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Comeback der Dividendentitel erwartet

Studie: Schutz auch vor inflationären und deflationären Entwicklungen - Steigende Ausschüttungssumme prognostiziert

Comeback der Dividendentitel erwartet

Die Dividendensaison 2012 startet, und angesichts erneut hoher Ausschüttungen der Unternehmen sollten Anleger Dividendenstrategien unter die Lupe nehmen. Dabei geht es nicht nur um die zusätzliche Rendite, die ausschüttungsstarke Unternehmen ihren Anteilseignern ermöglichen, sondern auch um Schutz in schwierigem Umfeld bei Inflation oder Deflation.la Frankfurt – Aktienbesitzer erwartet in den kommenden Monaten trotz Schuldenkrise und pessimistischer Konjunkturprognosen wieder eine ordentliche Ausschüttungswelle der Unternehmen. Dabei wird in Europa im internationalen Vergleich besonders viel gezahlt. In Deutschland wird, obwohl nach Angaben der Beratungsgesellschaft Ernst & Young jeder zweite Konzern 2011 einen Gewinnrückgang verbuchte, die gesamte Dividendensumme erneut – auf den bisher zweithöchsten Wert – steigen: Nach Schätzungen der Commerzbank werden die Dax-30-Unternehmen in diesem Frühjahr gut 27,1 Mrd. Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr auszahlen, im Vorjahr waren es 26,0 Mrd. Euro. Der Rekord aus dem Jahr 2007, als 28,1 Mrd. Euro ausgeschüttet wurden, ist damit fast wieder nähergerückt.Europaweit liegt die durchschnittliche Dividendenrendite der MSCI-Europe-Titel Anfang dieses Jahres über 4 %, während die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen nur etwa die Hälfte ausmachen. Angesichts historisch niedriger Zinsen in Europa und den USA dürfte der Beitrag von Dividendenrenditen an den Gesamtrenditen weiter steigen, meint Andreas Utermann, Global CIO bei Allianz Global Investors (AGI), in einer Einleitung zu einer dreiteiligen Studie zu Dividendentiteln. So habe sich der Beitrag der Dividendenrendite zur US-Gesamtrendite innerhalb eines Jahrzehnts bereits von 30 % auf inzwischen 60 % verdoppelt.Utermann meint, dass diese Titel vor einem Comeback seit ihrer großen Zeit in den achtziger Jahren stehen könnten. Aufgrund der prognostizierten globalen Wachstumsverlangsamung werde erwartet, dass die durchschnittlichen Aktienrenditen in den kommenden Jahren unter den langfristigen Durchschnitt rutschen. Dadurch würden die Dividenden als Teil der gesamten Aktienmarktrendite an Bedeutung gewinnen, so Utermann weiter. Mehr SpielraumDer Spielraum für weitere Dividendenerhöhungen hat sich laut der AGI-Studie noch erhöht, denn durch die guten Gewinnentwicklungen im abgelaufenen Jahr seien die Ausschüttungsquoten der Konzerne deutlich gesunken, heißt es. Zudem sei der Cash-flow der Unternehmen aktuell vergleichsweise hoch, denn bei den Firmen (ohne Banken) sei die Phase des Deleveraging, also der Abbau des Fremdkapitals, schon weit vorangeschritten. Allerdings könnten 2012 die Konzerngewinne aufgrund der nachlassenden Wachstumsdynamik auch wieder sinken. Dabei entwickeln sich Dividendenrenditen Untersuchungen zufolge stabiler als Unternehmensgewinne und auch als Aktienkurse, die großen Schwankungen unterliegen, wie eine Untersuchung der Renditeanteile des S & P 500 der vergangenen Dekaden seit 1926 zeigt (s. Grafik). Streben nach KontinuitätIm Bestreben nach Dividendenkontinuität sind manche Unternehmen auch mal bereit, an die Substanz zu gehen, was sich allerdings dann auch im Aktienkurs niederschlagen dürfte – allerdings haben sich dividendenstarke Titel in der Vergangenheit als weniger volatil erwiesen als der übrige Markt. So schüttet die Deutsche Telekom wohl erneut ihren gesamten Jahresgewinn aus, allerdings ist auch der stets klamme Staat mit 30 % an dem Konzern beteiligt. Ebenfalls einen Kraftakt unternimmt dieses Mal die von Naturkatastrophen und von den Finanzmärkten gebeutelte Munich Re, die seit 1969 keine Dividendenkürzungen vorgenommen hat und auch für 2011 die Auszahlung konstant hält.Zu den dividendenstarken Unternehmen zählt Peter Stenz, Senior Portfoliomanager von Swisscanto, Firmen aus weniger zyklischen Branchen wie Energie, Telekommunikation, Versorger oder Pharma. Unternehmen, die hohe Dividenden ausschütteten, seien tendenziell von besserer Qualität und verfügten oft über solide Wettbewerbspositionen. Die Wahrscheinlichkeit deutlicher Kursrückgänge an den unterbewerteten Aktienmärkten der Euro-Staaten ist Swisscanto zufolge gesunken, daher sei das Umfeld für die Umsetzung einer Dividendenstrategie für Anleger jetzt günstig.Schutz bieten Dividendenstrategien auch in Zeiten von Inflation und Deflation, heißt es im zweiten Teil der AGI-Studie. So zeigten Untersuchungen, dass in der Zeit von 1967 bis 1982, als hohe Inflation herrschte, mit Dividendenstrategien nicht nur die Kaufkraft erhalten, sondern gesteigert werden konnte: Der reale Wertzuwachs habe fast 4 % pro Jahr betragen. Dies sei mit Anlagen in den breiten Aktienmarkt oder in festverzinsliche Wertpapiere in der Regel nicht gelungen.Dividendenstrategien hätten sich auch im deflationären Umfeld bewährt. So habe der japanische Aktienmarkt seit seinem Höchststand 1989 rund 50 % an Wert verloren, Dividendentitel aber hätten besser abgeschnitten und über den Gesamtzeitraum – allerdings unter Schwankungen – sogar einen positiven Wertzuwachs erzielt.Dem häufigen Vorwurf, dass Unternehmen, die hohe Dividenden zahlen, über weniger Mittel für Investitionen und damit Wachstum verfügen, hält AGI Untersuchungen entgegen, nach denen hohe Ausschüttungen gerade mit überdurchschnittlichem Gewinnwachstum einhergehen. Die Unternehmen würden die ihnen nach der Dividendenzahlung verbleibenden Mittel in ausgewählte, hochrentierliche Projekte investieren. Unprofitable Projekte würden aufgrund der knappen Mittel eher unterbleiben.