Kapitalanlage

Überalterung garantiert Wachstum

Die Medizintechnologie-Branche profitiert von der demografischen Entwicklung

Überalterung garantiert Wachstum

Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Lebenserwartung der Deutschen hat sich in den vergangenen 100 Jahren verdoppelt. Während um 1900 Frauen im Schnitt etwa 43 Jahre alt wurden, hat ein um die Jahrtausendwende geborenes Mädchen eine Lebenserwartung von 88 Jahren. Mit dem Anstieg der alterstypischen Erkrankungen des Knochenapparates, der Muskeln, der Gelenke oder auch der Organe steigt der Bedarf an medizinischen Behandlungen. Neben der Pharmabranche profitiert auch die Medizintechnik von der demografischen Entwicklung in Deutschland. Anders als vielleicht angenommen, ist der Markt für Medizintechnik sehr viel größer als der Pharmabereich. Nach Angaben der OECD umfasst der weltweite Gesundheitsmarkt ein Volumen von circa 2,2 Bill. Euro. Während die Pharma- und Biotechnologie nur etwa 11 % des Marktvolumens erreichen, fällt rund ein Drittel auf medizinische Geräte und Instrumente. Der Bundesverband Medizintechnik kommt auf etwas niedrigere Gesamtzahlen und ermittelt für das Jahr 2003 ein Volumen von 184 Mrd. Euro. Als größter Markt gelten die USA mit 79 Mrd. Euro, mit 19 Mrd. Euro rangiert Deutschland an dritter Stelle. Während der Weltmarkt nach Schätzungen des Verbandes um durchschnittlich 7 % p. a. wächst, liegt die Rate in Deutschland bei lediglich 3,9 %. Eines der größten deutschen börsennotierten Medtech-Unternehmen ist Fresenius Medical Care (FMC). Der Spezialist für die Dialyse und Betreiber von Dialysezentren erzielte 2004 einen Umsatzrekord von 5 Mrd. Euro und einen Gewinn von 331 Mill. Euro. Aufgrund der Fehlernährung in den Industrienationen schätzen Experten ein Patientenwachstum von 5 bis 7 % p. a. Der Dialysemarkt bleibt wohl auch über Jahre hinaus interessant, denn eine Alternative zur Blutwäsche ist bislang noch nicht in Sicht. Der bereits stark gestiegene Wert ist im Vergleich zur Peer Group mit einem KGV von 18 für 2006 bereits adäquat bewertet. Fantasie durch das Dialysegeschäft besteht auch bei Plasmaselect, die sowohl im injektablen Generikabereich als auch im Medtech-Bereich tätig ist. Wachstumshoffnungen macht die Entwicklung einer neuen Dialysemembran, die bessere mechanische und biologische Eigenschaften hat als die gängigen Membranen. Diese sollen ab 2007 einen positiven Ebit-Beitrag leisten. 2008 wird mit einem Umsatzvolumen von 20 Mill. Euro nur durch die Erfindung gerechnet. Für einen Einstieg sollte ein Kursrücksetzer abgewartet werden. Der Wert wird häufiger als Übernahmekandidat genannt. Einen Blick wert ist sicherlich Carl Zeiss Meditec, ein Systemanbieter für ophtalmologische Geräte für die Augenheilkunde. Von einfachen Diagnostik-Geräten wie Spaltlampen bis hin zu komplexen Lasersystemen zur Diagnose des Grünen Stars (erhöhter Druck im Augeninneren) reicht die breite Angebotspalette der Gesellschaft. Die Übernahme des US-Unternehmens IOLTech im vergangenen Jahr war ein kluger strategischer Schachzug, der Carl Zeiss Meditec den 2,4 Mrd. Dollar großen Markt für intraokulare Linsen öffnet. Das Unternehmen möchte bis 2008 seinen Umsatz verdoppeln und eine Ebit-Marge von 15 % erreichen. Der Konsens der Analysten geht für 2006 von einem KGV von 18 aus, Analysten von LBBW und Nord/LB sind mit Bewertungen von 14 wesentlich optimistischer. Neben dem Wachstum kommt gerade bei kleineren Medtech-Werten noch die Übernahmefantasie hinzu. Philips und Siemens suchen derzeit gezielt in dem Bereich Medizintechnik nach Verstärkung. Anleger, die Einzelinvestments scheuen, haben die Möglichkeit, über die Schweizer Beteiligungsgesellschaft BB Medtech (CH0000428661) in ein größeres Portfolio an Medizintechniktiteln zu investieren. Das hat den Vorteil einer Risikostreuung. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf eidgenössischen Firmen. Ihr selbstgestecktes Renditeziel von 15 % p. a. hat BB Medtech bereits im ersten Halbjahr mit einem Wertzuwachs von 21 % erfüllt. Nachteil von BB Medtech ist einerseits die schwierige Bewertung der Beteiligungen, auf der anderen Seite die nur verzögerte Offenlegung des Beteiligungsportfolios (alle drei Monate).