Kapitalanlage

Internet-Telefonie bietet Anlegern Chancen

VoIP verbreitet sich schneller als erwartet - Unternehmen verzeichnen hohe Wachstumsraten

Internet-Telefonie bietet Anlegern Chancen

Von Armin Schmitz, Frankfurt Seitdem das Internet-Auktionshaus Ebay Mitte September die junge Software-Firma Skype für 2,6 Mrd. Dollar gekauft und Microsoft den VoIP-Spezialisten Teleo aus San Francisco übernommen hat, dürfte klar geworden sein, dass sich der Telekommunikationsmarkt im Umbruch befindet und die Internettelefonie sich zu einem Massenmarkt entwickeln kann. Mit dem so genannten VoIP (Voice over Internet Protocol) kommt es zur Konvergenz zwischen Sprache und Daten.Günstige Gesprächstarife, niedrige Infrastrukturkosten, nur noch ein Netzwerk für Computer und Telefonie, Mehrwertdienste wie Multimediafähigkeit, IP-Call-Centers und Videokonferenzen mit der Integration von Telefon sind die Gründe, warum sich immer mehr Nutzer vom Festnetz verabschieden. Vorreiter SkypeSkype, die vor drei Jahren von dem Schweden Niklas Zenntröm und dem Dänen Janus Friis gegründet wurde, gilt dabei als Vorreiter. Nach eigenen Angaben hat sie bereits weltweit über 50 Millionen Nutzer. Täglich kommen etwa 150 000 neue User hinzu. Mit Hilfe ihrer Software wird die Sprache in Datenpakete umgewandelt und übers Netz verschickt. In nahezu allen Ländern, in denen Skype genutzt werden kann, hat sich Skype auch schnell zum Marktführer entwickelt. Das Unternehmen hat im Jahr 2004 einen Umsatz von 7 Mill. Dollar erzielt, für 2005 sind 60 Mill. Dollar Umsatz geplant, im kommenden Jahr 200 Mill. Dollar. Das Wachstumspotenzial der neuen Technik ist riesig. Einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte zufolge sollen in Deutschland bislang erst etwa 500 000 Privatnutzer regelmäßig über das Web telefonieren. Lediglich 14 % der deutschen Unternehmen haben auf VoIP umgestellt, um Kosten zu sparen. Der Markt für Internettelefonie-Dienstleistungen ist dadurch auch für große Firmen interessant, wie die Übernahmen von Skype und Teleo zeigen. Über den Kauf kleiner Anbieter steigen sie in das Geschäft ein. Aktuell gibt es neben wenigen großen viele kleine Anbieter. Schätzungen zufolge sind allein in Deutschland mehr als 50 spezialisierte Internettelefonie-Anbieter tätig. Die hohen Wachstumsraten und die zu erwartende Konsolidierung der Branche machen die wenigen börsennotierten VoIP-Anbieter, aber auch die Anbieter von Breitbandanschlüssen wie United Internet interessant. Denn die entscheidende Triebkraft bei der Verbreitung ist die Verfügbarkeit der Breitbandanschlüsse. In Deutschland wird der Anteil auf 16 % geschätzt, führend ist Südkorea mit 24 Anschlüssen je 100 Einwohner. Neben VoIP gelten zukünftig eine Reihe von Serviceangeboten wie TV oder Video on Demand als Wachstumsmärkte. Die Schweizer Amitelo ist der Börsenliebling an der Deutschen Börse. Seit Einführung in den Entry Standard im November stieg der Kurs um 140 %. Amitelo setzt vor allem auf das Geschäft mit Endkunden. Als Partner von Teles hat Amitelo die Vertriebsrechte für SkyDSL in Spanien, Portugal und Marokko. Nach der Übernahme des VoIP-Unternehmens Median Telecom ist die Ausweitung des Tätigkeitsfelds auf Deutschland geplant. Amitelo arbeitet bereits profitabel. Der Neunmonatsbericht im September weist bei einem Umsatz von 3,48 Mill. Euro einen Gewinn von 145 000 Euro aus. Die Schweizer erwarten für das Geschäftsjahr 2005 voraussichtlich einen Umsatz von 21,5 Mill. Euro und einen Gewinn von 1,05 Mill. Euro. Für 2007 wird mit einem Umsatz von 33,4 Mill. Euro, einem Ebit von 11,4 Mill. Euro und einem Gewinn von 10 Mill. Euro gerechnet. Die Aktie von Eutex, des führenden unabhängigen Händlers von Telefonminuten, hat Anfang Dezember die Notierung an der Deutschen Börse aufgenommen. Über eine Handelsplattform, an die mehr als 90 internationale Netzbetreiber angeschlossen sind, wickelt das Unternehmen den Handel der Telefonminuten vorwiegend im Mobilfunkbereich ab. Eutex gilt im Markt für den Großhandel von Telefonminuten, der in Europa allein 2003 ein Umsatzvolumen von 41 Mrd. Dollar erreichte, allerdings als ein kleiner Anbieter. Der Markt wird von Konzernen wie British Telecom, MSCI, Cable & Wireless und Colt beherrscht. Dieser Geschäftsbereich war bisher das Kerngeschäft.Nach einem Rückgang 2003 sollen die Umsätze durch verbesserte Einkaufsbedingungen 2006 auf etwa 113 Mill. Euro steigen. Weiteres Wachstumspotenzial wird durch VoIP erwartet, das heute zum überwiegenden Teil noch durch die öffentlichen Netzwerke geleitet wird. Eutex will zukünftig VoIP-Telefongespräche für regional tätige Internet Service Provider anbieten. Bis 2009 rechnen Analysten mit einem zusätzlichen Umsatz durch den VoIP-Bereich von 40 Mill. Euro. Gegenüber den Konkurrenten wie der amerikanischen Arbinet oder Teleglobe gilt die Aktie eher als unterbewertet.