Immobilien

Volatiles Umfeld für Immobilienaktien

China-AGs zwischen Höhenflug und Absturz

Volatiles Umfeld für Immobilienaktien

Von Ernst Herb, Shanghai Den Versuchen der chinesischen Regierung, den boomenden Immobilienmarkt in ruhigere Bahnen zu lenken, waren bisher nur mäßige Erfolge beschieden. Zwar hat sich der Preisschub 2010 im Vergleich zum Vorjahr etwas verlangsamt, doch lag das durchschnittliche Preisniveau von Wohneigentum in den 70 größten Städten des Landes zu Jahresultimo 6,4 % höher als zwölf Monate zuvor.In der wirtschaftlich autonomen Sonderverwaltungsregion Hongkong verlief die Entwicklung noch stürmischer. Hier stiegen die Immobilienpreise innerhalb von 18 Monaten um über 40 % an. Nach jüngsten Erhebungen sind Hongkonger Wohnimmobilien im Vergleich zu den verfügbaren Einkommen der Bevölkerung die teuersten der Welt. Der auch im neuen Jahr ungebrochene Trend spiegelt sich auch in den Kursen börsennotierter Hongkonger Immobilienkonzerne wider.Die Aktien von Sun Hung Kai, neben Cheung die bedeutendste Immobiliengesellschaft des Territoriums, haben seit Anfang 2010 um mehr als 35 % zugelegt. Im selben Zeitraum ist der Hang Seng, der Hauptindex der Börse, nur um etwas mehr als ein Zehntel angestiegen. Etwas verhaltener verlief die Kursentwicklung an den Festlandbörsen. Die in Shenzhen notierten Titel von China Vanke etwa tendieren heute auf demselben Stand wie vor 13 Monaten. Allerdings haben sie sich damit weit besser gehalten als der Gesamtmarkt, der seit Anfang 2010 über 10 % verloren hat.Dank anhaltend großer Wertsteigerungen schwellen die Investitionen im Immobiliensektor weiter an, womit auch die Gefahr einer für die gesamte Volkswirtschaft schädlichen Preiskorrektur nicht gebannt ist. Das alles sorgt an der Börse für erhöhte Volatilität. Denn mit den weiter rasant steigenden Kursen wächst auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Regierung in den kommenden Wochen und Monaten eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen zur Bändigung des überhitzten Marktes ergreifen wird.Das nicht zuletzt auch deshalb, weil die Inflation der Sachwerte von einer ständig an Fahrt gewinnenden Teuerung der Konsumentenpreise begleitet wird. Nachdem die chinesische Zentralbank die Leitzinsen im vergangenen Jahr zweimal angehoben hat und eine dritte Erhöhung am Dienstag stattfand, dürften in den kommenden Wochen und Monaten weitere Schritte folgen.Von weit größerer Tragweite für die Marktentwicklung als die geldpolitischen Interventionen der Notenbank sind allerdings die von der Regierung verhängten administrativen Maßnahmen. So sind etwa die Eigenmittelanforderungen für den Kauf von nicht für den Eigengebrauch bestimmten Wohnimmobilien sowohl auf dem Festland als auch in Hongkong deutlich heraufgesetzt worden. In einigen Großstädten wie Peking und Shanghai ist der Erwerb einer Zweitwohnung sogar ganz verboten worden. Versuch mit GrundsteuerZudem ist Ende Januar in Shanghai und der 35 Millionen Einwohner zählenden Wirtschaftsmetropole Chongqing erstmals auf Versuchsbasis eine Grundsteuer eingeführt worden. Immobilientitel haben auf diese Ankündigung vorerst mit deutlichen Abgaben reagiert. China Vanke verloren innerhalb weniger Stunden über 5 %. Allerdings könnten diese fiskalischen Maßnahmen mittel- und langfristig die Immobilienpreise stützen. Sollten dem Staat zukünftig mehr Mittel aus dieser Quelle zufließen, würde dadurch wahrscheinlich auch weniger neues Bauland auf den Markt kommen.Denn bis heute sind in China die Erlöse von Landverkäufen die wichtigste Einnahmequelle der lokalen Körperschaften. Das hat wesentlich dazu geführt, dass auf Chinas Immobilienmarkt erhebliche Überkapazitäten aufgebaut worden sind. Sollte sich die neue Steuer als praktikabel herausstellen, dürfte sie bald landesweit eingeführt werden. Das hätte erheblichen Einfluss auf das Spiel von Angebot und Nachfrage. Chinesischen Immobilientiteln würde das erheblichen Auftrieb geben.