Investmentfonds - Interview mit Ian Burden, Threadneedle

"Es bleiben Zweifel, ob das Wachstum anhält"

Fondsmanager erwartet 2009 deutliche Erholung

"Es bleiben Zweifel, ob das Wachstum anhält"

Den Glauben an Japans Wettbewerbsfähigkeit in den Schlüsselindustrien hat Ian Burden, Leiter des Bereichs Japanische Aktien bei der Fondsgesellschaft Threadneedle, nicht verloren.- Herr Burden, seit Jahren warten Investoren auf eine Erholung der japanischen Konjunktur. Glauben Sie, dass die Wirtschaft nach der Krise Fahrt aufnimmt?Die japanische Wirtschaft weist – wie die deutsche – ein sehr schwaches Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal auf. Wir halten es für wahrscheinlich, dass wir eine deutliche Erholung nach dem jüngsten Verfall der Industrieproduktion sehen werden. Die Exporte sind eingebrochen, und in der Folge haben die japanischen Unternehmen die Lagerbestände aggressiv heruntergefahren. Eine wieder anziehende Nachfrage und der Wiederaufbau von Lagerbeständen dürften 2009 zu einem Jahr der Erholung machen. Allerdings bleiben Zweifel, ob das Wachstum auch 2010 und danach anhält.- Ist der starke Yen für die japanische Wirtschaft ein Problem?Die Nettoexporte sind eine zentrale Komponente des japanischen Wachstums, deshalb ist der starke Yen ein Risiko. Zudem besteht die Gefahr einer strafferen Geldpolitik mit daraus resultierenden deflationären Tendenzen.- Könnte die Expansion Chinas mit seinen kostengünstigen Produktionsmöglichkeiten Japan als Exportnation schaden?China ist für Japan Chance und Bedrohung, Wettbewerber und Kunde zugleich, aber das gilt auch für andere Volkswirtschaften. China will, wie viele Schwellenländer, mehr hochwertige Produkte exportieren und fordert die Industriestaaten in vielen Bereichen heraus, beispielsweise im Automobilsektor und im Maschinenbau. Obwohl China stark wächst, hat Japan Wettbewerbsvorteile und in manchen Bereichen mehr Know-how durch langjährige Erfahrung. Zudem wird in China der Binnenkonsum ein wichtiges Thema, so dass Japans Konsumgütersektor dadurch profitieren kann.- Japanische Banken galten zuletzt als attraktiv, weil sie kaum Exposure im Subprime-Bereich hatten. Halten Sie Finanztitel in Japan für lukrativ verglichen mit europäischen Pendants?Wir erwarten zwar weitere Kapitalerhöhungen bei den japanischen Banken, die ihre Bilanzen stärken wollen, das zentrale Risiko sehen wir aber in einer langfristigen Abkühlung der japanischen Wirtschaft und damit verbundenen Ausfallrisiken von Unternehmenskrediten. Die japanischen Banken haben vergleichsweise konservative Geschäftsmodelle, so dass die Kreditausgabe vor allem über Einlagen finanziert wird. Das macht es für die Banken schwieriger zu wachsen. Angesichts der Verwerfungen in der westlichen Bankenlandschaft könnte sich dies in Zukunft noch als Vorteil erweisen.- Welche Sektoren halten Sie für besonders interessant?In der jüngsten Rally haben sich zwar die Indizes insgesamt verbessert, allerdings verdeckt dies eine massive Sektorrotation weg von defensiven und hin zu zyklischen Sektoren. Das heißt, dass bei zyklischen Titeln mit Gewinnmitnahmen zu rechnen ist. Wir glauben an die Wettbewerbsfähigkeit Japans in den Schlüsselbereichen wie der Automobilindustrie, der Zulieferindustrie und dem Maschinenbau. Auch Bereiche des Technologie- und des Elektroniksektors halten wir für attraktiv. Im Falle einer Konjunkturbelebung wären auch Immobilientitel und Finanzwerte interessant.—-Die Fragen stellte Martin Hampel.