PORTFOLIO - GASTBEITRAG

Flexibilität ist im Jahr 2014 Trumpf

Börsen-Zeitung, 21.12.2013 So mancher Investor dürfte in diesen Tagen ins Grübeln kommen. Denn mit dem Jahresende rücken vielfach auch die Anlageentscheidungen für das neue Kalenderjahr näher. Die Unsicherheit über die Zinsentwicklung und die eher...

Flexibilität ist im Jahr 2014 Trumpf

So mancher Investor dürfte in diesen Tagen ins Grübeln kommen. Denn mit dem Jahresende rücken vielfach auch die Anlageentscheidungen für das neue Kalenderjahr näher. Die Unsicherheit über die Zinsentwicklung und die eher verhaltene Erholung der globalen Konjunktur könnten weiterhin für ein volatiles Umfeld am Kapitalmarkt sorgen. Gerade in solchen Marktphasen können Investoren die Chance-Risiko-Profile ihrer Portfolios optimieren, indem sie ihre Investitionen breit über verschiedene Anlageklassen hinweg streuen. Doch wie sollte ein globales Portfolio mit vermögensverwaltendem Ansatz momentan aussehen?Unserer Ansicht nach bieten Aktien trotz der verbreiteten Rally in den vergangenen Monaten nach wie vor bessere Chancen als Anleihen. Daher haben wir Aktien in unserem Portfolio im Vergleich zur Benchmark leicht übergewichtet und Anleihen deutlich untergewichtet. US-Aktien sind angesichts ihrer guten Wertentwicklung inzwischen relativ ambitioniert bewertet – vor allem wenn man bedenkt, dass die Gewinnmargen in der Nähe ihrer historischen Höchststände liegen. Zudem ist die US-Haushaltspolitik nicht gerade förderlich für den heimischen Aktienmarkt, denn 2013 sind Steuererhöhungen und automatische Budgetkürzungen in Kraft getreten. Hinzu kommen höhere Kapitalmarktzinsen, die sich in den Kosten der Unternehmen niederschlagen.Außerhalb der USA stoßen wir dagegen noch verbreitet auf Chancen am Aktienmarkt – vor allem in Japan und zunehmend in Europa. Europäische Aktien wurden jahrelang mit einem Abschlag gegenüber US-Werten gehandelt. Aber nun, da sich in der Wirtschaft des Kontinents Verbesserungen andeuten – wenn auch noch zaghaft – und sich der Markt für Staatsanleihen beruhigt hat, scheinen sie eine Phase der Neubewertung zu durchlaufen. Angesichts dessen entdecken internationale Investoren den Kontinent zunehmend wieder als Anlageregion für sich. Dieser Trend dürfte anhalten und dem Markt weiter Auftrieb geben.Auch der japanische Aktienmarkt bietet aus unserer Sicht noch viel Potenzial. Zum einen stehen die Chancen gut, dass die Regierung das umfassende Reformprogramm von Premierminister Shinzo Abe umsetzt und damit die Wirtschaft beflügelt. Zum anderen deuten die jüngsten Daten darauf hin, dass die Geldpolitik der Bank of Japan eine steigende Inflation begünstigt. Dies könnte sowohl bei privaten als auch institutionellen japanischen Investoren ein steigendes Interesse an heimischen Aktien auslösen und den Markt stützen.Aktien aus Schwellenländern haben sich 2013 zwar bei Weitem nicht so gut entwickelt wie Papiere aus Industriestaaten. Allerdings hat sich in den vergangenen Wochen ein Trendwechsel angedeutet – vor allem angesichts der attraktiven Bewertungen und verbesserter Konjunkturdaten aus China. Daher haben wir begonnen, unsere Absicherungsstrategien für Emerging-Markets-Aktien zurückzufahren und weitere Schwellenländerwerte ins Portfolio aufzunehmen – vor allem solche aus der Region Asien-Pazifik.Mit Blick auf die Sektoren wenden wir uns angesichts der verbesserten Weltwirtschaft zunehmend konjunkturabhängigen Bereichen zu. Dazu gehören vor allem Industriewerte. Im Gegensatz dazu werden wir bei defensiven Sektoren wie Telekommunikationsunternehmen und Versorgern zurückhaltender. Schließlich sind diese vergleichsweise hoch bewertet, nachdem Investoren sie vielfach als eine Art Ersatz für Anleihen in ihre Portfolios aufgenommen hatten.Im Fixed-Income-Bereich gestaltet sich die Suche nach chancenreichen Segmenten momentan äußerst anspruchsvoll. Vor diesem Hintergrund sind wir dort gegenüber unserer Benchmark deutlich untergewichtet. Dies spiegelt vor allem unser geringes Engagement in Staatsanleihen aus den USA, Europa und Japan wider, auf das wir uns angesichts der niedrigen Renditen dieser Papiere beschränken. Wir halten diese Papiere in erster Linie zu Diversifikationszwecken, wenngleich US-Staatsanleihen noch ein wenig Unterstützung erfahren dürften, bis die Wirtschaft der USA an Fahrt gewinnt. Aus unserer Sicht schätzt der Markt die US-Konjunktur momentan zu optimistisch ein, sprich auch die Wahrscheinlichkeit höherer Zinsen. Daher haben wir die Duration des Fixed-Income-Segmentes unseres Portfolios kürzlich etwas ausgeweitet. Gefahr der VerlusteDie Fundamentaldaten von Schwellenländeranleihen erscheinen zwar vielversprechender, zum Beispiel das Verhältnis der Schulden zum Wirtschaftswachstum. Allerdings dürften diese Papiere unter Druck geraten, falls die Kapitalmarktzinsen in den USA weiter steigen sollten.Unternehmens- und Wandelanleihen sind aus unserer Sicht derzeit attraktiver als Staatsanleihen. Daher haben wir entsprechende Papiere in unserem Portfolio momentan übergewichtet, wobei wir unsere Positionen in Hochzinspapieren kürzlich zugunsten von Papieren mit Investment Grades leicht reduziert haben. Qualitativ hochwertige Papiere mit kürzeren Laufzeiten erscheinen uns besonders vielversprechend. Zudem sind Floater interessant, die aufgrund ihrer variablen Kupons in gewisser Weise immun gegen etwaige Zinsanstiege sind.Was Währungen angeht, so bevorzugen wir mittel- bis längerfristig den Dollar. Allerdings haben wir unser Engagement im Euro, im japanischen Yen und im australischen Dollar vor dem Hintergrund der verbesserten Weltkonjunktur erhöht. Die genannten Beispiele verdeutlichen: Asset Managern, die aktuelle Entwicklungen an den Finanzmärkten aufgrund ihrer Erfahrungen einordnen können und sich dementsprechend breit und flexibel positionieren können, bieten sich an den Kapitalmärkten momentan vielfältige Chancen. Darüber hinaus zeigt die Historie, dass ein breiter und flexibler Mix der Anlageklassen auch langfristig den größten Renditebeitrag leistet.—-Dennis Stattman, Portfoliomanager des BGF Global Allocation Fund bei BlackRock