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Die Besonderheiten des "sicheren Hafens" Gold nutzen

Mit Anlagezertifikaten gezielt Marktmeinungen umsetzen und das Investment ganz auf die persönliche Risikoneigung ausrichten

Die Besonderheiten des "sicheren Hafens" Gold nutzen

Seit eh und je nimmt Gold eine Sonderstellung ein. Das glänzende Metall ist Währung und Rohstoff zugleich. In der Investmentbranche gilt Gold als “sicherer Hafen” – als Anlageform, die häufig auf Rekordniveau steigt, wenn es in der Finanzwelt kriselt. Mit Zertifikaten können Anleger nicht nur an der Wertentwicklung des Edelmetalls partizipieren. Sie können auch Währungsrisiken absichern und verschiedenartige Strategien umsetzen.Die jüngste Entwicklung an den Aktienmärkten hatte es in sich. Nach seinem Tief bei etwa 3 600 Punkten Anfang März kletterte der Dax zunächst über die Marke von 5 000 Punkten. Diese Kurssteigerungen ließen so manchen Anleger hoffen, die Finanzkrise sei vorbei. In den Monaten Juni und Juli folgte dann aber eine deutliche Kurskorrektur, die den Dax wieder rund 10 % zurückwarf. In der zweiten Julihälfte legte der Index wieder kräftig zu, bis auf mehr als 5 300 Punkte. Interessant war in diesem Zusammenhang die Entwicklung des Goldpreises. Während der Erholung an den Aktienmärkten legte auch die Feinunze zu. Und als die Korrektur beim Dax und bei anderen Indizes einsetzte, gaben auch die Goldnotierungen nach. Parallelen zu KupferMarktbeobachter machen vor allem die asiatischen Notenbanken für den zeitweiligen Preisanstieg verantwortlich. Sollten die dortigen Währungshüter ihre Devisenreserven in Teilen von Dollar in Gold oder Euro umschichten, könnte das dem Goldpreis mittelfristig weitere Impulse verleihen. So könnte sich das Edelmetall als gute Alternative erweisen. Gold hat eine Sonderstellung. Es gilt einerseits als Rohstoff, andererseits als Währung. So weist es durchaus Parallelen zu anderen Metallen wie Kupfer auf. Es wird in Minen mitunter kilometertief aus der Erde gefördert und industriell verbraucht. Dabei gelten die Schmuckindustrie, die Elektronikbranche und die Zahnmedizin als wichtigste Nachfrager. Sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite kommen aber weitere wichtige Marktteilnehmer hinzu. So traten Notenbanken in den vergangenen Jahren vor allem auf der Angebotsseite auf. Durch Goldverkäufe brachten sie gerade in den späten neunziger Jahren große Mengen des Edelmetalls auf den Markt, was den Preis der Feinunze zu dieser Zeit massiv nach unten drückte.In den vergangenen Jahren änderte sich die Lage. Auf der Nachfrageseite spielten zunächst ebenfalls Notenbanken wie die People’s Bank of China, später auch wieder private Investoren eine immer wichtigere Rolle. Sie fragten den gelb glänzenden Rohstoff in Form von Barren, Münzen, Exchange Traded Funds (ETF) oder auch Zertifikaten nach. Um eine Aussage zur Goldpreisentwicklung treffen zu können, gilt es daher, neben den industriellen Komponenten auch das Verhalten von Zentralbanken und Investoren zu beachten.Um gegen eine andauernde Finanzkrise oder das Szenario einer hohen Inflation besser gewappnet zu sein, empfahlen Anlageexperten zuletzt häufiger die Beimischung von Gold ins Depot. Doch welche Form der Goldanlage ist die geeignete? Der Kauf von physischem Gold in Form von Barren oder Münzen bringt vor allem zwei Nachteile: So ist erstens die Geld-/Brief-Spanne (Spread) gerade bei kleinen Stückelungen hoch. Und zweitens gestaltet sich die Lagerung aufwendig. ETF oder ETC, die mit physischem Gold unterlegt sind, lösen diese Probleme und schaffen liquiden Zugang zu dieser Asset-Klasse. Sie bieten zudem den Vorteil, dass der Investor kein Bonitätsrisiko eingeht. Nicht frei von NachteilenFrei von Nachteilen sind ETF dennoch nicht. Denn Gold notiert wie viele andere Rohstoffe in Dollar. Wer darin investiert, setzt sich daher dem Risiko eines fallenden Dollar aus. Das Währungsrisiko ist gerade bei Edelmetallinvestments von Bedeutung. Denn ein steigender Goldpreis ging in der Vergangenheit meist mit einem fallenden Dollar einher. In den zurückliegenden zwölf Monaten schien diese negative Korrelation abgeschwächt, zeitweise sogar außer Kraft gesetzt. Doch zuletzt stellte sich der typische Verlauf wieder ein. So stieg die Unze Gold in den vergangenen vier Wochen von etwa 900 auf 955 Dollar, ein Gewinn von 6,1 %. Da aber zeitgleich der Dollar fiel – der Euro/Dollar-Kurs stieg von 1,33 auf 1,40 Dollar -, schmolz dieser Gewinn fast komplett dahin. WährungsschutzQuanto-Zertifikate können dieses Problem lösen, bieten sie doch einen Währungsschutz. Die einfachsten Vertreter dieser Gattung sind Quanto-Open-End-Zertifikate. Ihre Kurse entwickeln sich in etwa eins zu eins wie der zugrunde liegende Basiswert, in diesem Fall die Feinunze Gold. Steigt der Goldpreis beispielsweise um 5 %, legt auch das Zertifikat um etwa 5 % zu; während 5 % Kursverlust bei der Feinunze auch einen etwa 5 % niedrigeren Zertifikate-Kurs bedeuten. Dass ein Währungsschutz gerade bei Goldinvestments Mehrwert bieten kann, belegt obiges Beispiel. Allerdings ist die Absicherung der Wechselkursschwankungen nicht kostenlos. Der Emittent erhebt dafür eine sogenannte Quanto-Gebühr. Diese Größe ist keine Konstante. Sie kann variieren, wenn sich das Marktumfeld ändert. Die Kosten der Währungssicherung hängen für den Emittenten von mehreren Größen ab: dem Zinsniveau im In- und Ausland, der Volatilität des Basiswerts (also des Goldes), der Volatilität des Wechselkurses und der Korrelation zwischen Währung und Basiswert. Zuletzt hat sich das Umfeld etwas verbessert, sodass die Quanto-Gebühren tendenziell rückläufig waren. PreisnachlassWährend Anleger bei den meisten Investmentformen nur von steigenden Kursen profitieren können, sind beispielsweise Discount-Zertifikate vor allem in seitwärts tendierenden Märkten vorteilhaft. Der Käufer eines Discount-Zertifikats erhält einen Preisnachlass gegenüber dem Goldpreis. Beispielsweise zahlt der Investor für ein Discount-Zertifikat auf Gold (das auch mit einem Währungsschutz ausgestattet ist) mit einer Ratio von 0,1 einen Preis von 79,40 Euro, während die Feinunze 914 Dollar kostete. Das entspricht einem Discount von 13 %. (Da es sich um ein Quanto-Produkt handelt, wird 1 Euro = 1 Dollar unterstellt.).Der Discount drückt aus, wie stark der Goldpreis sinken muss, ehe der Investor in die Verlustzone rutscht. Bei Fälligkeit erhält er ein Zehntel des Unzenpreises in Euro, maximal jedoch einen bestimmten Höchstbetrag. Wenn die Gewinngrenze (Cap) unterhalb des aktuellen Goldkurses liegt, hat das Produkt einen eher defensiven Charakter. Es spielt seine Stärken bei seitwärts tendierenden, aber auch bei moderat fallenden Goldnotierungen aus.Das Gold-Discount-Zertifikat ist nur ein Beispiel für eine mögliche Strategie mit Zertifikaten. Je nach Chance-Risiko-Profil und Markterwartung des Anlegers finden sich weitere passende Produkte. So schließen Garantie-Zertifikate Kursverluste zum Laufzeitende aus. Bonus- und Cap-Bonus-Zertifikate kombinieren eine Teilabsicherung mit der Chance auf eine Bonuszahlung bei Fälligkeit. Reverse-Discount-Zertifikate wenden indes die Funktionsweise eines klassischen Discount-Produkts in gespiegelter Form an. Das heißt, der Anleger setzt prinzipiell auf fallende Notierungen.Mit Anlagezertifikaten ist es also möglich, gezielt Marktmeinungen umzusetzen und das Investment auf die persönliche Risikoneigung auszurichten. Vielfach bieten die Produkte Absicherungsmechanismen, die Kursverluste komplett oder teilweise abfedern. Dagegen eignen sich Hebelprodukte für besonders risikobewusste Anleger. Mit Optionsscheinen und Mini-Futures ist eine überproportionale Partizipation an Kursbewegungen des Edelmetalls möglich. Mit Call-Optionsscheinen oder Mini-Futures Long setzen Investoren auf steigende Kurse der Feinunze. Dagegen eignen sich Puts oder Mini-Futures Short zur Spekulation auf rückläufige Goldnotierungen.Ein Call mit einem Omega-Hebel von 10 legt beispielsweise um etwa 10 % zu, wenn die Feinunze um 1 Prozent steigt. Umgekehrt verliert dieser Optionsschein rund 10 %, wenn der Goldpreis um 1 % nachgibt. Nur für FortgeschritteneMit den passenden Produkten lässt sich also auch der Hebel am “sicheren Hafen Gold” ansetzen. Wichtig: Nur fortgeschrittene Anleger, die auch die Risiken von Termingeschäften kennen, sollten sich an Hebelprodukten versuchen. Denn geht die Spekulation nicht auf, können schnell hohe Verluste bis zum Totalverlust auflaufen, wenn sich der Goldpreis in die “falsche” Richtung bewegt. Die besondere Anlageklasse Gold lässt sich also mit Zertifikaten und Hebelprodukten verschiedenartig dem Depot beimischen.