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Pharmawerte profitieren von Immuntherapie

US-Onkologie-Kongress zeigt Forschungserfolge - Anteil der neuen Methode an der Krebsbehandlung dürfte kräftig wachsen

Pharmawerte profitieren von Immuntherapie

Im Kampf gegen den Krebs macht die Forschung Fortschritte in der Immuntherapie. Durch die Simulierung des körpereigenen Immunsystems kann immer mehr Patienten bei der Prophylaxe, Entdeckung oder auch bei der Therapie geholfen werden. Der Anteil der Immuntherapie in der Krebsheilkunde wird Analysten zufolge in den kommenden Jahren auf 60% steigen. Zu den Gewinnern gehören die großen Pharmaunternehmen.Von Armin Schmitz, FrankfurtDas Jahrestreffen der American Society of Clinical Oncology (Asco) hat gezeigt, dass der Stellenwert der Immuntherapie im Kampf gegen den Krebs immer größer wird. Zahlreiche Studien belegen, dass bei der Therapie gegen bösartige Erkrankungen (Malignome) große Fortschritte gemacht werden.In der Krebsheilkunde (Onkologie) ist damit neben den klassischen drei Behandlungsformen Operation, Strahlentherapie und Chemo- bzw. Hormontherapie nun eine weitere Methode hinzugekommen, die durch die Stimulierung des menschlichen Immunsystems bösartige Tumore bekämpft.Eine Reihe von Analysten, darunter Andrew S. Baum von der Citigroup, sind der Ansicht, dass dieser Anteil in den kommenden zehn Jahren auf rund 60 % zunehmen wird. Die Immuntherapie dürfte somit zur führenden Krebstherapieform aufsteigen.Der Markt für onkologische Wirkstoffe wird nach Ansicht von Experten wie ISM Health in den kommenden zwei Jahren insgesamt ein Volumen von 57 Mrd. Euro aufweisen. Angesichts neuer Wirkstoffe, Kombinationstherapien und längerer Behandlungszeiten sowie der Notwendigkeit von prädiktiven Biomarken wird allein der Markt für immuntherapeutische Ansätze bis 2023 auf ein Volumen von umgerechnet 26 Mrd. Euro pro Jahr anwachsen.Wurden in den 1980er Jahren körpereigene Botenstoffe wie künstlich hergestellte Interferone und Interleukine bei bestimmten Tumoren oder Leukämien (Blutkrebs) noch wie Schrotgewehre gegen Mücken wenig effizient eingesetzt, wird die Immuntherapie heute wesentlich zielgerichteter und nebenwirkungsärmer angewandt. Der monoklonale Antikörper “Rituximab” gilt als Vorreiter der gezielten immunologischen Krebstherapie. Er wird zur Behandlung von malignen Lymphome (Lymphdrüsenkrebs) eingesetzt. Ein weiteres Beispiel ist der Impfstoff “Gardasil”, der die Infektion von Frauen mit dem humanen Papilloma-Virus verhindern soll, der zum Gebärmutterhals-Karzinom führt. Spannende AnsätzeDarüber hinaus hat die Asco-Konferenz gezeigt, dass es eine Reihe spannender Ansätze gibt, mit denen bösartige Erkrankungen bekämpft werden können. So sollen neue potente Therapien verhindern, dass sich die Tumore der Entdeckung durch das Immunsystem entziehen können. Das geschieht durch sogenannte T-Zellen, die als Teil der weißen Blutzellen zur Immunabwehr des Menschen gehören.Wirkstoffe wie “Nivolumab” oder auch “Yervoy” von BristolMyers Squibb, beides monoklonale Antikörper, sollen als Immunmodulator über die Beeinflussung der PD1- und PD-L1-Signalwege den programmierten Zelltod auslösen. Die auf der Asco vorgestellten Studien zeigten bei malignen Melanomen (schwarzer Hautkrebs) sehr gute Ergebnisse.Die Produkte dürften den Aktien der Unternehmen Auftrieb geben. Die Analysten der Citigroup sind für Bristol-Myers optimistisch gestimmt. Mit einem Kursziel von 55 Dollar empfehlen sie den Wert zum Kauf. Bei einem aktuellen Kurs von 47,25 Dollar wird die Aktie allerdings mit einem geschätzten KGV von 25,9 gehandelt.Therapeutische Impfstoffe wie “Allovectin” zur Behandlung von schwarzem Hautkrebs und zellbasierte Therapien wie “Provenge” zur Behandlung von Prostatakrebs zeigten in den Studien ebenfalls vielversprechende Ansätze.Große Hoffnung wird auch in “Idelalisib” von Gilead gesetzt, das ein Wachstumsprotein der Tumore blockiert. Diese und andere Wirkstoffe zeigen, dass die Immuntherapien auf dem Vormarsch sind. Derzeit werden weniger als 3 % der bösartigen Erkrankungen immunologisch behandelt.Die Spezialisten der Citigroup schätzen, dass allein die sogenannten Inhibitoren, die auf die von Spezialisten PD1- und PD-L1-Signalwege der Tumorzellen Einfluss nehmen, wie beispielsweise Nivolumab oder auch Yervoy, ein Umsatzpotenzial von jeweils 7 Mrd. Dollar haben. Geht es nach den Analysten, werden BristolMyers Squibb und Roche diese Wirkstoffklasse in den kommenden Jahren dominieren.Für die Schweizer Roche erwarten die Analysten von Morgan Stanley ein durchschnittliches jährliches Wachstum der Gewinne von 8 %. Die Citigroup hat eine Kaufempfehlung für den Genussschein mit einem Kursziel von 300 sfr ausgesprochen. Bei einem aktuellen Kurs von 228,2 sfr weist die Aktie ein für Dezember 2013 geschätztes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15,2 (Bloomberg) auf.Weniger hohe Umsatzschätzungen gibt die Citigroup dagegen bei dem CD19+-Antikörper ab, der zur Diagnose von Leukämie und Lymphomen sowie zur Immuntherapie genutzt wird. Von den einzelnen Wirkstoffen werden Umsätze von 1 bis 3 Mrd. Dollar pro Jahr erwartet. In diesem Bereich werden nach Meinung der Citigroup Unternehmen wie Schweizer Novartis und Roche sowie das US-Biotechunternehmen Amgen die Nase vorn haben.