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Telekommunikationsbranche im Umbruch

Siegeszug der Smartphones stellt Unternehmen vor große Herausforderungen - Defensiver Sektor

Telekommunikationsbranche im Umbruch

Von Frank Bremser, Frankfurt Die Geldanlage in den Telekommunikationssektor gilt als ein klassisches defensives Investment. Defensive Unternehmen sind in Bereichen tätig, die zu den Grundbedürfnissen zählen, also etwa Energieversorgung oder Pharma. Seit einigen Jahren wird auch die Telekommunikation zu diesen Branchen gezählt. Ihnen wird nachgesagt, dass sie auch in unruhigen Börsenzeiten ihren Wert weitgehend halten können und dass ihr Kurs nicht allen Marktunbilden zum Opfer fällt. Somit gelten sie als solide Depotbasis oder -beimischung. Dafür müssen Anleger jedoch auch in Kauf nehmen, dass diese Werte in Boomphasen nicht in dem Maße zulegen wie Aktien aus anderen Sektoren, etwa von Rohstoffunternehmen. Diese sind sehr stark vom Lauf des Konjunkturzyklus abhängig. Diese Einschätzung hat sich auch in der jüngsten Zeit der starken Kursanstiege quer durch den Markt wieder bestätigt .Da der Dax kürzlich die 6 000 Punkte überschritten hat, rechnen viele Experten nun wieder mit einer Konsolidierungsbewegung – zu stark seien die Anstiege der jüngeren Vergangenheit gewesen und zu unsicher ist die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft, sowohl in den westlichen Industriestaaten als auch in den aufstrebenden Staaten wie China oder Indien. Dies könnte dazu führen, dass das Engagement in defensive Sektoren wieder en vogue wird.Dabei zeichnet sich der Telekommunikationssektor innerhalb der defensiven Branchen noch durch eine weitere Spezifikation aus. Die Unternehmen aus dieser Branche, etwa die Deutsche Telekom, weisen oft eine hohe Dividendenrendite vor. Bei der Deutschen Telekom und der France Télécom liegt dieser Wert derzeit bei 7,9 %. Dementsprechend greifen auch viele Anleger, die eine Dividendenstrategie verfolgen, gerne zu Aktien oder Fonds aus diesem Bereich. Größere DatenmengenDoch nicht nur aus diesen investmenttechnischen Gesichtspunkten ist die Telekommunikationsbranche interessant. Denn die Branche steht vor einem Umbruch. Experten rechnen mit einem schweren Jahr 2010. Bereits seit Jahren kämpft die Branche im klassischen Sprachgeschäft mit sinkenden Umsätzen. Angestoßen durch das iPhone von Apple vollzieht sich derzeit ein Wandel in der Nutzungsstruktur von Telekommunikationsdienstleistungen. Denn dank des Geräts des US-Konzerns Apple verschmelzen Internet und Telefonie weiter. Immer mehr rückt deshalb die Übertragung größerer Datenmengen in den Fokus. Allein durch die Nutzung des Internets über die sogenannten Smartphones steigt der Bedarf an Bandbreite und damit an Infrastruktur. Auch versuchen Internetunternehmen auf dem Telekommunikationsmarkt Fuß zu fassen, indem sie Telefonie mit Datendienstleistungen verschränken. Der Branchenverband EITO erwartet, dass im Geschäftsjahr 2010 die Zahl der verkauften Smartphones um 47 % auf 8,2 Millionen Stück zulegen wird. Zudem geraten die klassischen Mobiltelefonhersteller unter Druck, weil immer mehr Unternehmen, die eigentlich aus dem Technologiebereich oder der Computerbranche stammen, mit eigenen Geräten auf den Markt drängen – bestes Beispiel dafür ist wiederum der US-Gigant Apple. Somit ist die gesamte Branche in Bewegung, sowohl bei den Herstellern als auch bei den Anbietern. Ausbau des BreitbandnetzesUnd die Unternehmen selbst sind auf der Suche nach neuen Wachstumsmärkten. Der Chef der Deutschen Telekom, René Obermann, erklärte kürzlich, dass sein Unternehmen nach Kooperationspartnern suche, um die komplette Wertschöpfungskette im Bereich Telefonie und Internet zu bedienen. Als unterentwickelt gelten laut einer Studie von PwC osteuropäische und afrikanische Staaten. Hier locke weit überdurchschnittliches Wachstum. Innerhalb Europas stehe eine Konsolidierungsbewegung an.