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Comeback der Dividendenstrategien

Die Ausschüttung europäischer Unternehmen macht Bundesanleihen Konkurrenz - Interesse an den Produkten steigt

Comeback der Dividendenstrategien

Von Armin Schmitz, Frankfurt Die Aktienmärkte haben ihre beste Zeit zunächst einmal gesehen. Das nehmen zumindest einige Analysten an. Sie erwarten nach dem starken Anstieg 2009 in den kommenden Monaten eine Seitwärtstendenz, die die Anleger verunsichern wird. Damit stehen Aktien mit hohen Dividendenrenditen vor einem Comeback, denn der Anteil der Ausschüttungen am Gesamtertrag wird immer wichtiger.Einige Analysen zeigen, dass Dividenden einen wesentlichen Beitrag zur absoluten Aktienrendite liefern. Eine Studie von Robert D. Arnott aus dem Jahr 2003 demonstriert, dass der US-Aktienmarkt in einem Zeitraum von 200 Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7,8 % abwarf. Davon stammen allein 5 Prozentpunkte aus Dividendenzahlungen. Der Rest setzt sich zusammen aus Kursgewinnen, Inflation und realem Dividendenwachstum. Vergleichbare Ergebnisse waren in andern Märkten zu beobachten.Eine Reihe Blue Chips im Dax wirft hohe Dividendenrenditen ab, die höher liegen als die Erträge von Staatsanleihen. Die Dividendenrendite beträgt bei der Deutschen Telekom 7,5 %, bei Eon 5,1 % und bei RWE 5,2 %. Nach Ausschüttungen von rund 21 Mrd. Euro im vergangenen Jahr rechnen die Analysten für das Jahr 2010 mit einem Volumen von 20 Mrd. Euro, und das, obwohl die Gewinne der deutschen Blue Chips in den zurückliegenden Monaten deutlich gelitten haben. Der Anleger hat eine breite Auswahl an aktiv und passiv gemanagten Produkten, mit denen er Dividendenstrategien umsetzen kann.Eine der beliebtesten Methoden ist die “Dogs of the Dow”-Strategie. Die in den siebziger Jahren in den USA bekannt gewordene Strategie wählt zu Jahresanfang die zehn Aktien mit der höchsten Dividendenrendite aus dem Aktienkorb von 30 Standardaktien des Dow-Jones-Index. Die Zusammensetzung wird zu Beginn des nächsten Jahres überprüft und das Portfolio mit den Dividendenperlen neu besetzt. In den zurückliegenden zehn Jahren konnte der Anleger mit dieser Strategie in den USA eine Rendite von durchschnittlich 1,9 % jährlich erzielen. Der S & P 500 kam im vergleichbaren Zeitraum nur auf eine Rendite von 0,7 % p. a. Eine Übertragung der Strategie ist auch auf andere Indizes möglich. So weist die WGZ Bank auf den Erfolg im Euro Stoxx 50 hin. Die Methode schlug im Jahr 2009 mit einem Gewinn von 36,6 % den europäischen Leitindex, der auf ein Plus von lediglich 15,8 % kam. Nach Ansicht von Volker Siedhoff, Leiter des Asset Managements der WGZ Bank, eignet sich die Strategie für langfristige Aktieninvestitionen. Anleger konnten mit der Dog-of-the-Dax-Strategie von 1996 bis heute einen Gewinn von 230 % erzielen. Der Dax kam im selben Zeitraum auf eine Wertsteigerung von 140 %. Kostengünstige UmsetzungDiese Strategie kann der Anleger durch den Erwerb der entsprechenden Aktien umsetzen. Alternativ kann er kostengünstig auf Zertifikate wie das German Top Twelve TR Zertifikat von Bank of America Merrill Lynch (DE000ML0C6Z8) oder das Index-Papier Dividend Stars Germany der Société Générale (DE000SG0EDK6) zurückgreifen. In den vergangenen zwölf Monaten erreichte das German-Top-Twelve-Zertifikat einen Gewinn von mehr als 65 %. Es konnte damit den Dax klar schlagen, der “nur” auf einen Anstieg von 34,8 % kam. Das Société-Générale-Produkt kam auf eine Performance von 45,6 %. Über die zurückliegenden drei Jahre blieb dem Anleger allerdings ein Verlust von 20,7 %. Für Anleger, die dem Emittentenrisiko der Zertifikate ablehnend gegenüberstehen und die kluge Aktienauswahl von Fondsmanagern schätzen, gibt es eine Reihe von aktiv gemanagten Fonds wie den DJE Dividenden & Substanz, der von Morningstar mit der maximalen Bewertung von fünf Sternen ausgezeichnet wurde. Der Fonds erreichte 2009 eine Rendite von 23 %. Er wurde dabei allerdings von der Benchmark, dem MSCI World, in Euro um 10 Prozentpunkte outperformt.Diese Diskrepanz ist sicherlich Ausdruck des niedrigen Beta von 0,49 gegenüber dem Markt. Diese geringe Korrelation zur Benchmark führte allerdings dazu, dass der von Jens Ehrhardt betreute Depot in den vergangenen drei Jahren mit einem Verlust von 7,5 % den Referenzindex um 22 Prozentpunkte schlagen konnte. Über fünf Jahre warf der Fonds eine durchschnittliche Rendite von rund 6,7 % jährlich ab, während der Referenzindex auf ein Minus von 1,5 % p. a. kam.Der LBBW-Fonds Dividenden Strategie Euroland (DE0009780411) kam in den vergangenen zwölf Monaten auf eine Rendite von 32 %. Der Fonds war damit um rund 10 Prozentpunkte besser als der Durchschnitt innerhalb der Kategorie Dividendenfonds. Die aktive Titelauswahl konnte allerdings nicht verhindern, dass der Anteilskurs 2008 mit dem Gesamtmarkt in den Keller ging und am Ende einen Verlust von rund 44 % hinnehmen musste. Über fünf Jahre blieb dem Anleger ein durchschnittlicher Gewinn von 1,5 % p.a.Die DWS hat mehrere Dividendenprodukte im Angebot. Darunter auch den neuen DWS Dividende Direkt 2014 (LU0418445317). Das von Jens Labusch betreute gut 110 Mill. Euro schwere Portfolio fußt auf einem Zweisäulenkonzept. Labusch investiert in substanzstarke, defensive Aktien mit einer attraktiven Dividendenrendite. Hinzu kommt eine Optionsstrategie. Über den Verkauf von Calls (Kaufoptionen) auf Einzelaktien soll ein stetiger Prämienzufluss gesichert werden. Der Laufzeitenfonds strebt bis zum Ende im Juni 2014 keine maximale Performance an, sondern eine feste jährliche Ausschüttung von indikativ 6 Euro. Insgesamt sollen so 24 Euro pro Anteil ausgeschüttet werden. Die über die indikative Ausschüttung hinausgehenden Erträge werden thesauriert und als Risikopuffer verwendet. Der Fonds ist also für konservative Anleger, die feste Ausschüttungen bevorzugen.Dem Anhänger von passiven Fonds stehen rund 15 Produkte auf Dividendenindizes zur Verfügung. Von iShares kommt beispielsweise der DivDax ETF (DE0002635273), der den Index physisch abbildet. Der ETF legte in den zurückliegenden zwölf Monaten rund 46 % zu. Die Performance betrug im Jahr 2009 27,7 %. Damit konnte der ETF den Verlust des Vorjahres von 44,7 % nur zum Teil ausgleichen.