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Große Chance durch kleine US-Werte

Börsen-Zeitung, 16.9.2011 Klein, aber oho! Dieser Slogan lässt sich auch auf Small Caps anwenden. Allgemein betrachtet haben kleinere Unternehmen allein dank ihrer Größe tendenziell bessere Wachstumschancen als die Mehrheit ihrer größeren...

Große Chance durch kleine US-Werte

Klein, aber oho! Dieser Slogan lässt sich auch auf Small Caps anwenden. Allgemein betrachtet haben kleinere Unternehmen allein dank ihrer Größe tendenziell bessere Wachstumschancen als die Mehrheit ihrer größeren Mitbewerber. So ist es zum Beispiel einfacher, den Kundenstamm von einem Kunden auf zehn zu erhöhen als etwa von hundert Kunden auf eintausend zu wachsen – und das, obwohl der Anstieg prozentual gesehen derselbe ist.Da sich die Mehrheit der Fondsmanager und Analysten jedoch auf die größeren Marktakteure konzentriert, gibt es zu Small Caps weniger Research – das Land liegt zum Teil sprichwörtlich noch brach. Sollten Anleger vor der Mehrarbeit nicht zurückscheuen und die Analysen selbst in die Hand nehmen, eröffnen sich hier attraktive Anlagemöglichkeiten. Bessere ErträgeHistorisch betrachtet haben kleinere Unternehmen in den vergangenen vierzig Jahren bedeutend bessere Erträge erzielt als Standardwerte. Allerdings wurden diese nach landläufiger Meinung meist durch größeres Risiko und geringere Liquidität erwirtschaftet. Daher ist es wichtig, dass Anleger die qualitativ höherwertigen Nebenwerte aufspüren. Außerdem sind wir davon überzeugt, dass viele Anleger Erträge verschenken, indem sie auf Dividendenwerte zugunsten reiner Wachstumswerte verzichten. Unsere Analysen zeigen, dass sich Dividendenpapiere im US-Small-Cap-Segment seit 1993 deutlich besser entwickelt haben als vergleichbare Titel ohne Dividendenausschüttungen – und das bei geringeren Schwankungen nach unten. Von 1993 bis 2010 generierten sie ein durchschnittliches Jahresergebnis von 10,6 %. Im Vergleich dazu lagen die dividendenlosen Aktien bei 7,0 %. Da Small Caps eine höhere Volatilität haben – vor allem bei einem Abwärtstrend -, kann eine Dividende in schwierigen Zeiten Kursverluste abmildern und dazu beitragen, den Gesamtertrag zu verbessern.Aktuell erscheinen Small Caps verglichen mit Standardwerten nicht sonderlich attraktiv. Insbesondere nach den jüngsten Korrekturen verbergen sich aber hinter dieser Fassade aktienspezifische Chancen. Beispielsweise fiel der amerikanische Russell 2000-Index im Juli dieses Jahres um 10 %, und die Wertentwicklung von 360 Small Caps ging um rund 20 % und mehr zurück. Weitere 100 Aktien fielen um 30 %. Das hat Kurssteigerungschancen für fundamental orientierte Anleger geschaffen.In konjunkturschwachen Zeiten wie den derzeitigen entwickeln sich im historischen Vergleich Nebenwerte besser als Standardwerte. Dies liegt daran, dass sie oft in Branchen mit schnelleren Entwicklungszyklen tätig sind, in denen neue Marktanteile gewonnen werden können. Hinzu kommt, dass die Gewinnmargen großer Unternehmen bereits heute wieder auf ihren früheren Höchstwerten angelangt sind, während kleine Unternehmen um 2 % im Rückstand sind. Die Bilanzen sind so solide wie seit Jahren nicht, und die Unternehmen sind extrem gut bei Kasse – gute Aussichten für einen Fusions- und Übernahmezyklus. Konjunkturelle ErholungDa sich die Konjunktur aber zunehmend erholt, sollten höherwertige Unternehmen unabhängig von ihrer Marktkapitalisierung weiterhin zu den Gewinnern zählen. Zu achten ist hierbei auf Unternehmen mit soliden Bilanzen, die beständig freien Cash-flow erwirtschaften und vor allem deren Aktien mit einem 30 bis 50 %igen Abschlag auf den wahren Unternehmenswert gehandelt werden. Eine weitere Kennzahl, die Anlegern aus dem Dschungel der Nebenwerte helfen kann, ist beispielsweise das Verhältnis von Aktiva zu Eigenkapital. Übersteigert dieser Wert das Zweifache, lassen wir die Finger von den Unternehmen. Da die Kapitalbeschaffung für kleinere Unternehmen oft schwieriger ist, sollten Anleger darauf achten, dass die erforderlichen Geldmittel vorhanden sind, um das jeweilige Überleben zu sichern. Daneben müssen die Aktien eine durchschnittliche fünfjährige Kapitalverzinsung (ROIC) von über 15 % aufweisen.Auf Sektorenebene erscheinen derzeit Industrieaktien als attraktiv. Wir achten besonders auf Unternehmen mit globaler Marktführerschaft in einer besonderen Nische. Denn als Marktführer profitieren viele von ihnen von der Nachfrage der Schwellenländer nach Infrastruktur. Während nur ein Fünftel des Gesamtumsatzes der Russell 2000-Unternehmen in Übersee generiert wird, erwirtschaften unsere Portfoliounternehmen über ein Drittel ihrer Einkünfte außerhalb Amerikas. Gute Anlagemöglichkeiten bietet auch der Technologiesektor. Dort gab es im vergangenen Jahr Kurseinbrüche von rund 20 %. Vor allem der Ausrüstungsgüterbereich der Halbleiterindustrie war von der Korrektur massiv betroffen. Unseres Erachtens werden Technologiefirmen besonders in den USA von dem Nachholbedarf profitieren, da zahlreiche Unternehmen während der Rezession Investitionen verschoben haben. Lohnende RohstoffwerteAuch langfristig hat die Branche viel zu bieten: In dem Maße, wie die Industrialisierung der Schwellenländer voranschreitet und ihre Einwohner immer höhere frei verfügbare Einkommen haben, wächst der Gesamtmarkt für Technologie. Im Bereich der Unterhaltungselektronik sehen wir ebenfalls Chancen, da bestehende Technologien immer öfter für neue Anwendungen genutzt werden. Ein Beispiel sind LEDs. Energieeffiziente Akteure werden nach und nach den riesigen privaten, gewerblichen sowie industriellen Beleuchtungsmarkt erobern. Im Small-Cap-Bereich erscheinen auch Rohstoffwerte als ein lohnendes Investment. In den vergangenen zehn Jahren wurde aufgrund des günstigen Gold- und Silberpreises zu wenig investiert, daher ist ein positives Angebots- und Nachfrageumfeld entstanden.Abschließend ist zu sagen: Beachtet der Anleger bestimmte Kriterien bei der Wahl seiner Small Caps, bieten diese größere Gewinnchancen als viele Standardwerte.