Investmentfonds - Interview mit Giles Worthington, M & G

"Vorsicht vor zu viel Optimismus"

Fondsmanager erwartet schwächeres Wachstum

"Vorsicht vor zu viel Optimismus"

Wenige Finanzwerte, aber viele Versicherungen: Giles Worthington, Fondsmanager bei der britischen Investmentgesellschaft M & G, sucht sich die Titel für sein Depot nicht vorrangig nach Ländern oder Sektoren aus. Er bevorzuge Unternehmen, “die im Umbruch sind”, sagt Worthington.- Die britische Wirtschaft hat unter der Krise stark gelitten, das Pfund stürzte fast bis auf die Parität zum Euro. Mittlerweile sieht es, auch an den Aktienmärkten, besser aus. Ist das Schlimmste überstanden?Großbritannien wurde von der Wirtschafts- und Finanzkrise stark getroffen. Damit stehen die Briten jedoch nicht allein da, der Rest von Europa wurde auch stark in Mitleidenschaft gezogen. Es scheint jedoch, dass das Schlimmste vorbei ist. Die Zentralbanken haben klargemacht, dass sie die Finanzkrise eindämmen wollen und keine Bank bankrottgehen lassen. Die Regierungen haben alles darangesetzt, durch ihre Staatshilfen das Wirtschaftswachstum anzustoßen und Länder aus der Rezession zu holen. An den Aktienmärkten geht es wieder bergauf im Glauben daran, dass doch nicht das Ende der Welt gekommen ist. Zu viel Optimismus ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Das langfristige Wirtschaftswachstum ist wahrscheinlich sehr viel schwächer, als im Moment angenommen wird – vor allem wenn man die hohe Anzahl von verschuldeten Verbrauchern in vielen Industrieländern berücksichtigt.- Wie wichtig sind diese Daten für Ihren Investmentansatz?Aufgrund dieser großen Unwägbarkeiten basiert mein Investmentansatz nicht auf makroökonomischen Vorhersagen. Meiner Ansicht nach bleibt das Gewinnwachstum von Unternehmen das aussagekräftigste Unterscheidungskriterium in einem schwierigen Marktumfeld wie dem heutigen. Ich suche deshalb nach Unternehmen, die sich durch ihr zukunftsfähiges Geschäftsmodell von ihrer Konkurrenz abheben. Entscheidend ist für mich auch, ob die Führungsebene eines Unternehmens in der Lage ist – weitgehend unabhängig vom Marktumfeld – trotzdem Gewinne zu erzielen und so den Cash-flow zu steigern.- Als die Krise tobte, hieß es, Großbritannien leide besonders, weil das Königreich sowohl von der Immobilienkrise als auch von der Finanzkrise getroffen werde. Wie sehen Sie diese Sektoren?In meinem Portfolio habe ich immer noch Finanzwerte ein wenig untergewichtet. Innerhalb des Sektors bevorzuge ich klar Versicherungen vor Banken und Immobilienunternehmen. Wo immer es möglich ist, setze ich auf Anlagen mit einem verhältnismäßig hohen Beta, wozu auch Finanzaktien gehören wie zum Beispiel Fortis, Irish Life, FDB Holdings – das sind übrigens alles Versicherungsunternehmen. Ich setze jedoch lieber auf Unternehmen, die im Umbruch sind. Das heißt solche, die vor einem Wandel ihrer Geschäftsaktivitäten stehen und deren Gewinne und Cash-flow mehr von den selbst eingeleiteten Aktivitäten abhängen als von einer gesunden Wirtschaft.- Welche Sektoren sind für Sie derzeit in Großbritannien besonders interessant und warum?Ich bin davon überzeugt, dass die besten Investments nicht aus der Auswahl des richtigen Landes oder Sektors resultieren, sondern aus der des richtigen Unternehmens aufgrund einer detaillierten Fundamentalanalyse und des Ausnutzens von Marktineffizienzen.- Wo sehen Sie besondere Risiken?Wie bereits erwähnt sind Anleger meiner Ansicht nach zu optimistisch, was das langfristige Wirtschaftswachstum anbelangt. Geht man also eher von einem schwachen Wachstum aus, fahren Anleger mit einer Investmentstrategie besser, die auf qualitativ hochwertige Unternehmen setzt. Unternehmen also mit einem unverwüstlichen Geschäftsmodell, der Fähigkeit, hohe Cash-Positionen zu erwirtschaften und einer soliden Bilanz.—-Die Fragen stellte Martin Hampel.