Kapitalanlage

Klimawandel hat Folgen für die Börse

Viele Branchen profitieren von drohender globaler Erderwärmung - Gute Perspektiven für Solartitel

Klimawandel hat Folgen für die Börse

Von Armin Schmitz, Frankfurt Der Weltklimareport der UNO (IPCC) hat mit seinen düsteren Zukunftsszenarien für Aufsehen gesorgt. Die globale Erderwärmung ist auf den dramatischen Anstieg der Kohlendioxid-Emissionen zurückzuführen. Der UNO-Bericht wird den Druck auf Regierungen wie die der USA erhöhen, die Nutzung von Technologien zu fördern, die weniger Kohlendioxid (CO2) ausstoßen.Nach einer Untersuchung des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) reduziert die Nutzung von Wind- und Wasserkraft, Sonnenenergie, Erdwärme und Bioenergie bereits jetzt 25 % der weltweiten CO2-Emissionen. Durch einen weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien auf einen Anteil von 50 % am Energieverbrauch könne man weltweit die CO2 -Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts um die Hälfte senken. In seiner Rede zur Lage der Nation hatte Präsident Bush unlängst angekündigt, dass bis 2017 jährlich 132 Mrd. Liter Ethanol hergestellt werden, um sie den Treibstoffen für Kraftfahrzeuge beizumischen. Die US-Administration möchte die Inlandsnachfrage nach Benzin in diesem Zeitraum um 20 % senken. Auch in der EU forcieren die Regierungen das Aufstellen von Emissionsvorschriften und neuen Standards. Der in Europa verkaufte normierte Treibstoff E85 weist ein Verhältnis von 85 % Ethanol und 15 % Benzin auf. Ethanolverbrauch steigtEntsprechend den Schätzungen von Peter Barron, Direktor der International Sugar Organisation, wird der weltweite Ethanol-Verbrauch bis 2010 mit einer jährlichen Rate von 19 % steigen. Das entspricht einem Anstieg des Verbrauchs von 33,7 Mrd. Liter in 2005 auf 79,4 Mrd. Liter im Jahr 2010. Von der Nachfrage nach Ethanol sollten dann Unternehmen wie Archer Daniels Midlands profitieren, das mit einem Marktanteil von 30 % größter Ethanol-Produzent in den USA ist. Der Agrargigant hat im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von umgerechnet 28,2 Mrd. Euro einen Nettogewinn von 1 Mrd. Euro erzielt. Im zweiten Quartal des aktuellen Geschäftsjahres konnte der Agrarkonzern den Gewinn um 20 % gegenüber dem Vorjahresquartal steigern. Vom zu erwartenden weiteren Preisanstieg von Mais, Weizen und Soja, die zur Herstellung von Ethanol genutzt werden, dürfte der Konzern überdurchschnittlich profitieren. Auch die Solarwerte sind Nutznießer der Diskussion um den Klimawandel. Die Aktienkurse von Q-Cells, Solon oder Solarworld stiegen seit Jahresanfang bis zu 50 % (siehe Chart des Solarwerte-Index Solex). Aufmerksamkeit erregte zuletzt Q-Cells, der größte Hersteller von multikristallinem Silizium und Siliziumwafern. Das Solarunternehmen konnte den Gewinn im vergangenen Jahr auf 87,7 Mill. Euro mehr als verdoppeln. Der Umsatz stieg um 80 % auf fast 540 Mill. Euro. Für 2007 wird mit einem Gewinnanstieg von mindestens 30 % gerechnet. Ähnlich gute Wachstumsaussichten hat auch der Branchenprimus Solarworld. Das bisher weltweit einzige vollintegrierte Solarunternehmen dürfte das anvisierte Umsatzziel für 2006 von 500 Mill. Euro locker erreicht haben. Beim Überschuss werden etwa 120 Mill. Euro angepeilt. Sollte sich der Engpass beim Rohstoff Silizium auflösen, dürfte sich die Wachstumsdynamik bei dem Unternehmen beschleunigen. Immer mehr Energieversorger werden auch die Windkraft nutzen. Daher wird sich ein Trend zu Großanlagen herausbilden, von dem die dänische Vestas profitiert. Der Weltmarktführer für Windkraftanlagen will bis zum Jahr 2008 seinen Marktanteil auf mindestens 35 % ausweiten. Die Ebit-Marge soll dann in den Bereich von 10 bis 12 % vorstoßen. Für das laufende Geschäftsjahr wird ein Umsatz von 500 Mill. Euro angestrebt. Die Ebit-Marge soll 5 % betragen. Für 2008 wird ein Umsatz von 603 Mill. Euro prognostiziert. Der Treibhauseffekt rückt auch die Kernenergie wieder in das Zentrum der Diskussionen. Weltweit sind 140 neue Kernreaktoren geplant. Davon sollte insbesondere Cameco , der weltweit größte Uranproduzent, profitieren. Das Unternehmen hat prognostiziert, dass es im laufenden Geschäftsjahr den Gewinn um 128 % und den Umsatz um 44 % steigern will. Kommt die durch einen Wassereinbruch unterbrochene Produktion in der Cigar Lake Mine, die etwa 10 % der weltweiten Uranvorkommen birgt, wieder in Gang, könnte der Aktienkurs einen deutlichen Schub bekommen.