uns erscheinen allerdings Anleihen als attraktiver, und zwar aus zwei Gründen: Die Rendite liegt bei vielen von uns beobachteten Anleihen bei oder sogar oberhalb von 10 %. Zweitens sehen wir gute Chancen für Kursgewinne.Wir sind davon überzeugt, dass die internationale Anlegergemeinschaft China zu kritisch bewertet. Im weltweiten Sektorenvergleich wurden bis Mitte des Jahres fast alle chinesischen Unternehmen mit einer erhöhten Risikoprämie gehandelt. Unserer Meinung nach wird diese Prämie in dem Maß sinken, wie die Zuversicht gegenüber der wirtschaftlichen Entwicklung in China zunimmt. In der Folge werden die Kurse der Anleihen steigen. Nur SchwellenländerIn unserem Unternehmensanleihen-Portfolio, das ausschließlich in Schwellenländern investiert, sind wir daher seit August in China übergewichtet, relativ zu einer neutralen Gewichtung, die wir bei rund 15 % sehen. Da bei einer Erholung die Unternehmen im Hochzins-Segment ein größeres Aufwärtspotenzial aufweisen, haben wir schwerpunktmäßig in High-Yield-Bonds aus China investiert.Einige konkrete Beispiele sollen zeigen, weshalb wir Anleiheemittenten aus China als attraktiv einschätzen. Dazu gehört Sound Global, ein auf Kläranlagenbau und Wasseraufbereitung spezialisiertes Unternehmen. Die neue chinesische Führung wird in ihrem aktuellen Fünfjahresplan einen Schwerpunkt auf Umwelttechnologie setzen. Davon wird Sound Global profitieren. In vielen Teilen Chinas ist die Wasserqualität sehr schlecht, daher steht der Markt vor einem enormen Wachstum.Ein weiteres interessantes Unternehmen ist MIE Holding. Dies ist ein relativ kleiner Ölförderer in China und neuerdings auch in Kasachstan. Das Management hat ausgezeichnete und geradlinige Aufbauarbeit geleistet und die gesetzten Ziele jeweils erreicht. Die Produktion wächst beständig – und damit auch der Eigenfinanzierungsgrad. Ab Anfang 2013 wird das Unternehmen erste Erfahrungen mit der neuen Fördermethode des Fracking sammeln, die in den USA bereits intensiv genutzt wird. Verkaufsziele vorzeitig erfülltSchließlich sind die Immobilienunternehmen Yuzhou Properties und China SCE zu nennen. Sie operieren in regionalen Immobilienmärkten und besitzen gute Beziehungen zu den regionalen Behörden. Die Verkaufsziele für das Jahr 2012 sind von beiden Unternehmen bereits per Ende des dritten Quartals erfüllt worden. Der Unternehmens-Leverage von beiden Firmen ist im Sektorenvergleich moderat.Einschränkend muss allerdings gesagt werden, dass Corporate Bonds aus China für private Anleger im Direkterwerb kaum zugänglich sind. Zwar sind die Anleihen der genannten Emittenten an öffentlichen Börsen notiert, doch der Handel findet direkt zwischen Brokern statt. Institutionelle Investoren wie Fonds können aktiv an diesem Handel teilnehmen und somit den Anlegern einen liquiden Zugang beispielsweise zu chinesischen Unternehmensanleihen bieten.