PORTFOLIO

Gute Chancen auf eine Gegenreaktion

Fed-Chef Ben Bernanke stoppt Ausverkauf beim Gold - Asiaten nutzen niedrige Kurse zum Einstieg

Gute Chancen auf eine Gegenreaktion

Auch der längste Aufwärtstrend findet einmal einEnde. Die zwölfjährige Klettertour des Goldes ist im April ausgelaufen. Der Feinunzenpreis verlor im zweiten Quartal rund 25%. Privatanleger nutzen die niedrigen Kurse und kaufen physisches Edelmetall oder Retailprodukte wie Euwax-Gold. Nach dem kräftigen Ausverkauf sind die Chancen auf eine kräftige Gegenreaktion gestiegen.Von Armin Schmitz, FrankfurtDes Anlegers ehemals liebstes Kind ist in Ungnade gefallen: Gold. Die abnehmende Furcht vor einer Inflation und große Umschichtungen in andere Assetklassen haben den Goldpreis allein im zweiten Quartal um rund 25 % auf 1 180 Dollar je Feinunze fallen lassen – so tief wie in den letzten drei Jahren nicht mehr. Noch im Jahr 2011 hatte der Feinunzenpreis ein Rekordniveau von 1 920 Dollar erreicht. Über die treibenden Kräfte bei dieser Abwärtsbewegung sind sich Experten und Verschwörungstheoretiker nicht einig. Während die Notenbanken durch gezielte Verkäufe den Edelmetallpreis gedrückt haben, machten andere die Verkäufer an den Terminmärkten als die Verantwortlichen aus.Wer auch immer Schuld an dem Kurseinbruch hat, eine wachsende Zahl von Anlegern hat dem Edelmetall in den vergangenen Monaten den Rücken gekehrt. Sie zogen nach Angaben von ETF Securities im Zeitraum zwischen Ende März und Ende Juni weltweit insgesamt 18,5 Mrd. Dollar aus Exchange Traded Funds (ETF) und Exchange Traded Commodities (ETC) ab. So hohe Abflüsse haben die Experten in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr gesehen. Zwar wurden Abflüsse auch bei anderen Rohstoffprodukten verzeichnet, doch 90 % der insgesamt 19,6 Mrd. Dollar gehen auf das Konto von Gold-ETF. Besonders betroffen war im zweiten Quartal der SPDR Gold Trust, aus dem Anleger 11,5 Mrd. Dollar abzogen. Der iShares Gold Trust musste Nettoabflüsse von 1,5 Mrd. Dollar hinnehmen. Auch bei dem ETF Physical Swiss Gold von der Zürcher Kantonalbank wurden Anteile mit einem Volumen von 238 Mill. Dollar zurückgegeben. Nach Angaben von ETFGI, eines Londoner Analysehauses und einer Beratungsfirma, sank der Wert der Gold-ETF weltweit im zweiten Quartal von 78,1 Mrd. Dollar auf 47,7 Mrd. Dollar Ende Juni.Xetra-Gold der Deutschen Börse Commodities, das Gold-Produkt mit dem höchsten Börsenumsatz in Deutschland, verzeichnete nach Angaben der LBBW seit dem Jahresanfang lediglich Abflüsse in Höhe von 0,4 %. Dabei sei ein Teil auch auf Auslieferungen von Barren zurückzuführen. Zuflüsse von 350 Kilogramm registrierte dagegen das im vergangenen Jahr an der Börse Stuttgart eingeführte Euwax-Gold. Abflüsse lassen nachNach Angaben der Rohstoffanalysten haben die ETF-Abflüsse in den vergangenen beiden Handelstagen spürbar nachgelassen. Sie könnten aber bei einem fortgesetzten Höhenflug an den Aktienmärkten wieder zunehmen, so Barbara Lambrecht von der Commerzbank. Ohne eine Beruhigung bei den ETF-Abflüssen sei eine länger anhaltende Erholung des Goldpreises kaum vorstellbar.Den massiven Abflüssen aus börsengehandelten Edelmetallprodukten steht ein deutlicher Anstieg der physischen Nachfrage gegenüber. Insbesondere in Asien ist die Nachfrage sehr groß. “Dem Druck am Terminmarkt steht eine hohe physische Nachfrage gegenüber. Chinesen und Inder haben in normalen Zeiten einen Anteil von 50 % am physischen Goldmarkt. Derzeit wird die Nachfrage nach physischem Gold noch stärker von den Asiaten dominiert”, sagt Önder Ciftci, Geschäftsführer des Edelmetallhändlers Ophirum. Zwar überschlugen sich zuletzt die Auguren mit pessimistischen Prognosen. Der Fall des Goldpreises scheint derzeit aber zum Stillstand gekommen zu sein. Die Höhe der Short-Positionen der spekulativen Marktteilnehmer und die Anhebung der Leihezinsen für den Leerverkauf des Goldes von sehr niedrigen 10 Basispunkten auf aktuell 30 Basispunkte haben ein weiteres Abrutschen der Notierungen verhindert. Auch die nicht mehr ganz so positiven makroökonomischen Indikatoren und die Rückführung der geldpolitischen Lockerung der US-Notenbank (Fed) haben dem Markt eine Unterstützung gegeben. “Die Erhöhung der Leihegebühr nimmt den Druck vom Goldpreis. Das Shorten des Edelmetalls wird schwieriger. Damit steigt die Chance auf eine Gegenbewegung des Feinunzenpreises”, sagt Ciftci.Thorsten Proettel von der LBBW sieht das Potenzial allerdings als begrenzt an. Da aktuell weder mit einer Eskalation der Euro-Krise noch mit einer Öffnung der Liquiditätsschleusen durch die Fed zu rechnen sei, seien starke Anlegerkäufe in den kommenden Monaten unwahrscheinlich. Auch die Verkaufspanik vieler ETC- und ETF-Anleger sollte nach den Relativierungen von Fed-Chef Ben Bernanke vorerst beendet sein. Der LBBW-Analyst rechnet mit einem Goldpreis von 1 250 Dollar zum Jahreswechsel. Die BayernLB rechnet nach einer Herabsetzung der Prognose von ursprünglich 1 600 Dollar mit einem Kursziel von rund 1 400 Dollar für 2014.Für Anleger, die eine stärkere Kursreaktion des Goldpreises erwarten, gibt es eine große Auswahl an Produkten, bei denen das Anlegerkapital durch die Hinterlegung des Edelmetalls geschützt wird. Während Privatanleger Xetra-Gold (DE000A0S9GB0) oder Euwax-Gold (DE000EWG0LD1) bevorzugen, setzen institutionelle Anleger aus regulatorischen Gründen auf Produkte wie den DB Physical Gold Euro Hedged ETC (DE000A1EK0G3), einen Gold-ETC mit einer Währungsabsicherung gegenüber dem Dollar, oder den DB Gold ETC (DE000A1E0HR8). Das Anlegervermögen wird durch Hinterlegung von physischem Gold, das in den Tresoren der Deutschen Bank in London lagert, abgesichert. Die Barren sind aber nicht auslieferbar. Die Gesamtkostenquoten liegen bei diesen Produkten bei 0,59 % bzw. 0,29 %.