Kapitalanlage

Der lange Marsch für ausländische Anleger

Chinas Aktienmarkt bleibt attraktiv - Fondsmanager raten zu selektiven Investments

Der lange Marsch für ausländische Anleger

Von Frank Bremser, Frankfurt Das nahezu ungebremste Wachstum Chinas: Kaum ein anderes Thema hat die Investoren in den vergangenen Jahren so elektrisiert wie der Aufstieg der sogenannten BRIC-Staaten. Denn es gilt inzwischen als unbestritten, dass der Aufholprozess dieser Länder in vollem Gange ist und letztlich zu einer Neuordnung der Weltwirtschaft führen wird. So wächst die chinesische Wirtschaft von Jahr zu Jahr mit hohen Raten, 2006 um 10,7 %. Die Handelsbilanz der Volksrepublik weist für 2006 ein Plus von 177 Mrd. Dollar auf, ein Anstieg von 75 Mrd. Dollar zum Vorjahr. Auch wenn für 2007 eine leichte Wachstumsabschwächung vorhergesagt wird, wird dies immer noch in einem hohen einstelligen Prozentbereich liegen und viele Staaten hinter sich lassen. Dynamik der MärkteSchon jetzt spielt die Integration der aufstrebenden Länder in die Weltwirtschaft eine entscheidende Rolle bei der Dynamik der Märkte. So ist der Investmentbank Goldman Sachs zufolge der deutliche Preisanstieg bei Rohstoffen und Kapitalgütern relativ zu arbeitsintensiven Gütern vor allem auf den chinesischen Bedarf zurückzuführen – was sich vor allem bei der Hausse des Kupferpreises im vergangenen Jahr eindrucksvoll zeigte. Während arbeitsintensive Güter zu geringeren Preisen im Inland hergestellt werden können, herrscht ein großer Bedarf an kapitalintensiven Gütern, die im Ausland günstiger bereitgestellt werden können – eine Beobachtung, die auch von klassischen Theorien der Volkswirtschaftslehre gestützt wird.Auch Anleger wollen an diesem Aufschwung teilhaben. Eine Flut von Fonds und Zertifikaten zu diesem Thema überschwemmt den Markt – ein regelrechter Run auf chinesische Aktien hat zuletzt stattgefunden. Bis ausländische Investoren die Papiere chinesischer Betriebe kaufen konnten, war es jedoch ein weiter Marsch. Die Regierung begann 1997, staatliche Unternehmen geringerer strategischer Bedeutung zu privatisieren. Deren Papiere (sogenannte A-Aktien) waren zunächst chinesischen Anlegern vorbehalten. Doch seit 2002 durften auch institutionelle Investoren aus dem Ausland eine Auswahl an A-Aktien erwerben. Die nächste Vereinfachung war die Umwandlung weiterer, zuvor nicht zugänglicher A-Aktien in G-Aktien. Diese stehen internationalen Anlegern unbeschränkt zur Verfügung. In sie setzen Fondsmanager wie Martha Wang von Fidelity Funds große Hoffnung. Auch der chinesische IPO-Markt boomt. Die Unternehmen präferieren dabei den Handelsplatz in der Sonderverwaltungszone Hongkong. Das IPO-Volumen in der ehemaligen britischen Kolonie betrug im Jahr 2006 rund 40 Mrd. Dollar. Experten rechnen damit, dass Hongkong auf absehbare Zeit New York als IPO-Center ablösen könnte. Die Barings Bank konstatiert, dass sich zehn von elf im Dezember 2006 an der Börse gestarteten Unternehmen gut entwickelt haben. Als positives Zeichen an den Märkten gilt auch, dass die chinesische Regierung die Kapitalmarktkontrollen verschärft hat, um eine höhere Transparenz zu schaffen und die Korruption zwischen den Brokern einzudämmen. Der Shanghai A-Index wies im Jahr 2006 einen Anstieg von mehr als 130 % auf, seit Jahresbeginn konnte er nochmals um 11,9 % zulegen. Die Hausse des Jahres 2006 ist vor allem chinesischen Investoren zu verdanken. Die in Hongkong gelisteten H-Aktien wiesen im Jahr 2006 eine Performance von 94 % auf, seit Jahresbeginn gab es hier jedoch eine leichte Korrektur, derzeit ist der Index 3,7 % im Minus. Der Aufschwung an der Börse wurde gestützt von sehr guten Unternehmenszahlen in den vergangenen Jahren. Auch die Verschuldungsquote der Unternehmen ist sehr gering. Maßnahmen zur AbkühlungZuletzt hat es jedoch einige kritische Stimmen zum chinesischen Aktienmarkt gegeben. So hatten chinesische Offizielle vor einer Spekulationsblase gewarnt. Vor allem institutionelle Anleger hatten daraufhin Aktien abgestoßen. Die Äußerungen Cheng Siweis, des stellvertretenden Vorsitzenden des China National People’s Congress, hatten zahlreiche Anleger als Hinweis auf bevorstehende Maßnahmen der Regierung zur Abkühlung des Aktienmarktes aufgefasst. Belastend könnten sich in naher Zukunft auch die Pläne der chinesischen Regierung zur Verknappung der Geldmenge und des Kreditangebots erweisen. Einige Unternehmen gelten inzwischen als sehr hoch bewertet, die Indizes in Shenzhen oder Shanghai weisen inzwischen sehr hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf. Vor allem der Finanzsektor gilt inzwischen als sehr teuer. So halten Chinaexperten wie etwa Arne Tölsner von Allianz Global Investors in China die Zeit des Stock Picking für gekommen. Auch der starke Einbruch zu Beginn des Monats sei eine Chance zum Einstieg in den chinesischen Aktienmarkt. Denn auch wenn die Kurse im vergangenen Jahr in allen Sektoren nach oben gingen, konzentrierte sich die Hausse auf einige wenige große Player, weshalb Fondsmanager von den großen Gewinnern des Jahres 2006 abraten. Favorisiert werden von Fondsmanagern derzeit vor allem die Inlandssektoren gegenüber dem Exportsegment. Die bevorzugten Werte kommen aus der Automobilsparte, dem Konsumsektor, dem Versorger- und dem Infrastrukturbereich. Strukturelles WachstumFür den Konsumsektor spricht, dass die 1,3 Milliarden Chinesen anfangen, verstärkt Geld auszugeben – die Branche ist in einer strukturellen Wachstumsphase. Im Jahr 2005 trug der inländische Konsum mehr zum Wachstum des Bruttoinlandsproduktes bei als die Exporte des Landes. Auch soll mit dem neuen Fünf-Jahres-Plan der chinesischen Regierung der inländische Konsum weiter angekurbelt werden. Vor allem die größer werdende Mittelschicht mit ihren wachsenden Einkommen verlangt es nach hochwertigen Gütern. Auch hilft die steigende Kaufkraft der chinesischen Währung. Die Aktien aus dem Automobilbereich gelten im Vergleich zu anderen Konsumsektoren als unterbewertet. Auch Versorger gelten als moderat bewertet. Ebenfalls in einer strukturellen Wachstumsphase befindet sich der Bereich Infrastruktur. Der Aufschwung des Landes erfordert hohe Investitionen in die Infrastruktur des Landes, was der Baubranche eine immense Nachfrage beschert.