Kapitalanlage

Telekommunikationswerte wieder attraktiv

Vor allem Aktien der Ex-Monopolisten sind derzeit günstig bewertet - Übernahmekandidat Belgacom

Telekommunikationswerte wieder attraktiv

Von Frank Bremser, Frankfurt Kaum eine Branche steht unter so einem Druck, sich fast täglich neu zu erfinden, wie der Telekommunikationssektor. Hauptprobleme sind derzeit der Preisdruck, der Wettlauf um ständige technologische Neuerungen und die verschiedenen Forderungen der Regulierungsbehörden. Vor allem die Ex-Monopolisten wie die Deutsche Telekom, France Télécom oder Telecom Italia können sich oft nur schwer gegen die Konkurrenz behaupten. Doch Experten sehen bei vielen zuletzt schwer gebeutelten Unternehmen noch viel Potenzial. Hintergrund ist dabei auch ein sich veränderndes Marktumfeld.So wird etwa das lange Zeit als rückständig geltende Festnetz-Segment wieder attraktiv: Das Zauberwort heißt dabei DSL. Dem Geschäft mit den schnellen Internetverbindungen verheißen Analysten bis 2009 Wachstumsraten von 30 %. Dabei sehen sie zum einen große Chancen nicht nur in der Bereitsstellung der Infrastruktur, sondern insbesondere im Bereich der Lieferung exklusiver Inhalte wie zum Beispiel aktuelle Kinofilme. Zum anderen bieten Bündelangebote die Chance, Kunden an sich zu binden. Das Motto: Internet, Telefon und Inhalte aus einer Hand – oft zum Festpreis. Verschiedene Unternehmen der Branche legen dann auch einen Mobilfunkvertrag dazu. Seinen Glanz verloren Das lange Zeit als Hauptwachstumsmarkt gehandelte Mobilfunkgeschäft hat indes seinen Glanz verloren: Der Markt ist weitestgehend gesättigt, die Margen aufgrund einer regelrechten Preisschlacht gering. Zudem werden auf absehbare Zeit im hochprofitablen Geschäft mit grenzüberschreitendem Mobiltelefonieren (Roaming) die Margen wegbrechen: Denn diese sind den Regulierungsbehörden schon länger ein Dorn im Auge. Sie wollen gegen die in ihren Augen überzogenen Preise vorgehen. So gehen einige Konzerne bereits den Weg, sich von ihrer Mobilfunksparte zu trennen. Erst kürzlich hat die Telecom Italia erklärt, dies auf absehbare Zeit zu planen. Diesen Schritt bereits getan hat die British Telecom, deren Mobilfunksparte seit 2001 zu Vodafone gehört. Angesichts der vielen Probleme der Konzerne, die oft auch auf einem gewaltigen Schuldenberg sitzen, überrascht die Kursentwicklung beispielsweise der Aktie der Deutschen Telekom oder von France Télécom die Experten nicht. Aber angesichts der immer noch bestehenden großen Chancen der Zukunft hat beispielsweise Morgan Stanley unter den Titeln der europäischen Telekommunikationsbranche einige Schnäppchen entdeckt. Das US-Haus stuft die gesamte Branche von “In-Line” auf “Attractive” hoch. Hohe VerlässlichkeitDie Bank rechnet zum Beispiel damit, dass sinkende Preise sich nicht so stark in den Umsätzen der Unternehmen niederschlagen werden wie bislang erwartet. Zudem hätten einige Unternehmen wie KPN und OTE gezeigt, dass in einem schwierigen Wettbewerbsumfeld attraktive Aktienkurse erreicht werden können. Diese hätten sich vor allem durch eine hohe Verlässlichkeit in Bezug auf die Ausschüttungen, die Investitionsausgaben und auch die Ergebnisse ausgezeichnet und würden mit einem Aufschlag auf den Kurs belohnt.Außerdem könnten die Aktien der Telekommunikationskonzerne von niedriger als prognostiziert ausfallenden gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten profitieren. So seien im Mobilfunk in den kommenden ein bis zwei Jahren nur geringere Investitionen notwendig. Positive Einflussfaktoren seien auch die vielfach verfolgten Restrukturierungen sowie der von zahlreichen Gesellschaften geplante Verkauf von Immobilien sowie anderen Vermögenswerten. Auch Fusionsfantasien könnten den Kurs so mancher Aktie beflügeln. Als wahrscheinlichste Übernahmekandidaten hat die Bank Belgacom und die niederländische KPN ausgemacht.Die Morgan-Stanley-Favoriten sind die Deutsche Telekom, Bouygues, Telefónica, Telekom Austria und Vodafone. So sei etwa bei der Deutschen Telekom nach der jüngsten Gewinnwarnung das Abwärtspotenzial begrenzt. Andere Investmenthäuser sind zwar bei der Deutschen Telekom prinzipiell kritischer, der Kauf von Mobilfunklizenzen für die USA am vergangenen Montag wird jedoch allgemein als ein strategisch sinnvoller Schritt interpretiert. Die Analysten der verschiedenen Häuser halten die aktuelle Situation für einen günstigen Einstiegszeitpunkt vor allem bei Telefónica und Telekom Austria. Kritisch sind sie hingegen bei Telecom Italia.Zur Risikostreuung bei Telekommunikationswerten bieten sich Aktienfonds an. Fonds wie der Fidelity Telecommunications oder der Credit Suisse Global Telecommunications investieren weltweit in Telekommunikationswerte und konnten für die vergangenen Jahre eine gute Performance abliefern. Hauptanlageregion ist dabei Nordamerika. Der Fortis Fund Equity Telecom Europe investiert nur in Telekomaktien aus Europa. Größte Werte sind Vodafone und Telefónica. Alle Fonds haben jeweils deutlich besser abgeschnitten als ihre Benchmark.