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Renaissance der Eisenbahn

Energiepreise steigern die Attraktivität von Zügen als Transportmittel - US-Gesellschaften boomen

Renaissance der Eisenbahn

Von Armin Schmitz, Frankfurt Mehr als 180 Jahre nach der ersten öffentlichen Eisenbahn feiern Züge eine Renaissance. Das liegt weniger an dem Börsengang der Deutschen Bahn, sondern an den hohen Energiepreisen. Seitdem der Ölpreis die 120 Dollar je Barrel überschritten hat, wird der Ausbau bestehender Schienennetze, die Erweiterung und der Bau neuer Strecken durch Industriestaaten sowie Schwellenländer beschleunigt. Von den Glanzzeiten einer britischen Liverpool & Manchester Railway oder der New York Central and Hudson River Railway des 19. Jahrhunderts oder der Eisenbahnspekulation Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland sind die Gesellschaften jedoch weit entfernt. Allerdings steigern die hohen Energiepreise die Bedeutung der Bahnen als Transportmittel. Güterzüge sind beim Spritverbrauch wesentlich effizienter als Lastwagen. Bahnen benötigen im Schnitt nur ein Drittel an Benzin, um die gleiche Menge an Gütern zu bewegen. 300 Mrd. Dollar sollen in den nächsten fünf Jahren allein in den Schwellenländern in den Ausbau von Eisenbahnen, Schienen und in den Lokomotivbau investiert werden, schätzen Experten von Morgan Stanley. 200 Mrd. Dollar davon nur in China, 150 Mrd. Dollar in Russland und 40 Mrd. Dollar in Indien. Steigende MargenSo hat die Regierung in Peking die Notwendigkeit erkannt, dass sie die Infrastruktur von schienengebundenen Verkehrsmitteln ausbauen muss, um den schnellen und kosteneffizienten Transport von Gütern und von Millionen Menschen sicherstellen zu können. China Railway Group und China Railway Construction dominieren den Eisenbahnenbausektor in dem Reich der Mitte. Sie haben einen enormen Marktanteil von 85 % des Schieneninfrastrukturmarktes. Die Orderbücher für China sind laut Analysten gut gefüllt, beide Gesellschaften haben ein wachsendes Auslandsgeschäft und steigende Margen. Die Railway-Unternehmen erweitern aktuell ihr Geschäftsfeld auf Afrika, den Nahen Osten und andere Bereiche von Asien aus und beteiligen sich an neuen Eisenbahn- oder Infrastrukturprojekten. Die Aktien sind aber trotz der Kurskorrektur von 50 % in den vergangenen Monaten mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 28 noch nicht preiswert. Für einen Einstieg sollte eine Bodenbildung abgewartet werden. Dank der hohen Benzin- und Dieselpreise konnten sich die US-Railways dem Abwärtstrend des breiten US-Aktienmarktes entziehen. Der Kurs von Union Pacific, mit einem Schienennetz von 53 000 km die größte Eisenbahngesellschaft in den USA, ist Anfang Juni auf ein Rekordhoch gestiegen. Wegen der Verlagerung des Transports von Gütern wie Rohstoffen von der Straße auf die Schienen boomt das Geschäft. Energiepreiserhöhungen kann das Unternehmen offenbar auf die Kunden abwälzen. Nachdem Union Pacific den Nettogewinn im ersten Quartal überraschend stark von 1,41 Dollar je Aktie auf 1,70 Dollar je Aktie steigern konnte, erwarten Analysten für das abgelaufene Quartal einen Gewinn von 1,95 Dollar pro Aktie. Der Umsatz soll sich von 4,27 Mrd. Dollar auf 4,33 Mrd. Dollar verbessern. Die Aktie befindet sich zwar in einem stabilen Aufwärtstrend. Doch nach dem Hoch im Juni sollten Anleger für einen Einstieg zunächst die Konsolidierung abwarten. Anders sieht es dagegen in Japan aus. In einer Gesellschaft, in der die Bevölkerung ohnehin die öffentlichen Schienenverkehrsmittel nutzt, sind die Steigerungen weniger stark ausgeprägt als in den USA. Aber auch East Japan Railway, mit 16 Millionen Passagieren täglich größte Eisenbahngesellschaft Japans, erwartet wegen der steigenden Energiepreise vor allem in den Sommermonaten höhere Passagierzahlen. Die Analysten von Daiwa prognostizieren daher, dass die Aktie der japanischen Bahngesellschaft den heimischen Topix-Index um 5 bis 15 % outperformen kann. Nichtsdestotrotz befindet sich die Aktie ebenso wie der Gesamtmarkt in einem Abwärtstrend. Ist Anlegern das Risiko einer Einzelaktienauswahl zu groß, haben sie die Möglichkeit, indirekt über aktiv gemanagte Infrastrukturfonds oder passiv verwaltete Anlagezertifikate diversifiziert an der Entwicklung des Sektors zu partizipieren. Den breitesten Ansatz bietet dabei das UBS Global Railways Index-Zertifikat (DE000UB0RAL3), das die Entwicklung von 15 hinsichtlich ihrer Marktkapitalisierung größten Unternehmen des GICS (Global Industry Classification Standard) Railways Sub-Sektors abbildet. Einen Fokus auf US-Railways bietet das Papier auf den S & P 500-Eisenbahn-Index der ABN Amro (DE000AA01L46). Es partizipiert an der Entwicklung der fünf US-Railroad-Werte Union Pacific, Burlington Northern Santa Fe, CSX, Norfolk Southern und Kansas Citi Southern.