Kapitalanlage

Edelmetalle stabilisieren Depoterträge

Gold, Palladium und Platin erfreuen sich großer Nachfrage - Geringe Korrelation zu anderen Asset-Klassen

Edelmetalle stabilisieren Depoterträge

Von Armin Schmitz, Frankfurt Die Edelmetallhausse hat die Ölpreisrally abgelöst. Während sich die Preise für Gold, Palladium, Platin oder Silber in den vergangenen Wochen auf neue Höhen emporgeschwungen haben, fielen die Energiepreise um bis zu 20 % zurück. Die ungewöhnlich milden Wintertemperaturen in Europa und Nordamerika haben die Nachfrage nach Roh- und Heizöl gedrückt. Stattdessen sind die Edelmetalle in den Mittelpunkt des Anlegerinteresses gerückt. Aufsehen erregte vor allem das Gold. Die Notierung für die Feinunze erreichte am Donnerstag mit 505 Dollar ein Preisniveau wie zuletzt vor 18 Jahren. Gold hat allerdings seinen Nimbus als Dollarabsicherung verloren. Nicht nur in der US-Devise, sondern auch in Euro stieg der Wert des Edelmetalls. Mit einem Plus von 34 % seit Jahresanfang war das Edelmetall genauso erfolgreich wie eine Aktienanlage. ÜberhitzungszeichenDer Markt zeigt allerdings Überhitzungszeichen. Es ist zu bezweifeln, dass der Aufwärtstrend diese Steilheit beibehalten kann. Es mehren sich Zeichen, dass sich das hohe Preisniveau belastend auf die physische Nachfrage in Indien und China auswirkt. Auch haben die spekulativen Positionen in den westlichen Ländern so hohe Niveaus erreicht, dass ein Rückschlag zu befürchten ist. Charttechnisch wäre eine Korrektur bis in die Region von 480 Dollar möglich. Mittelfristig sind die fundamentalen Aussichten für einen Anstieg des Goldpreises jedoch gut. Den Verkäufen einiger Notenbanken steht der Aufbau größerer Reserven durch Zentralbanken wie der russischen gegenüber. Käufe der Schmuckindustrie und die sinkende Produktion der Minengesellschaften sprechen mittelfristig für eine weitere Verteuerung. Südafrika, Australien und Russland hatten zuletzt über einen Rückgang der Förderung berichtet. So sank die Produktion am Kap im dritten Quartal um 15,4 % auf 72,4 Tonnen, in Australien um 2,5 % auf 64 Tonnen. Die russische Minenvereinigung meldete unlängst, dass die Förderung in den ersten zehn Monaten 5,1 % unter dem Vorjahresergebnis gelegen habe. Fonds auf der Kaufseite Im Sog der Goldrally eroberten auch Palladium und Platin langjährige Höchstmarken. Platin war in dieser Woche mit 1 001 Dollar so teuer wie zuletzt vor 25 Jahren. Käufe spekulativer Fonds könnten die Notierung kurzfristig sogar auf das Hoch von 1 047 Dollar aus dem Jahr 1980 treiben. Die Rahmenbedingungen sind unverändert positiv. Das Weißmetall findet sowohl in der Schmuck- als auch in der Automobilindustrie Verwendung. In Kombination mit Rhodium kommt es in den Katalysatoren für die herkömmlichen Benzinmotoren, aber auch Dieselmotoren zum Einsatz. Fast 50 % der Platinproduktion gehen in die Autobranche, was die Preisentwicklung stabilisiert. Die Nachfrage nach Platin sollte in den nächsten Jahren kontinuierlich steigen. So wird der Bedarf an Katalysatoren und Dieselpartikelfiltern aufgrund neuer gesetzlicher Bestimmungen in vielen Ländern Europas 2006 markant zunehmen. Außerdem treten in den USA neue Regeln in Kraft, die einen niedrigeren Schwefelwert im Dieselkraftstoff vorschreiben. Ab 2007 sollen alle US-Neuwagen mit Katalysatoren ausgerüstet werden. Vorreiter ist Kalifornien, das die strengsten Abgasnormen in den USA vorweist. Der Staat fordert für alle neuen Autos, die ab 2012 in Kalifornien zugelassen werden, dass sie die heutigen Abgasgrenzwerte um 23 % unterschreiten, ab 2016 sogar um 30 %. Der Anteil der Schmuckindustrie bei der Platinnachfrage liegt bei 30 %. Vor allem Chinas Juweliere verarbeiten rund die Hälfte des im Schmucksegment verwendeten Platins. Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Marktexperte des Hanauer Edelmetallkonzerns Heraeus, prognostiziert, dass sich zukünftig auch in Indien ein neuer Markt für Platinschmuck entwickelt, was die derzeit fallende Nachfrage Chinas auffangen könnte. Er berichtet über ein steigendes Interesse an Platin bei den Käufern von Schmuck in den oberen Preisregionen. Die indischen Platinimporte gingen bislang überwiegend in den Autokatalysatorbereich. Dieser verzeichnete zuletzt jährliche Steigerungsraten von bis zu 25 % p. a. Volatile PreisentwicklungAuch Palladium ist dank des steigenden Bedarfs der Autobauer, aber auch durch den Aufbau spekulativer Positionen von Hedgefonds in den vergangenen Wochen um mehr als 30 % auf 268 Dollar pro Unze gestiegen. Das ist allerdings noch weit von den Spitzenpreisen entfernt. Im Jahr 2001 notierte die Unze bei 1 095 Dollar, bevor der Kurs bis auf 140 Dollar einbrach. Die Preise sind in den vergangenen Jahren sehr volatil gewesen. Russland gilt als größter Anbieter. Sein Angebot war in der Vergangenheit unregelmäßig und nicht planbar. Palladium wird ebenfalls in Kombination mit Rhodium für die Herstellung von Katalysatoren für Benzinmotoren eingesetzt. Mit steigendem Platinpreis wird das Palladium als preiswerterer Ersatz eingesetzt. Die zunehmende Ausrüstung der Kraftfahrzeuge mit Abgaswandlern sollte sich langfristig positiv auf den Preis auswirken. Dieselkatalysatoren mit Palladium sind allerdings noch in der Entwicklung. Mit 8,53 Dollar stieß Silber in Preisregionen vor, die zuletzt Mitte der achtziger Jahre gesehen wurden. Obwohl 70 % des Edelmetalls in der Industrie verwendet werden und die Ressourcen begrenzt sind, hat der Silberpreis kein Eigenleben, sondern folgt dem Goldpreis.Edelmetalle eignen sich zur Diversifizierung des Depots. Untersuchungen der UBS haben gezeigt, dass sie die Renditen eines gemischten Portfolios stabilisieren und somit das Risiko des Portfolios reduzieren können. Während die Korrelationen zwischen Rohstoffen und anderen Anlageklassen für einen Dollaranleger um null liegen, haben sie in den vergangenen drei Jahren in Euro zwischen plus 0,8 und plus 0,1 betragen. Die UBS empfiehlt für konservative Anleger einen Rohstoffanteil im Depot von 5 %. Für Investments erscheinen Minenaktien allerdings wenig geeignet. Sie zeigen eine sehr heterogene Entwicklung. Die Korrelation zu den Hauptaktienindizes ist auffällig eng. Einzelwerte machen wenig Sinn. Dagegen können die so genannten Tracker-Zertifikate die Entwicklung von Rohstoffen in Dollar oder Euro eins zu eins abbilden.