INVESTMENTFONDS - GASTBEITRAG

Der Quant-Ansatz ist ein Stock-Picking-Ansatz

Börsen-Zeitung, 22.7.2011 Besser als der Index sein - ist diese Vorstellung überhaupt noch realistisch, wenn die Märkte für den Profi-Investor weitgehend transparent und Informationsvorsprünge kaum noch erkennbar sind? Für State Street Global...

Der Quant-Ansatz ist ein Stock-Picking-Ansatz

Besser als der Index sein – ist diese Vorstellung überhaupt noch realistisch, wenn die Märkte für den Profi-Investor weitgehend transparent und Informationsvorsprünge kaum noch erkennbar sind? Für State Street Global Advisors (SSgA) lautet die Antwort “ja”. Allerdings gibt es einen markanten Unterschied zu früheren Zeiten: Eine breite und vielfältige Asset Allocation reicht heute nicht mehr aus. Investoren müssen auch ihre Anlagestile diversifizieren. Dabei müssen sie entscheiden, welche Kombination von Anlagestilen am besten in welche Marktphase passt. Der quantitative Ansatz rückt dabei nach den jüngsten Erfolgen einiger Strategen wieder stärker ins Blickfeld der institutionellen Investoren.Die quantitative Methode basiert auf mathematischen Modellen, die wiederum auf dem permanenten Vergleich historischer Markt- und Unternehmensdaten mit den aktuellen Entwicklungen beruhen. Der Quant-Ansatz geht davon aus, dass die Marktentwicklung in Zyklen verläuft. Seit den dreißiger Jahren folgten auf einen kurzfristigen Kursverfall stets länger andauernde Aufwärtsbewegungen.Dies dauert bis in die heutige Zeit an: Auf die Krise von 2001/2002 folgte ein vier Jahre langer kontinuierlicher Aufschwung mit jährlichen Kurssteigerungen von rund 14 %. Dieser wiederum wurde 2008/2009 beendet, gefolgt von einer erneuten Phase steigender oder zumindest stabiler Aktienkurse. Allerdings ist es in Krisenzeiten schwierig, von der Diversifikation der Asset-Klassen zu profitieren, da deren Korrelationen oftmals steigen und dadurch den Diversifikationseffekt zunichtemachen. Methode als VorteilWenn es schwierig ist, gegenläufige Korrelationen auszunutzen, stellt sich die Frage, wodurch ein quantitativer Ansatz seine Überrendite zum Index erzielen kann. Der Hauptvorteil der Quant-Strategie besteht in der Methode der Einzeltitelauswahl. An dieser Stelle müssen wir zunächst mit einem verbreiteten Missverständnis aufräumen: Der quantitative Ansatz ist ein Stock-Picking-Ansatz – nur ist die Einzeltitelauswahl hier nicht das Ergebnis einer Entscheidung von Personen; sie ergibt sich vielmehr aus den rechnergestützten Modellen.Aktive Fondsmanager, die nach dem fundamentalen Ansatz vorgehen, neigen dazu, Einzelwerte entweder zu lange zu halten und erst zu verkaufen, wenn die Bewertung der Aktie am Markt nachhaltig zurückgeht. Oder der umgekehrte Fall liegt vor: Negativ-Signale werden überinterpretiert, die Aktie wird verkauft, ohne dass der Fondsmanager den Höchststand realisieren kann. Alle Werte betrachtetEin Fonds, der nach dem fundamentalen Ansatz arbeitet, betrachtet – oftmals aus Kostengründen – nur den von ihm als relevant eingestuften Teil der Werte, die zur Benchmark gehören. Aktien mit geringer Liquidität oder von kleineren Unternehmen fallen aus der Wertung heraus. Anders der quantitative Ansatz: Weil hier rechnergestützte Systeme am Werk sind, werden in der Regel alle Werte analysiert, die zur Benchmark gehören.Das bedeutet allerdings nicht, dass der Fonds auch alle Werte kauft. Das unterscheidet ihn zum Beispiel von einem passiven Indexfonds oder einem ETF. Bei SSgA verfolgen wir zwei Arten von quantitativen Strategien: Enhanced oder Aktives Aktienmanagement.Enhanced orientiert sich sehr nahe am Index, versucht aber, die Schwächsten unter den Underperformern herauszufiltern, die Stärksten unter den Outperformern dafür überzugewichten. In einem solchen Fonds sind zwischen 50 % und zwei Drittel der Werte aus der Benchmark vertreten.Bei den aktiven Quant-Strategien kauft der Fonds nur etwa ein Sechstel der Benchmark-Titel. Der Turnover, also die Umschlaghäufigkeit, beträgt bei den Enhanced-Strategien 60 % per annum one-way, bei den Aktiv-Strategien 80 % des Portfolios. Zwei VorgabenFür die Einzeltitelauswahl sind zwei Vorgaben von entscheidender Bedeutung: das Risikomanagement und das Einhalten einer Tracking-Error-Toleranz im Vergleich zur Benchmark. Beide Vorgaben sind eng miteinander verknüpft: Ein Investor, der sich für eine bestimmte Benchmark entschieden hat, will auch genau dieses Risikoprofil haben. Der quantitative Ansatz ist demzufolge stets eine Gratwanderung zwischen Outperformance auf der einen und Risikovermeidung auf der anderen Seite.Es gibt bei SSgA eine Ausnahme: die Managed-Volatility-Strategien. Hier geht es darum, Wertschwankungen der Portfolios signifikant zu reduzieren, die durch Kurseinbrüche und -ausschläge entstehen. Priorität hat bei diesen Strategien nicht die Outperformance, sondern eine über lange Zeiträume hinweg stabile Rendite bei einer Reduktion der Portfoliovolatilität verglichen mit dem Markt. Optimale MarktphasenIn welcher Marktphase funktionieren quantitative Strategien am besten? Bislang galt grundsätzlich: Quants sind sehr gut in Zeiten stabiler Trends. Dazu gehören Phasen einer kontinuierlichen, länger anhaltenden Inflation, aber auch Marktentwicklungen, wie wir sie von 2003 bis 2007 beobachten konnten: kontinuierlich steigende Bewertungen bei geringer Volatilität.Insofern hätten die Krisenjahre 2008 und 2009 eigentlich keine Quant-Jahre werden dürfen: Irrationalität, hohe Volatilität und mit dem Fall von Lehman ein exogener Schock par excellence. Dass die Benchmark bei den europäischen Aktien im Jahr 2009 trotzdem um 5,6 % outperformt werden konnte, ist den Lerneffekten aus der vorletzten Finanzkrise zuzuschreiben: Auch hier führten exogene Schocks zu emotionalen Überreaktionen, wie sie die rechnergestützten, von der reinen Ratio geleiteten Quant-Modelle nicht vorsehen.Doch anders als damals hatte man solche Szenarien vor drei Jahren bereits in den historischen Daten berücksichtigt. Da die quantitativen Systeme permanent historische Daten und aktuelle Zahlen miteinander vergleichen, haben sich hier die Quant-Strategien in einem für sie eigentlich ungünstigen Umfeld bewährt. Positive EntwicklungenAktuell beobachtet SSgA eine Fortsetzung der positiven Entwicklung seit 2009: Per 31. Mai 2011 hat der “SSgA EMU Alpha Equity Fund I” (Anteilsklasse PC in Euro) über die vergangenen zwölf Monate ein Alpha (brutto) von +0,86 % erwirtschaftet. Über den gleichen Zeitraum hat der “SSgA Europe Managed Volatility Equity Fund” (Anteilsklasse I in Euro) eine Rendite von +2,62 % erreicht und der “SSgA Emerging Asia Alpha Equity Fund I” (Anteilsklasse P in Euro) sogar ein Alpha von +4,19 %.Die aktuelle Marktphase ist von erheblichen Unsicherheiten geprägt, allerdings noch immer stabil. Investoren, die auf aktiv gemanagte Portfolios setzen, sollten eine Kombination aus Quants und fundamental ausgerichteten Strategien in Betracht ziehen, die sowohl ihrem Risikoprofil als auch ihrem Anlagehorizont gerecht werden muss.