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Verhaltener Optimismus für US-Aktien

Analysten erwarten trotz günstiger Bewertungen Rückschläge für US-Unternehmen - Gewinnwachstum 2011 liegt bei rund 6 Prozent

Verhaltener Optimismus für US-Aktien

Seit dem vergangenen Sommer haben sich die Konjunkturdaten der USA sukzessive verbessert. Auch die Gewinnaussichten für die Unternehmen in den Vereinigten Staaten sind besser als in vielen anderen großen Volkswirtschaften. Die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit sowie die Angst vor einer Ansteckung der US-Wirtschaft durch die europäische Schuldenkrise lassen viele Investoren indes zögern.mel Frankfurt – Als Ende vorvergangener Woche positive Daten zum US-Arbeitsmarkt veröffentlicht wurden, machten Börsenkurse nicht nur an der Wall Street einen Sprung. Auch der Dax und der Euro Stoxx legten binnen Minuten kräftig zu, denn die hohe Arbeitslosigkeit in den USA gilt als eine der zentralen Schwachstellen der US-Wirtschaft. Bekommt die Politik die Arbeitslosigkeit nicht in den Griff, dann wirkt sich das auf den Binnenkonsum aus, wie enttäuschende Einzelhandelsdaten belegen, und nicht zuletzt auf die Stimmung in der größten Volkswirtschaft der Welt.Unabhängig von der Arbeitslosigkeit geht es der US-Konjunktur aktuell beileibe nicht schlecht: Daten zur Industrieproduktion und zur Produktion im verarbeitenden Gewerbe stimmen Marktbeobachter optimistisch, auch im vierten Quartal 2011 ist die US-Wirtschaft als Ganzes gewachsen. Die Analysten des Geldhauses M. M. Warburg sehen auch gute Chancen für Anleger in den USA. Die Wirtschaft habe “das Potenzial, den Aufschwung fortzusetzen, besonders wenn sich die Erholung am Arbeitsmarkt als nachhaltig erweisen sollte”. Dies dürfte die Gewinnentwicklung der Unternehmen und damit auch den Aktienmarkt stützen, heißt es in einer Studie der Bank. Gleichzeitig sei der US-Aktienmarkt attraktiv bewertet (siehe Grafik): So liege das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für die kommenden zwölf Monate bei 12,5. Das sei deutlich weniger als im Durchschnitt der letzten zwölf Jahre (KGV von 15) und auch weniger als in der ersten Jahreshälfte 2011 (KGV von über 13). Für den deutschen Anleger bleibe als weiterer Vorteil von US-Aktien, dass diese von einer Zuspitzung der Schuldenkrise in Europa relativ gesehen weniger getroffen würden. Zudem werte der Dollar bei steigender Unsicherheit regelmäßig auf.áAuf der Negativseite sei indes festzuhalten, dass es für die Unternehmen schwieriger werde, ihre Margen zu halten. Es sei nicht ausgeschlossen, dass dies in einigen Fällen auch zu Enttäuschungen beim Gewinn führen könne, schreiben die Analysten. Ein gewisses Rückschlagpotenzial ergebe sich auch, weil die USA als Anlageregion bereits seit einiger Zeit attraktiver als zum Beispiel Europa erschienen und damit bei vielen institutionellen Anlegern im Fokus stünden.Auch bei der DZ Bank identifiziert man Risiken: Die Analysten erwarten “nur ein mäßiges Wirtschaftswachstum, sodass sich die Gewinndynamik im Unternehmenssektor abschwächen dürfte”. Sollte die EU-Schuldenkrise aber in den nächsten Monaten abklingen, entfiele für die Wall Street eine große Belastung. “Wir versprechen uns zudem positive Impulse von der US-Innenpolitik wegen der Präsidentschafts- und Kongresswahlen im November.”Von den noch ausstehenden Quartalszahlen erwartet man bei der DZ Bank keine nennenswerten Aktienmarkt-Impulse mehr. Knapp 60 % der S & P-500-Unternehmen hätten ihre Ergebnisse inzwischen vorgelegt, heißt es. Im Schnitt lagen die Gewinne um 6 % höher als im Vorjahr. Dies bestätigt die Analysten in ihrer Einschätzung, “dass sich die Ertragsdynamik im amerikanischen Unternehmenssektor abschwächt, sodass die Wall Street von fundamentaler Seite zunächst keine Schützenhilfe mehr zu erwarten hat”.Enttäuscht haben laut M. M. Warburg vor allem der nichtzyklische Konsum (zum Beispiel Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs) und die Finanzwerte. Besonders gut schnitten nach Ansicht der Analysten hingegen die Sektoren Gesundheit, Industrie und IT ab. Wenig optimistisch zeigen sich die Strategen von Axa Investment Management. Die Risiken seien größer als 2011: Der Wohnimmobilienmarkt habe sich kaum stabilisiert, und ohne ständige Kapitalspritzen des Staates könnten kaum neue Hypotheken vergeben werden, heißt es in einer Analyse. Hinzu kämen das schwache Verbrauchervertrauen und der geringe Optimismus kleinerer Unternehmen. Auch das Scheitern des Superkomitees, das eine Langfriststrategie zur Verringerung des Staatsdefizits erarbeiten sollte, könnte belastend wirken, so die Axa-Analysten. Noch gefährlicher allerdings sei ein mögliches Übergreifen der europäischen Staatsschulden- und Bankenkrise.Verhaltener Optimismus ist bei vielen Analysten trotzdem anzutreffen. So rechnet man bei der BayernLB damit, dass der S & P 500 auf Jahressicht an der Marke von 1 400 Zählern kratzt. Am Dienstag notierte der Index bei 1 346 Punkten.