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Gute Stimmung im schwachen Umfeld

Deutschland stemmt sich gegen den Abwärtstrend in der Eurozone - Leichtes Jahres-Plus für Dax prognostiziert

Gute Stimmung im schwachen Umfeld

Deutschland scheint auf den ersten Blick die Krise in der Eurozone gut zu meistern. Die Stimmung in der Wirtschaft ist top, die Wachstumsprognosen zumindest besser als im Rest Europas. Immun gegen die Risiken aus dem Rest der Welt im Allgemeinen und aus der Eurozone im Speziellen ist die hiesige Volkswirtschaft indes nicht. Analysten rechnen für den Jahresverlauf mit einem leichten Plus im Dax.mel Frankfurt – Die Weltwirtschaft ächzt, alle fürchten die Schuldenkrise, die Eurozone muss um ihren weiteren Bestand fürchten. In Deutschland, der größten Volkswirtschaft der Eurozone, aber scheint alles rosig zu sein. Das Land befindet sich offenbar sicher auf dem Weg zur Vollbeschäftigung. Während Frankreich und Österreich ihre Top-Ratings verlieren, macht in Deutschland das ZEW-Konjunkturbarometer einen Rekordsprung.Es ist gewiss nicht alles prima in Deutschland, aber es gibt in der Eurozone und wahrscheinlich auch unter den anderen westlichen Industrieländern kaum einen Aktienmarkt, für den man optimistischer sein kann als für den deutschen. Ein Grund: eine relativ starke Industrie, die in wachstumsstarke Länder außerhalb der Eurozone verkauft, auch wenn die Eurozone selbst in die Grütze geht. Zweitens scheint die Lust am Konsum innerhalb Deutschlands, wenn nicht ungebrochen, dann doch einigermaßen stabil, was unter anderem daran liegt, dass die Arbeitslosenquote in Deutschland so niedrig ist wie noch nie seit der Wiedervereinigung.Das bietet zwar genug Anlass für Optimismus, soll aber den Blick auf die Probleme der Eurozone nicht verstellen. So hat der Commerzbank-Frühindikator Early Bird zuletzt zwar weiter zugelegt, doch sehen die Analysten des Instituts die gleichen Unsicherheitsfaktoren wie die meisten anderen Marktbeobachter. “Werden die Ifo-Geschäftserwartungen also in den kommenden Monaten weiter zulegen? In normalen Zeiten wäre die Antwort ,Wahrscheinlich ja!` “, heißt es in einer Studie. “Keine normalen Zeiten”Denn solange es nicht zu einem neuerlichen Einbruch der US-Konjunktur komme – mit dem die Analysten nicht rechnen -, dürfte der Early Bird weiter nach oben tendieren, und die Ifo-Geschäftserwartungen würden ihm normalerweise folgen. “Allerdings haben wir derzeit keine normalen Zeiten, und wir gehen weiterhin davon aus, dass die von der Staatsschuldenkrise ausgehende Unsicherheit die Konjunktur spürbar bremsen wird.” Dies sollte sich auch in den Geschäftserwartungen widerspiegeln.Zwiespältig ist auch die Stimmung unter den Vermögensverwaltern. Laut einer Befragung der DAB Bank halten 85 % der Vermögensverwalter deutsche Aktien für unterbewertet. Doch nur 38 % zeigen sich optimistisch und setzen auf eine positive Marktentwicklung im Januar 2012. Die Hälfte der Finanzprofis erwartet zu Beginn des neuen Jahres eine Seitwärtsbewegung des Leitindex Dax. 12 % der befragten Vermögensverwalter rechnen sogar mit sinkenden Kursen.Einen Anstieg des Dax auf 6 600 Punkte zum Jahresende sagt dieDZ Bank voraus. Innerhalb Europas dürfte Deutschland unter den großen Ländern auch 2012 die wachstumsstärkste Kraft bleiben. Positiv für die international ausgerichteten Dax-Unternehmen sei vor allem, dass die Weltwirtschaft 2012 trotz der sehr schwachen Vorgaben aus Europa um 3,4 % wachsen sollte. Insbesondere in den BRIC-Staaten sei das Wachstum auf hohem Niveau stabil, heißt es in einem Marktkommentar des Instituts. Zudem sei in den Vereinigten Staaten die Wachstumsschwäche inzwischen derart ausgeprägt, dass sich ein Potenzial für positive Überraschungen aufbaue, schreiben die Analysten.Die Gesellschaften im deutschen Leitindex sollten von dieser Entwicklung profitieren und Umsätze sowie Gewinne steigern können, so dieDZ Bank. Der Zuwachs sollte 2012 jedoch wegen des schwachen Wirtschaftswachstums insgesamt sehr moderat ausfallen. “Wir erwarten dementsprechend 2012/13 allenfalls ein geringes Gewinnwachstum und schätzen das vom Konsens erwartete Gewinnwachstum in Höhe von 5 % für 2012 und 9 % für 2013 als optimistisch ein.” Der prognostizierte Stand von 6 600 Punkten am Jahresende entspräche laut DZ Bank einem aktuellen 2012er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,6 beziehungsweise “einem KGV von rund 10,8 auf Basis der von uns erwarteten 2012er-Indexgewinne”. Als Favoriten auf Einzeltitelebene hat dieDZ Bank unter den Blue Chips die Aktien von Deutsche Post, EADS, RWE, Linde und Volkswagen ausgemacht, im Mid-Cap-Bereich empfiehlt die Bank Aareal Bank, Bertrandt, Hannover Rück und Hugo Boss.