Asset Management

Krise gefährdet Geschäft der US-Fondsbranche

Marktflaute und Konjunkturschwäche bremsen Nachfrage - Wertverlust im zweiten Quartal - Finanztitel besonders gebeutelt

Krise gefährdet Geschäft der US-Fondsbranche

Von Bernd Neubacher, New York Die Kreditkrise setzt der Fondsbranche in den Vereinigten Staaten zu. Anbieter geschlossener Sondervermögen, die sich in der Vergangenheit über Auktionsanleihen finanzierten, spüren die Folgen unmittelbar. Die Wettbewerber leiden mittelbar unter den Verwerfungen, weil die Baisse am Aktienmarkt Anlageerfolg sowie Mittelzufluss hemmt. Die Bewertungsschmelze im Finanzsektor beutelt entsprechende Branchenfonds.In der Krise gibt es für die Manager von US-Aktienfonds nicht viel zu holen. Dies zeigt die Wertentwicklung im zweiten Quartal 2008. Im Juni verloren die Anlagevehikel infolge heftiger Kurskapriolen 7,5 %, so viel wie seit September 2002 nicht mehr. Damit sind die Wertzuwächse vom Mai und April komplett ausradiert. Mit einem Minus von 0,2 % fällt der Rückgang im Quartal zwar glimpflicher aus als im Dow Jones oder im S & P 500, welche über 7 % bzw. gut 3 % einbüßten. Gerade Kleinanleger aber, die im Gegensatz zu Institutionellen nicht gezwungen sind, in eine bestimmte Anlageklasse zu investieren, könnten angesichts dieser Entwicklung Zweifel am Sinn ihrer Anlage bekommen – zumal sich die Verluste im laufenden Quartal bisher fortzusetzen scheinen.Seit Anfang Juli hätten viele der am meisten verkauften Fonds deutliche Performance-Rückgänge erlitten, was Mittelzuflüsse hemmen dürfte, erklärten die Analysten von Friedman Billings Ramsey erst vor wenigen Tagen. Zudem mehrten sich die Zeichen, dass sich Kleinanleger von den Märkten abwendeten. Steigende Zinsen in der Konsumentenfinanzierung sowie eine anziehende Inflation belasten die US-Verbraucher. Es liegt auf der Hand, dass Konsumenten, die nicht mehr die Raten ihres Hypothekendarlehens aufbringen können, keine Fondsanteile zeichnen. Die Krise schlägt damit zweifach ins Kontor: Sie gefährdet den Anlageerfolg und den Mittelzufluss. Unter den Anbietern von US-Aktienfonds trifft dies laut Friedman Billings Ramsey insbesondere Janus, die mehr als neun Zehntel des verwalteten Vermögens in Dividendentitel angelegt hat. Für T. Rowe Price, die rund vier Fünftel der Assets von 380 Mrd. Dollar in Aktien, vor allem von US-Emittenten, gesteckt hat, ist das Kursziel reduziert worden. Abflüsse häufen sichIm zweiten Quartal erfüllten Adressen wie Janus, T. Rowe Price sowie die auf Anlagen in Anleihen spezialisierte Blackrock die Gewinnerwartungen des Marktes oder übertrafen sie sogar. Die Abflüsse aber häuften sich schon im jüngsten Drei-Monats-Zeitraum. Bei Franklin Resources zog er einen Ertragsrückgang binnen Jahresfrist nach sich. Wettbewerber Federated Investors verbuchte allein in den ersten dreieinhalb Juli-Wochen Abflüsse von 2,5 Mrd. Dollar vor allem aus Aktienfonds. Die Kurse der Branche nahmen dies vorweg, gegenüber Jahresbeginn sind die Kurse vielfach um 20 % oder stärker gefallen. 60 Prozent MinusWas den Anlageerfolg der Gesellschaften angeht, so geben vor allem die auf den Finanz- und Immobiliensektor kaprizierten Branchenfonds ein abschreckendes Beispiel ab (siehe Grafik). Allein der Absturz der halbstaatlichen Hypothekenfinanzierer von Fannie Mae und Freddie Mac riss mancherorts peinliche Löcher in die Performance. So wies der Fidelity-Fund “Select Home Finance”, der knapp ein Viertel seines Geldes in die Aktien der beiden Förderinstitute gesteckt hatte, Mitte Juli für den vorangegangenen ZwölfMonats-Zeitraum eine Minus-Performance von 62 % aus, während vergleichbare Anlagevehikel nur 37 % eingebüßt hatten. Zur allgemein trüben Stimmung passt die Nachricht der vergangenen Tage, dass der langjährige Fondsmanager Garret Van Wagoner wegen Misserfolgs zurückgetreten ist. Der auf Kleinwerte spezialisierte Van Wagoner Emerging Growth Fund der von ihm gegründeten Vermögensverwaltungsgesellschaft fuhr in den vergangenen zehn Jahren jeweils Verluste von rund 10 % ein und zeigt laut US-Presseangaben damit unter den aktiv verwalteten US-Aktienfonds die schlechteste Performance.Die Fondsanbieter treffen solche Episoden zur Unzeit. Denn angesichts sinkender Leitzinsen hatten Anleger im April erstmals binnen Jahresfrist Geldmarktvehikeln Mittel entzogen und sie den lukrativeren Aktienfonds zugeleitet.Mancherorts rächt sich nun auch, dass man im Boom auch die Schattengewächse der Finanzwelt pflegte. So musste der Verwahrer State Street zu Jahresbeginn in seinem Asset-Management-Geschäft gut 600 Mill. Dollar zurückstellen, nachdem Investoren vor Gericht geltend gemacht hatten, der Vermögensverwalter habe die Strategie zweier Fonds zugunsten stark gehebelter Wetten im Subprime-Sektor geändert, ohne dies offenzulegen. Der Fondsriese Legg Mason vergaloppierte sich derweil mit strukturierten Anlagevehikeln (SIV). Vor kurzem enttäuschte der nach Blackrock zweitgrößte börsennotierte US-Asset-Manager mit einem unerwartet hohen Nachsteuerverlust im Startquartal per Ende Juni, weil er unter Anlagen in SIV leidende Geldmarktfonds stützen musste. Bill Miller hinkt hinterherHinzu kommt ein Rückgang der verwalteten Mittel infolge mauer Performance. Das einstige Paradeprodukt von Legg Mason, der Value-Trust-Fonds von Starmanager Bill Miller, hinkte nach zwei Jahren unterdurchschnittlicher Entwicklung auch im ersten Halbjahr 2008 dem S & P 500 hinterher. Miller schlug den Index 15 Jahre lang hintereinander, machte dann aber den folgenschweren Fehler, die Auswirkungen der Immobilienkrise auf den Finanzsektor sowie zugleich die Ertragsbonanza der Energiebranche zu unterschätzen. Folgen hat die Krise freilich nicht nur für die Anbieter offener Fonds. Verkürzte RenditeDer Zusammenbruch des Marktes für Auktionsanleihen beeinträchtigte auch das Geschäft mit geschlossenen Fonds, welche sich in der Vergangenheit vielfach mit Hilfe von Auktionsanleihen günstig zu finanzieren wussten. Im ersten Quartal kamen die Emissionen von Auction-Rate-Securities (ARS) praktisch zum Erliegen, und zu Beginn des zweiten Halbjahres waren gerade einmal 30 % der von geschlossenen Fonds ausgegebenen Papiere zum Nennwert getilgt. Zwar hat manche Adresse andere Geldquellen aufgetan, um die Anlagegelder ihrer Kunden gewinnbringend zu hebeln. Die Konditionen fallen allerdings schlechter aus, was die Rendite verkürzt. So lange das Durcheinander im Markt für Auktionsanleihen nicht bereinigt sei, dürften die Emissionen an geschlossenen Fonds kaum ins Laufen kommen, meint Citigroup. Zu den Anbietern, welche mehr als 15 % ihrer Anlegergelder in geschlossenen Fonds halten, zählt die Bank Adressen wie Cohen & Steers, Eaton Vance, Calamos sowie die rund 165 Mrd. Dollar verwaltende Nuveen.