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Telekommunikation im Zwiespalt

Die starke Nachfrage in den Schwellenländern spricht für den Sektor - Doch strikte Regulatoren bremsen

Telekommunikation im Zwiespalt

Von Martin Hampel, FrankfurtMit der Globalisierung und der stärkeren Vernetzung der Welt stieg und steigt die Notwendigkeit der Kommunikation, im Idealfall in Echtzeit. Telefon und Breitband-Internetverbindungen sind die Mittel der Wahl, in den aufstrebenden Ländern Asiens. Und vor allem in Afrika herrscht sowohl bezüglich der Breitband-Durchdringung als auch bezüglich der Ausstattung der Menschen mit Mobilfunkverträgen noch immenser Nachholbedarf. Die Telekommunikationsriesen aus den Industrieländern, die mit ihrem technologischen Vorsprung die Märkte der Schwellenländer aufrollen, stehen bereit, um die große Nachfrage der Emerging Markets passgenau zu bedienen. Goldene Zeiten für den Telekommunikationssektor?Leider nein. Richtig ist, dass es durch die Globalisierung und die Herausbildung einer großen Mittelschicht in Schwellenländern eine große und weiter wachsende Nachfrage nach Festnetz- und Mobiltelefonie sowie nach leistungsfähigem Internet gibt und geben wird.Der Boom in den Schwellenländern wird vor allem von den so genannten BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China befeuert. Nach einer Studie des European Information Technology Observatory (EITO) wachsen die weltweiten Märkte für IT und Telekommunikation um jährlich 5 %. Der brasilianische Markt legt um 7 % zu, der russische um mehr als 8, der chinesische um 12 und der indische sogar um 26 %. Während in den Industriestaaten mittlerweile 71 % der Menschen online sind, sind es in den Schwellenländern nur 21 %. Afrika lag nach Angaben der International Telecommunications Union mit 9,6 % noch viel weiter zurück. Starker WettbewerbLeicht haben es die Konzerne dennoch beileibe nicht: Hohe Kosten bei der Errichtung der Strukturen, ein strenges regulatorisches Umfeld und ein starker Wettbewerb macht der Branche das Leben schwer. Zudem kommt ein kostenintensives Gedränge auf den einstigen Heimatmärkten, auf denen immer mehr Anbieter den Platzhirschen das Wasser abgraben wollen.Beispiel Europa: Der Markt ist zersplittert, insgesamt konkurrieren 27 Unternehmen um die Gunst der Telefonierer, fast täglich machen neue Geschichten um potenzielle Übernahmekandidaten die Runde, was Investoren verunsichert. Hinzu kommen Ansagen aus Brüssel, die der Branche wenig schmecken. So tritt im Sommer die nächste Preissenkungsrunde bei Handy-Gesprächen ins europäische Ausland in Kraft. Grundlage ist die Roaming-Verordnung der EU-Kommission. Die Tarife sinken laut Bitkom von derzeit maximal 39 Cent auf 35 Cent pro Minute für abgehende und von 15 Cent auf 11 Cent pro Minute für eingehende Anrufe. Wie die Konzerne das kompensieren wollen, ist unklar. Skeptische AnalystenWegen der Unsicherheitsfaktoren sind auch die Analysten dem Sektor nicht in toto wohlgesonnen, zumal die Titel zuletzt schwächer als der Markt abschnitten. Die Experten der US-Bank J.P. Morgan haben den gesamten Sektor auf “Underweight” belassen, nicht zuletzt weil sie der Auffassung sind, dass andere Sektoren günstiger bewertet sind und mehr Chancen bieten. Allerdings erkennen die Experten, dass sich am Markt auch einige attraktive Werte tummeln. Aus dem Sektor stechen laut J.P. Morgan unter anderem Vodafone, Telekom Austria, KPN und Telefónica heraus, weshalb sie dazu raten, diese Unternehmen überzugewichten.Unabhängig vom Tagesgeschäft sieht man allerdings auch in den Industrieländern noch Faktoren, warum Telekommunikation auch in Zukunft ein bestimmendes Thema bleiben sollte. Ein besser vernetzter Arbeitsplatz sowie mit Smartphones ausgestattete Mitarbeiter im Außendienst erlauben in der Regel eine effizientere Struktur. Videokonferenzen sind günstiger und schneller zu organisieren als herkömmliche Meetings, zu denen Mitarbeiter mitunter aus verschiedenen Kontinenten per Flugzeug anreisen müssen – von der Klimabilanz einmal ganz abgesehen.Für Anleger gibt es so gesehen gute Gründe, den Sektor zumindest im Auge zu behalten. Wer sein Risiko streuen will, sollte über ein Investment in einen Fonds nachdenken und auf die – zumindest aus Sicht der Manager – chancenreicheren Titel setzen.