PORTFOLIO

Höhere Rendite durch geringes Risiko

Varianzstrategie setzt auf niedrige Volatilität - Verluste können aber nicht vermieden werden - Kleine Produktauswahl

Höhere Rendite durch geringes Risiko

Turbulenzen an den Kapitalmärkten haben gezeigt, dass eine Fokussierung eines aktienlastigen Portfolios auf Basis von Ertragserwartungen meist nicht das gewünschte Ergebnis bringt. Die hohe Volatilität und das Abwärtsrisiko haben das Interesse an Produkten steigen lassen, die Varianzstrategien einsetzen. Die Entwicklung zeigt, dass sie die Portfoliovolatilität senken können.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Suche nach risikodämpfenden Strategien hat die Beliebtheit von sogenannten Varianzstrategien, die auf den Arbeiten von Robert Haugen beruhen, steigen lassen. Der US-Finanzmarktökonom beschrieb Ende der sechziger Jahre, dass Aktienanleger für die zusätzlichen Risiken nicht angemessen entlohnt werden. Zusammen mit seinem Kollegen A. James Heins wies Haugen in einer Reihe von Veröffentlichungen darauf hin, dass das Portfolio mit dem geringsten Risiko eine höhere Rendite aufweist als das reine Marktportfolio.Auf Basis der theoretischen Überlegungen von Haugen soll bei dem Varianzprinzip die Kombination von verschiedenen Assetklassen mit unterschiedlichen Korrelationen und Volatilitäten zueinander die Abwärtsrisiken mindern. Das Besondere: Bei einem Minimum-Varianz-Portfolio handelt es sich um eine der wenigen Strategien, die ohne explizite Renditeerwartungen auskommen. Diese Methode nutzt lediglich Korrelationen und Volatilitäten. Aus einem Auswahlpool mit Titeln werden verschiedene Aktien kombiniert, die das geringste Risiko bzw. die niedrigste Volatilität ergeben.Die Auswahl an aktiv gemanagten Produkten, die die Varianzstrategie umsetzen, ist sehr klein. Bei aktiv gemanagten Fonds konnte der Uni-Global Min Variance Europe der Schweizer Unigestion (LU0191819951) mit einer Rendite von durchschnittlich 13 % p. a. in den vergangenen drei Jahren überzeugen. Das Produkt blieb dabei zwar rund 2,5 Prozentpunkte hinter seiner Benchmark, dem Stoxx 600, zurück. Allerdings war die Volatilität um rund 7 Prozentpunkte niedriger als bei der Benchmark. Im laufenden Jahr weist der rund 1,8 Mrd. Euro schwere Fonds einen Gewinn von 1,2 % auf. Aufwendiger ProzessAllerdings kam der Anleger mit diesem Fonds nicht ohne Verluste durch das schwierige Jahr 2008. Hier musste der Fonds eine Einbuße von 30,5 % hinnehmen. Die Auswahl der geeigneten Portfoliopositionen ist sehr aufwendig. Das Fondsmanagement nutzt einen dreistufigen Investmentprozess, um die geeigneten Werte mit einem stabilen Risikoprofil zu finden. Dabei helfen dem Fondsmanager ein Multi-Faktoren-Modell und mehrere Risikomodelle bei der Auswahl der Werte für das Minimum-Varianz-Portfolio.Neben den Produkten von Unigestion bietet BNP Paribas den BNPP L1 Equity World Min Variance C C (LU0086352696) an, dessen Ziel darin besteht, höhere risikoangeglichene Gewinne (Sharpe Ratio) zu erzielen. Das Fondsmanagement unter der Leitung von Larry Pohlman, das von dem Amerikaner Haugen beraten wird, nutzt einen dreistufigen Investmentprozess für die Selektion der Portfoliowerte aus dem Universum des MSCI World. Dabei werden die Aktien entsprechend ihrer Volatilität in jedem Sektor eingestuft. Aus den Titeln mit der niedrigsten Volatilität wird dann ein Portfolio gebaut, das die minimalste Abweichung gegenüber dem MSCI World hat. Das Portfolio wird monatlich vom Fondsmanagement angepasst. Der nur 35 Mill. Euro schwere Fonds erreichte in den vergangenen drei Jahren mit dieser Strategie eine Rendite von 14,8 %. Die Wertentwicklung schrumpfte allerdings im Fünfjahreszeitraum deutlich auf einen Verlust von 2,4 %. Die Strategie half dem Fondsmanagement nicht, unbeschadet durch die Turbulenzen im Krisenjahr 2008 zu kommen. Der Anleger erlitt mit dem Fonds in dem Jahr einen Verlust von rund 41 %. Laufende Anpassung nötigNeben den beiden aktiv gemanagten Produkten gibt es auch noch Exchange Traded Funds (ETF) von Ossiam, die Varianzstrategien abbilden. Der ETF Europe Minimum Variance NR der Natixis-Tochter Ossiam (LU0599612842) partizipiert an einem risikoadjustierten Portfolio, das laufend angepasst wird. Mithilfe der historischen Rendite, der Volatilität und der Korrelationsparameter der einzelnen Titel aus dem Universum des Stoxx 600 werden die geeigneten Titel herausgefiltert. Da der Fonds im Juni 2011 aufgelegt worden ist, können die Leistungsparameter der Strategie nicht über mehrere Marktzyklen beurteilt werden. Die Marktkorrektur in den vergangenen Wochen hat der ETF allerdings ohne Verluste überstanden. Seit dem Jahresanfang liegt die Performance bei knapp 5 %.Die Royal Bank of Scotland (RBS) macht den Daxplus Minimum Variance Germany Index mit einem Zertifikat (DE000AA0KFZ2) handelbar. Bei dem von der Deutschen Börse berechneten Index werden die Werte aus dem Dax ausgewählt. Aktien mit einer hohen Korrelation zu anderen werden gemieden, Titel mit einem niedrig korrelierten oder entgegengesetzten Kursverlauf kommen dagegen auf eine hohe Gewichtung. In den vergangenen zwölf Monaten kam das Zertifikat auf einen Gewinn von 11,4 %, der Dax erlitt dagegen einen Verlust von 9,9 %. Im Dreijahreszeitraum schlug das Zertifikat den Leitindex um 13 Prozentpunkte.Wie auch die aktiv gemanagten Fonds konnte das Zertifikat jedoch Verluste nicht vermeiden. Im Zeitraum von Dezember 2007 bis März 2009 verzeichnete der Daxplus Minimum Variance Index ein Minus von 22,6 %, der Dax erlitt jedoch einen Kurseinbruch von 44 %. Außerdem lag die Volatilität um 3 Prozentpunkte niedriger als beim Index. Die Historie zeigt also, dass die Varianzstrategie Verluste nicht vermeiden kann. In steigenden Märkten hinkt der Index dem Gesamtmarkt etwas hinterher. Da die Volatilität niedriger ist, ist eine Senkung des Portfoliorisikos möglich.