Kapitalanlage

Gold schließt sich dem Ölpreis an

Das Edelmetall steigt auf den höchsten Stand seit 1988 - Minenaktien laufen voraus

Gold schließt sich dem Ölpreis an

Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Goldrally hat an Fahrt gewonnen. Für das Edelmetall müssen Anleger 466 Dollar pro Feinunze auf den Tisch legen und damit so viel wie zuletzt vor 17 Jahren. Steigende Inflation, hohe Nachfrage nach physischem Gold und Käufe von großen, spekulativ eingestellten Fonds sorgten dafür, dass die Edelmetallnotierung seit Jahresanfang um mehr als 7 % gestiegen ist. Ein Teil dieses Anstiegs geht auf die Dollar-Schwäche zurück, da einige Anleger das gelbe Metall als Absicherungsalternative zur US-Währung sehen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Edelmetallnotierung und der Dollar über weite Strecken eine entgegengesetzte Kursentwicklung zeigen. Seit langer Zeit verteuerte sich Gold erstmals wieder gegen Euro, Yen und Schweizer Franken. Ein Zeichen, dass die Nachfrage nach physischem Gold für den Anstieg mitverantwortlich ist. Notenbanken halten stillNach Angaben des World Gold Council ist die Nachfrage nach physischem Gold seit Jahresfrist um 21 % angestiegen, die Produktion lediglich um 18 %. Große Nachfrage kommt aus Asien, der Türkei und den arabischen Ländern. In den vergangenen beiden Wochen haben die Käufe der Schmuckindustrie stark zugenommen, die vor dem Weihnachtsgeschäft regelmäßig die Läger füllt. Sie hat innerhalb Jahresfrist für einen Rekordbetrag von 38 Mrd. Dollar physisches Gold gekauft und ist damit für einen Teil des Goldpreisanstiegs verantwortlich. Die Angst vor dem großen Ausverkauf durch die Notenbanken hat sich auch beruhigt. Während sich große Zentralbanken entschlossen haben, ihre riesigen Goldreserven à la longue abzubauen, vergrößern kleinere Zentralbanken wie Argentinien ihren Bestand. Als Treibstoff für den Goldpreis wird auch die steigende Inflation ausgemacht. Von vielen Anlegern wird Gold immer noch als Absicherung vor unsicheren Zeiten angesehen. Für Mike Buchanan, Analyst von Goldman Sachs, reflektiert die steigende Goldnotierung die umhervagabundierende weltweite Liquidität auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten. Für viele Experten ist der Goldpreisanstieg kein vorübergehendes Phänomen. So sieht Mike Buchanan die Chance, dass der Goldpreis den Ölnotierungen folgen wird. Ölpreis und Edelmetallnotierung liefen bereits 1970 und während der Ölkrise 1973 / 74 parallel nach oben. Grund ist die mit den steigenden Energiepreisen verbundene Beschleunigung der Inflation, durch die die Goldkäufe zur Absicherung ansteigen. Da der Markt aktuell überhitzt erscheint, erhöhen die Analysten ihre Prognosen jedoch nur vorsichtig auf 480 bis 500 Dollar pro Feinunze. Anleger haben mehrere Möglichkeiten, an dem steigenden Goldpreis zu partizipieren. Neben einem “normalen” Zertifikat auf den Goldpreis (DE000SG9F3Q9) der Société Générale sind auch die sogenannten Gold Bullion Securities bzw. GBS (GB00B00FHZ82) interessant. Das sind goldunterlegte Verbriefungsrechte auf einen Zehntel-Unzen- Goldbarren, wobei das Gold in einem Sammeldepot bei HSBC hinterlegt wird. Der Kurs des GBS repräsentiert den Feinunzenpreis in Euro. Volatiler KursverlaufParallel mit dem Edelmetall haben auch die Kurse der Produzenten kräftig angezogen. Sie sind wegen ihres volatilen Kursverlaufs quasi wie ein Optionsschein auf den Goldpreis. Interessant sind Anglogold Ashanti, Anglo American oder Gold Fields, die seit Jahresanfang mit 17 bis 34 % wesentlich stärker als der Goldpreis zulegen konnten. Die Rally beeinflusst die Ergebnisse positiv. So steigerte Anglo American, Südafrikas größter Rohstoffkonzern, im ersten Halbjahr 2005 den Betriebsgewinn um 28 % auf 2,98 Mrd. Dollar, der Nachsteuergewinn ohne außergewöhnliche Posten und Goodwill-Amortisierung erhöhte sich um 43 % auf 1,78 Mrd. Dollar. Der zweitgrößte Goldproduzent, Anglogold Ashanti, meldete einen Gewinnsprung gegenüber dem Vorjahresquartal. Das südafrikanische Unternehmen profitierte allerdings von außerordentlichen Erträgen und der Schwäche des Rand. Die Goldproduktion stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 % auf 1,57 Millionen Unzen. Mit einer Produktionssteigerung von 4,5 % im Vergleich zum Vorjahr konnten die Produktionskosten um 10 % auf 324 Dollar pro Unze gesenkt werden. Der weltgrößte Goldförderer, Newmont Mining, gab unlängst eine Gewinnsteigerung von 35 % gegenüber dem Vorjahresquartal bekannt. Der höhere Reingewinn war vor allem auf den Anstieg des Goldpreises zurückzuführen. Das Ergebnis von Goldfields dagegen litt im zweiten Quartal unter den Kosten für die Abwehr des unfreundlichen Übernahmeversuchs von Harmony. Der Betriebsgewinn stieg zwar im Vergleich zum Vorquartal um 22 % von 84 Mill. auf 102 Mill. Dollar, unter dem Strich blieb ein Verlust von 3 Mill. Dollar. Ohne die kostspielige Abwehr hätte Goldfields einen Gewinn für das zweite Quartal ausgewiesen. Entscheidet sich der Anleger für Goldminenaktien, sollte er das Risiko wegen des hochvolatilen Kursverhaltens auf mehrere Werte verteilen. Alternativ eignen sich Goldminenfonds oder ein Zertifikat auf den Amex Gold Bugs Index, um Verlustrisiken zu reduzieren.