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Diabetes-Markt wächst rasant

Zahl der Patienten mit der Zuckerkrankheit wird sich bis 2030 fast verdoppeln - Marktführer Novo Nordisk und Sanofi gut positioniert

Diabetes-Markt wächst rasant

Die Zuckerkrankheit breitet sich in den Industriestaaten und den Schwellenländern durch eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten epidemieartig aus. Bis 2030 sollen 280 Millionen Menschen an Diabetes erkranken. Davon sind insbesondere China und Indien betroffen. Der Umsatz am Diabetes-Markt soll weltweit allein bis 2018 um 66 % auf 58 Mrd. Dollar zunehmen. Von dieser Entwicklung profitieren Insulinhersteller wie Novo Nordisk oder Sanofi.Von Armin Schmitz, Frankfurt Weihnachten ist zwar Geschichte, aber dank der Sahnetorte zum Kaffee und der Gans mit Klößen und Rotkohl bleibt die Gewichtszunahme länger als Erinnerung erhalten. Der Vorsatz zum Neuen Jahr, bis zu den nächsten Weihnachten wieder in Topform zu sein, bleibt meist ein frommer Wunsch. Fehlender Sport, Cola, Chips und Pizza lassen den Bauchspeck wachsen. Nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts sind in Deutschland 67 % der Männer und rund 53 % der Frauen übergewichtig.Die langfristigen Folgen des Übergewichts sind dramatisch. So wird die Quote an Herz-, Kreislauf- und Gefäß- sowie Stoffwechselerkrankungen wie Zuckerkrankheit bzw. Diabetes mellitus kräftig zunehmen. Nach Angaben des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) sind aktuell etwa 8 % der Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren an einem Diabetes mellitus erkrankt. Laut einer aktuellen Prognose der Internationalen Diabetes-Föderation (IDF) wird in Deutschland die Zahl der Erwachsenen mit Diabetes in den kommenden Jahren um 580 000 Personen auf insgesamt 5,6 Millionen im Jahr 2030 ansteigen.90 % der Patienten haben einen Diabetes mellitus Typ 2, bei dem eine Insulinresistenz der Körperzellen bzw. Insulinmangel vorliegt. Allerdings steigt auch die Neuerkrankungsrate des insulinpflichtigen Diabetes mellitus kräftig an. Derzeit gehen Experten von bis zu 600 000 Typ-1-Diabetikern aus. Hier liegt die Neuerkrankungsrate zwischen 3 % und 5 %.Die Zuckerkrankheit ist nicht mehr nur auf die Industrieländer begrenzt. Mit steigendem Wohlstand breitet sich die Stoffwechselerkrankung epidemieartig auch in den Schwellenländern aus. Aktuell schätzt die IDF die Zahl der Zuckerkranken allein in China auf mehr als 90 Millionen, in Indien sind es 63 Millionen Patienten, Tendenz steigend. Allein in China soll die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) von 9 % auf 13 % wachsen. Nach Angaben der IDF liegt die Zahl der Diabetiker weltweit bei 371 Millionen. Die Zahl der Erkrankten soll in den kommenden Jahren nicht zuletzt durch die wachsende Patientenrate in den Schwellenländern bis zum Jahr 2030 um weitere 280 Millionen Patienten wachsen. Das auf die Pharmaindustrie fokussierte Marktforschungsunternehmen Evaluate Pharma sagt einen Umsatzanstieg des Diabetes-Marktes von 35 Mrd. Dollar auf 58 Mrd. Dollar im Jahr 2018 voraus. Davon werden die großen Pharmaunternehmen profitieren, die Diabetes-Medikamente im Produktangebot haben.Mit einem Anteil von 25 % ist Novo Nordisk der weltweit größte Anbieter von Diabetes-Medikamenten. Die Dänen sind mit einem Anteil von 37 % Marktführer bei den Insulinen. Der Gesamtumsatz im gerade abgelaufenen Jahr wird auf 77,8 Mrd. dkr bzw. 10,4 Mrd. Euro geschätzt. Geschätzte 40 Mrd. dkr entfallen dabei auf Insulinpräparate. Geht es nach den Analysten von Standard & Poor’s, wird sich der Umsatz dank der jährlichen Wachstumsrate von 15 % allein in China bis auf umgerechnet 15,5 Mrd. Euro steigern. Damit würde das Unternehmen nach Ansicht von S & P auf den elften Rang und damit in die Riege der Big-Pharma-Unternehmen aufsteigen. Insulinverbrauch nimmt zuDem chinesischen Insulinmarkt werden große Wachstumschancen eingeräumt. Die Analysten von S & P prognostizieren, dass er von einem Volumen von 500 Mill. Dollar bis 2030 auf 12 Mrd. Dollar expandieren wird. Mit einem von Bloomberg für 2013 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 22 ist die Aktie von Novo Nordisk deutlich höher bewertet als der Konkurrent Sanofi mit 12,8. Doch angesichts der Wachstumsdynamik, der Marktpositionierung in China und Indien sowie der Produktpipeline und eines avisierten Wachstums des operativen Gewinns (Ebit) von 15 % p. a. erscheint die Aktie weiterhin attraktiv.Große Hoffnung wird in das Langzeitinsulin Tresiba (Insulin degludec) gesetzt, das bei Patienten mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes eingesetzt werden kann. Es soll – so der Hersteller – 42 Stunden wirken. Es ist das Kunstinsulin mit der längsten Wirkdauer und damit ein direkter Konkurrent zum Langzeitinsulin Lantus von Sanofi. Doch während das Langzeitinsulin von Novo Nordisk in Japan bereits zugelassen und bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA eine positive Vorentscheidung gefallen ist, hat die US-Arzneimittelbehörde FDA aufgrund der erhöhten Rate von kardiovaskulären Ereignissen in den klinischen Studien noch Bedenken. Sollte Tresiba zugelassen werden, dürfte nach Ansicht der S & P-Analysten dieses Medikament bis 2018 weitere 2 Mrd. Dollar Umsatz genieren.Experten von Moody’s weisen darauf hin, dass die Dänen eine gut gefüllte Produktpipeline haben. Neben Tresiba nennen sie Victoza für Typ-2-Diabetes und die Kunstinsuline NovoRapid und NovoMix, die noch für ein hohes Wachstumstempo sorgen werden. Trotz guter Aussichten befindet sich die Novo-Nordisk-Aktie nach einem Anstieg von mehr als 40 % in den zurückliegenden zwölf Monaten in einer Seitwärtsbewegung und ist daher als neutral zu bewerten. Möglicherweise wird die FDA-Zulassung einen weiteren Kursanstieg auslösen.Nach einem Gewinn von 30 % befindet sich die Aktie von Sanofi allerdings immer noch in einem stabilen Aufwärtstrend. Die Franzosen stehen hinter dem dänischen Marktführer mit einem Marktanteil von 18 % auf dem zweiten Rang. Mit Sanofis Basalinsulin Lantus wurde weltweit nach Angaben von S & P im Jahr 2011 allein ein Umsatz 5 Mrd. Dollar erzielt. Sanofi ist wesentlich breiter aufgestellt. Sie entwickelt und stellt unter anderem Impfstoffe und Medikamente für die Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und für die Onkologie her.Erst an dritter Stelle folgt mit der amerikanischen Merck & Co. ein Anbieter von Medikamenten zur Behandlung des Diabetes Typ 2. Januvia (Sitagliptin) und Janumet (Sitagliptin und Metformin) erzielten laut S & P Umsätze von 3,3 Mrd. Dollar und 1,4 Mrd. Dollar. Evaluate Pharma erwartet wegen der stark ansteigenden Zahlen der Typ-2-Diabetes-Patienten bis 2018 einen Anstieg der Umsätze von Januvia auf 6 Mrd. Dollar und von Janumet auf 3,2 Mrd. Dollar.