Asset Management

Spaniens Fondsbranche blutet aus

Investoren ziehen bis Mai 37 Mrd. Euro ab

Spaniens Fondsbranche blutet aus

Von Angelika Engler, Madrid Die internationale Kreditkrise, die hohe Volatilität an den weltweiten Börsen und der abrupte Abschwung nach zehn Jahren des Immobilien- und Konsumrauschs haben in Spanien die gesamte Fondsbranche unter großen Druck gesetzt. Daher will die größte Bank Santander sich aus dem Fondsgeschäft mit dem Verkauf ihrer auf 2 bis 3 Mrd. Euro geschätzten Sparte Santander Asset Management zurückziehen. Seit Beginn der US-Subprime-Krise erlebt die Branche einen Verfall: 2007 mussten die in Spanien tätigen Verwalter von Aktien-, Renten- oder Immobilienfonds einen Mittelabfluss von 9 Mrd. Euro auf 328 Mrd. Euro hinnehmen. In den ersten fünf Monaten 2008 gingen über alle Fondstypen hinweg sogar weitere knapp 37 Mrd. Euro verloren – dies war ein Minus von 11,3 % im Vergleich zum Jahresende 2007. Allein im Mai verzeichnete Santander Asset Management, in Spanien mit einem verwalteten Vermögen in Investmentfonds von 50 Mrd. Euro und einem Marktanteil von 21 % der führende Fondsverwalter vor der zweitgrößten Bank Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA/18 %), einen Abfluss von 1 Mrd. Euro. Inflation frisst Rendite auf Die Investoren legen ihr Geld in unsicheren Zeiten wie diesen lieber für Monate zu den derzeit attraktiven Zinsen zwischen 5 und 6 % an – und holen damit wesentlich mehr Rendite heraus als mit den Fonds, die überdies noch mit ihren Verwaltungsgebühren zu Buche schlagen. Nach Zahlen des spanischen Branchenverbandes Inverco lag die Rendite der Aktien- und Rentenfonds 2007 bei durchschnittlich – 1,93 %, während die Immobilienfonds trotz der harschen Korrektur der spanischen Immobilienaktien eine Rendite von 5 % herausholten. Die niedrige oder sogar negative Rendite der spanischen Investmentfonds stellt dabei schon seit Jahren ein Ärgernis dar, denn nach Daten von Inverco lag sie beispielsweise in den vergangenen drei Jahren – als die Welt noch keine Subprime-Krise kannte – lediglich bei durchschnittlich 3 %. Angesichts der relativ hohen Inflation in Spanien kam dieser Zugewinn aber einem Nullsummenspiel gleich. Der Wirtschaftsprofessor der Business School Iese in Barcelona, Pablo Fernández, errechnete sogar, dass die durchschnittliche Rendite der Fonds in den vergangenen zehn bis 16 Jahren unter der Inflationsrate blieb und weniger Gewinn abwarf als jedwede spanische Staatsanleihe. Zugleich hätten die Verwalter an Provisionen und sonstigen Kosten für das Asset Management 34 Mrd. Euro eingestrichen. Eine Ausnahme in diesem ernüchternden Szenario bilden auch auf längere Sicht die Immobilienfonds. Wer in den vergangenen drei Jahren in sie investierte, strich nach Daten von Inverco eine durchschnittliche Rendite von 5,5 % ein, in den vergangenen zehn Jahren lag sie im Durchschnitt bei 6,9 %. Doch diese Zeiten dürften mit dem Boom-Ende im Immobilienmarkt, den ersten großen Pleiten wie der Zahlungsunfähigkeit der Firma Martinsa-Fadesa, der herrschenden Unsicherheit über den tatsächlichen Wert der Immobilien und Grundstücke sowie der künftigen Nachfrageentwicklung vorbei sein. Kein Wunder also, dass Santander das Fondsgeschäft, das bis März einen Rückgang des Provisionsüberschusses von 16 % auf 395 Mill. Euro verzeichnete, nicht mehr als strategisch ansieht. Zumal sich der spanische Marktführer auch in Lateinamerika, wo er 35 Mrd. Euro in Investmentfonds verwaltet, unter Margendruck sieht und mit den großen US-Anbietern in dem vom Dollar beherrschten Währungsraum nicht mithalten kann. Seine dortigen Pensionsfonds hatte er bereits 2007 aus demselben Grund veräußert.