Investmentfonds

Steigende Kurse mit Vorsicht genießen

Experten erwarten Rückschläge an den Aktienbörsen - Globale Fonds helfen bei Diversifikation

Steigende Kurse mit Vorsicht genießen

Von Martin Hampel, FrankfurtEs ist, so lautet derzeit die Einschätzung zahlreicher Analysten, alles ein bisschen zu schön, um wahr zu sein. Die Tiefstände an den Aktienmärkten, die noch vor sieben Monaten die Anleger weltweit schockiert haben, liegen weit zurück, die globalen Aktienmärkte kennen seither fast durch die Bank nur eine Richtung: nach oben.An mahnenden Stimmen ist derweil kein Mangel: Einen V-förmigen Verlauf der Konjunktur mit scharfem Ab- und scharfem Aufschwung hält John Greenwood, Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Greenwood, für unwahrscheinlich. Stattdessen sieht er ein nennenswertes Risiko, dass eine schleppende Erholung “den ungezügelten Aufwärtsdrang der Anlagemärkte dämpfen oder sogar eine längere Korrekturphase einläuten könnte”. So handele es sich bei der jüngsten Kurserholung zu einem großen Teil auch nur um eine natürliche Gegenbewegung zur vorherigen Flucht in sichere Anlagen.John Greenwood nennt eine ganze Reihe von potenziellen Belastungen, die den Ausblick für die entwickelten Volkswirtschaften und für die Anlagemärkte eintrüben könnten: eine ausgedehnte Phase der Bilanzgesundung im Haushaltssektor, die Bremswirkung der fortgesetzten Verluste und Rekapitalisierungen im Bankensystem, den Unwillen der Unternehmen, ihre Lager wieder aufzufüllen, solange die Umsätze noch nicht deutlich angezogen haben, die haushaltspolitisch erforderliche Rückführung der Konjunkturmaßnahmen sowie das Risiko, dass die nächsten zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturdaten nach den starken Werten des Sommers vergleichsweise enttäuschend ausfallen könnten. Pessimismus in der SchweizAuch die Analysten der Schweizer Bank Julius Bär sind eher pessimistisch. Aktuell sehen sie die weltweite Wirtschaft in einer konjunkturellen Beschleunigung. Allerdings dürfe man sich nicht von den Wachstumszahlen des globalen Handelsvolumens blenden lassen, so Chefvolkswirt Janwillem Acket. Das Niveau sei immer noch sehr tief. Eine Rückkehr auf das BIP-Niveau von 2003 werde aufgrund der Schätzungen der Vorlaufsindikatoren, wie der Einkaufsmanager-Indizes oder der Indizes zur Konsumentenstimmung, erst bis zum Ende 2009 bewerkstelligt. Dass die Aktienmärkte seit ihren Tiefstpunkten wieder deutlich zugelegt haben, liege in der Verantwortung einer geringen Anzahl von Investoren. Die Mehrheit der Anleger verharre immer noch an der Seitenlinie. Allein in den USA vermutet Julius Bär rund 3,3 Bill. Dollar an Liquidität, die noch nicht investiert sind. Unsichere AnlegerDie Anleger seien verunsichert und würden deshalb vorerst noch zuwarten. Erschwerend kommt laut Acket hinzu, dass die Arbeitslosenzahlen weltweit noch bis ins Jahr 2011 steigen würden. Das hätte klar negative Auswirkung auf die Unternehmensgewinne und die Börsenkurse, weil die hohen Arbeitslosenzahlen den Konsum belasten. Gleichwohl gibt es auch Anzeichen für Optimismus: In China haben die Einfuhren zuletzt zugelegt, das Land scheint als Wachstumsmotor für Asien wieder zu funktionieren, Deutschland verzeichnet steigende Exporte, von der erhöhten Nachfrage nach Rohstoffen profitieren etwa Lateinamerika, die Golfstaaten und Russland. Breit aufstellenFür die Anleger, die trotz des unsicheren Ausblicks auf Aktien setzen, bedeutet das vor allem eines: Diversifizieren ist erste Pflicht. Je breiter ein Portfolio aufgestellt ist, desto größer ist die Chance, dass es einen neuerlichen Abschwung in einzelnen Regionen oder Branchen gut verkraften kann. Zahlreiche Vermögensverwalter bieten deshalb Fonds an, die sich weder regional noch bezüglich der Sektoren einschränken. Das große Anlageuniversum freilich macht den Investoren die Wahl schwer, zumal die Produkte sehr unterschiedlich aufgestellt sind (siehe nebenstehende Berichte).Wer sich für eine Anlage in einem Aktienfonds mit globalem Fokus entscheidet, sollte daher unbedingt die Einzeltitel sowie die regionale Gewichtung des Produkts im Auge behalten. Denn viele Fonds nennen sich global, sind in einzelnen Regionen aber stark übergewichtet und können im Portfolio Klumpenrisiken entstehen lassen. Darüber hinaus weisen die weltweiten Fonds auch in der Performance erhebliche Unterschiede auf: Die besten Produkte aus dem Value-Bereich haben im laufenden Jahr 40 % und mehr zugelegt, die schlechtesten allerdings im zweistelligen prozentualen Bereich verloren.