Immobilien

Kehraus bei spanischen Immobilienaktien

Astroc zwischen Einzelfall und Platzen der Preisblase - Auch realer Immobilienmarkt kühlt ab

Kehraus bei spanischen Immobilienaktien

Von Angelika Engler, Madrid Noch bevor die schlechten Daten über die Entwicklung des Immobilienmarktes in den USA den Atlantik überqueren konnten, hat die seit langem gefürchtete Korrektur die überhitzten spanischen Immobilienaktien heimgesucht. Der einstige Starperformer Astroc knickte als Erster schon vergangene Woche ein und verlor an drei Handelstagen insgesamt 80 % seines Wertes. Statt 9 Mrd. Euro bringt die Firma aus Valencia jetzt nur noch knapp 2 Mrd. Euro auf die Waage. Der Kurs von 16,30 Euro liegt aber immer noch deutlich über dem IPO-Preis von 6,40 Euro vom Mai 2006. Kursrakete AstrocSeit dem Going Public war die Aktie – begünstigt durch einen sehr kleinen Free Float – um mehr als 1 000 % gestiegen. Nach monatelanger Spekulationswut, angeheizt durch den langjährigen Immobilienboom am realen Markt, fragen sich nun aber offenbar immer mehr Investoren, ob hinter vielen kleineren Firmen wie Astroc, Montebalito oder Urbas nicht doch nur ein aufgeblähter Papiertiger ohne solides Geschäftsfundament steht. Am Dienstag sprang die Panik der Investoren auch auf sämtliche anderen Immobilienwerte wie Metrovacesa, Colonial oder Fadesa über und riss auch Bauaktien wie Sacyr Vallehermoso oder die stark im Hypothekargeschäft engagierten mittelgroßen Banken wie Bankinter und Banco Popular mit. Die meisten Immobilienaktien notieren trotzdem weiter deutlich über dem Nettowert ihrer Aktiva. Zwei große Fragen schweben nun im Raum: Handelt es sich nur um eine Korrektur und mit Astroc um einen krassen Einzelfall, oder platzt jetzt die Preisblase? Und: Wann und in welchem Umfang wird die Korrektur auf den realen Immobilienmarkt überspringen? Die Preise für Häuser und Wohnungen haben sich in zehn Jahren, seitdem Spanien seine Haushaltsdisziplin für den Eintritt in die Euro-Währungsgruppe trimmte und die Zinsen im einstigen Hochzinsland historisch niedriges Niveau erreichten, um mehr als 100 % verteuert, in bestimmten Regionen sogar um 150 %. Doch die seit 2006 bereits deutlich gestiegenen Zinsen in Euroland hinterlassen schon die ersten Zeichen einer Abkühlung. Im ersten Quartal 2007 stiegen die Preise nur noch um 7 %, während sie im selben Zeitraum 1998 um 20 % zulegten und 2004 noch 19 % erreichten. Die Regierung, die die Existenz einer Preisblase am Immobilienmarkt stets heruntergespielt hat, spricht angesichts der nur noch dezenten Preissteigerung von einer “sanften Landung”. Ein harter Sturzflug würde Tausende von hochverschuldeten Familien noch stärker unter Druck setzen. 250 Mrd. Euro verliehenDie Banken und Sparkassen, die nach Daten der spanischen Notenbank Banco de España allein den Immobilienfirmen insgesamt 250 Mrd. Euro geliehen haben, registrieren mit den steigenden Zinsen und den höheren monatlichen Rückzahlungsraten jetzt schon einen Anstieg der Kreditausfälle. Der harte Kurssturz der Astroc-Aktie hatte allerdings auch hausgemachte Gründe und lässt am seriösen Charakter so mancher im Windschatten des Immobilienbooms schnell zusammengeschmiedeter Firmen zweifeln. Die neue Generation der spanischen Immobilienmillionäre prägte allen voran der Sevillaner Luis Portillo, der sich binnen nur zweier Jahre und dank der rasanten Kursentwicklungen ein Imperium aus den Unternehmen Inmocaral und Colonial zusammenkaufte und jetzt auch noch Riofisa ins Boot holen will. Finanzexperten begegnen diesem Unternehmertypus mit Vorsicht: “Die Seriosität dieser Geschäftsmodelle muss sich erst noch beweisen.” Keine AnalystenkonferenzAstroc-Hauptaktionär Banuelos (51,6 %), der seit dem IPO für einen Aktienwert unverständlicherweise keine einzige Analystenkonferenz abhielt und wichtige Firmendaten bislang im Nebulösen hielt, dürfte indes schon einen guten Teil des Marktvertrauens verspielt haben: Kürzlich kam über seinen Wirtschaftsprüfer Gasso heraus, dass er den Nettogewinn 2006 mit internen Immobilienverkäufen und sonstigen außerordentlichen Einnahmen angereichert hatte – ohne dies aber publik zu machen. AbsturzZudem seien einige seiner Immobilienprojekte mit den neuen Baugesetzen nicht mehr zu verwirklichen, hieß es. 2006 war der 39-jährige frühere Honighändler noch kometenhaft in den von der US-Zeitschrift “Forbes” ermittelten Kreis der 100 reichsten Männer der Welt aufgestiegen. Dafür reicht sein Vermögen nun nicht mehr.