Kapitalanlage

Favoritenwechsel in Japan

Livedoor erschüttert Vertrauen in Small Caps - Anleger kaufen großkapitalisierte Wachstumswerte

Favoritenwechsel in Japan

Von Armin Schmitz, Frankfurt Die japanische Notenbank hat am 9. März das Ende der seit Jahren bestehenden faktischen Nullzinspolitik eingeleitet. Die Aktienmärkte reagierten positiv auf diese historische Entscheidung. Nach fünf Jahren reguliert die Bank of Japan ihre Geldpolitik wieder über den Tagesgeldsatz. Sie kündigte allerdings an, dass sie den Kurs des billigen Geldes nur langsam ändern werde. Die Überschussreserven werden allerdings deutlich reduziert, womit die aggressive Liquiditätsversorgung des Marktes zurückgenommen wird.Obwohl steigende Zinsen nach der allgemeinen Lehrmeinung schlecht für die Aktienmärkte sind, reagierte der Nikkei 225, der Leitindex der japanischen Börse, mit einem kräftigen Kursanstieg. Bedeutet der Schritt der Bank of Japan doch, dass das Land die jahrzehntelange Krise nun auch offiziell überwunden hat. Eine Reihe von Experten sind optimistisch, dass sich die Wirtschaft Nippons auf einem langfristigen Wachstumspfad befindet. NeuorientierungTrotzdem zeigt sich derzeit ein Favoritenwechsel am japanischen Aktienmarkt. Die aktuelle Konsolidierung nutzen eine Reihe von Anlegern vor allem zu Gewinnmitnahmen bei den Favoriten des Jahres 2005. Die Schockwellen, die von dem Zusammenbruch von Livedoor ausgehen, haben dazu geführt, dass sich viele Anleger von den Small Caps abwenden und für den weiteren Anstieg des Aktienmarktes die großkapitalisierten Wachstumswerte bevorzugen. Nachdem die Investoren in den vergangenen Monaten vor allem nach unterbewerteten Value-Aktien Ausschau gehalten haben, sollen jetzt Growth-Titel von der weiteren Expansion der japanischen Wirtschaft profitieren. Interessante Werte finden sich in den Branchen Telekommunikation, Transport, Gebrauchsgüter, Pharma, Biotech und Automobil. Gemessen am KGV erscheint die Bewertung der Nippon-Aktien immer noch hoch, doch die im Topix-Index enthaltenen Werte weisen eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von 10 auf. Das ist gerade mal die Hälfte des Werts der US-Firmen im S & P 500. Experten rechnen daher mit einem weiteren Verbesserungspotenzial für die japanischen Gesellschaften. Positive Impulse für die Kurse erwartet man zusätzlich von einem optimistischen Tankan-Bericht, der Anfang April veröffentlicht wird. Er soll eine generelle Verbesserung des Geschäftsklimas wiedergeben und die positiven Erwartungen für das Fiskaljahr 2006 zeigen. Nippons Autos sind gefragtToyota, weltweit größter Autokonzern, gilt als einer der Favoriten. Die Japaner konnten für das dritte Fiskalquartal gute Ergebnisse vorlegen. Das Absatzvolumen sowie die Produktpalette entwickeln sich weiterhin positiv. Die Betriebskosten sind weiter unter Kontrolle. Aufgrund der positiven Quartalszahlen haben Analysten ihre Prognose für den operativen Gewinn für das gesamte Fiskaljahr 2005 weiter erhöht. Positiv entwickelt sich auch Mazda. Der viertgrößte japanische Automobilbauer steigerte im dritten Quartal seinen Gewinn um 39 %. Der Absatz in Nordamerika und Europa profitierte insbesondere von einem schwächeren Yen. Der Konzern hat für das laufende Geschäftsjahr seine Prognose für den operativen Gewinn um 24 % auf 832 Mill. Euro angehoben. Das wäre ein Plus von 42 % gegenüber dem Vorjahr. Von einer Beschleunigung des Wachstums sollte auch Nippon Steel profitieren. Der größte japanische Stahlkonzern hatte Anfang des Monats seine Prognosen nach oben angehoben. So verbesserte das Management seine Vorhersage für den operativen Gewinn um 2 % auf 3,8 Mrd. Euro. Der Nettogewinn soll um 3 % steigen. Bei Sumitomo Metal, dem viertgrößten Stahlkocher, erwartet man erneut einen Rekordgewinn. Der Umsatz soll um 24 % auf 10,8 Mrd. Euro steigen, der Gewinn vor Steuern um 71 % auf 2,1 Mrd. Euro. Als Hoffnungswert gilt auch Sony. Nach den positiven Zahlen für das dritte Quartal hat der Konzern die Prognosen für das Gesamtjahr angehoben. Verantwortlich dafür ist vor allem das wichtigste Geschäftssegment Elektronik, das nach der Restrukturierung deutlich höhere Gewinne bei Fernsehgeräten, Laptops und Halbleitern abwirft. Ein Wermutstropfen ist jedoch der verschobene Start der neuen Spielekonsole. Ohne das Risiko einer Einzeltitelauswahl haben Anleger allerdings auch die Möglichkeit, über Indexzertifikate oder Fonds von den positiven Aussichten des japanischen Aktienmarkts zu profitieren. Bei dem Zertifikat auf den Topix Dividend Included Index (DE0007264327) der Commerzbank werden im Unterschied zum Nikkei 225 die Dividendenzahlungen bei der Performance- Berechnung berücksichtigt. Für Anleger, die sich vor Währungsschwankungen schützen wollen, eignet sich ein Indexzertifikat auf den Nikkei 225 (DE000DB3AKG3) der Deutschen Bank. Ein aktiv gemanagter Fonds gibt die Chance, die Indizes zu übertrumpfen. Zu den Topfonds gehören der Dit-Wachstum Japan (DIE0002554024), der Equity Fund Japan Megatrend der Credit Suisse (LU0145373683) oder der Franklin Templeton Japan Fund (LU0116920520).